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Auf Hitler verweisen: Praktische Hitler-Vergleiche für die Erziehung

von Dipl.-Pädagogin Antonia Stille

Manchmal läuft es nicht so, wie Sie es sich vorstellen, aber Sie finden keinen Schuldigen (außer sich selbst)? Manchmal brauchen Sie ein Argument für eine Meinung, die eigentlich nicht vernünftig vertretbar ist? Und dann sind da auch noch die nervigen Fragen Ihrer Kinder, die Sie täglich mit Ihrer eigenen Unfähigkeit konfrontieren? Kein Problem: Zum Glück gab es Adolf Hitler! (Also nicht so richtig zum Glück, Sie wissen schon, was ich meine.) 

Verdammt, Stau auf der A1! Langeweile, schreiende Blagen, Bifi-Geruch im stickigen Opel Kombi. Aber wer hat diesen Stillstand zu verantworten? Das wollen die Bälger jetzt wissen. Warum lässt man sie auch immer "Dora the Explorer" und "Wissen macht Ah!" schauen? Zumindest die Antwort auf diese Frage (am Sonntag immerhin bis 8.30 Uhr schlafen wollen) ist klar. Aber jetzt liegen Sie nicht im Bett, sondern sitzen da, im linken Ohr den Tinnitus und im rechten die Vor-Adoleszierenden, die Schuldige wollen. Die sind allerdings schwer zu finden, Experten streiten sich bis heute über die Ursachen der Steh-Entstehung. Geklärt ist aber: Ohne Hitler würde es die Autobahn gar nicht geben, ergo: keinen Stau! Um der angestauten (sorry) Frustration Luft zu machen, empfehle ich also, ein leidenschaftliches "Scheiß Hitler!" in den Auto-Innenraum zu brüllen. Das kaschiert nicht nur die eigene Unwissenheit, sondern führt auch noch dazu, dass schon früh antifaschistische Wurzeln beim auf dem Rücksitz quengelnden Nachwuchs gepflanzt werden! Wenn Sie die richtige Frequenz treffen, können Sie vielleicht sogar Ihren Tinnitus mit den Lieben teilen.

Hmmmmmm, riechen Sie das auch? Dieser würzige Röstaromen-Geruch, der langsam durch alle Stockwerke des Reihenhauses zieht - Steaktime! Sie haben der Familie mal richtig was gegönnt, ein schönes Stück Fleisch in die Pfanne gehauen, das sogar einem Bio-Rind von den Rippen geschnippelt wurde, nachdem es ein glückliches Leben geführt hat und qualvoll im Schlachthof verreckt ist. Geil, wenn Papa kocht! Alles für die Kinder und das leckere Nutzvieh. Blöd nur, dass Sophie jetzt in der Pubertät ist und gemerkt hat, dass Fleischessen sowohl ethisch als auch umweltpolitisch nur schwer vertretbar ist, und Ihnen gehen auch noch die Argumente aus wie einem Mastschwein der Platz zum Hinlegen. Warum muss das Gör auch immer die Moralkeule schwingen, wenn es sich stattdessen eine schöne Lammkeule reinpfeifen könnte? Inhaltlich kommt man hier leider nicht weiter, da müssen größere Geschütze aufgefahren werden. Es eröffnen sich zwei Möglichkeiten: Entweder Sie schalten dem Kind das Internet ab, damit es sich keine Dokus über dreibeinige Kälber und geraspelte Küken anschauen kann. Der Nachteil daran ist, dass Sie nicht nur ein neues Konfliktfeld eröffnen ("Papa, du bist echt nicht zeitgemäß!"), sondern Ihr Kind auch noch sozial isolieren; und Sie wollen ihr ja nicht das gleiche Schicksal zumuten, das Sie in der Schule erleiden mussten, weil Sie diese blöde Hühnerbrust hatten und die anderen Jungs Sie nach dem Sport unter der Dusche immer… naja, zurück zum Fleischgenuss. Ich rate daher, Sophie darauf aufmerksam zu machen, dass auch Hitler Vegetarier war. Denn wie Hitler sein, das ist selbst dem Peta-Pubertier zu heftig. Dann lieber Rumpsteak. Guten Appetit!

Die edle Kunst: Welch ein Gefühl, wenn die Kinder nicht nur Talent in "Fortnite" und Brotdosen-Verlieren zeigen, sondern auch mit dem Pinsel umzugehen wissen. Nach den vergangenen Absätzen werden Sie jetzt bestimmt denken - Stichwort Lerneffekt -, dass man den Sprösslingen das Tuschen und Zeichnen verbieten sollte, denn auch Hitler war begeisterter Maler. Aber die Kunst des HBE (Hitler-bezogenes Erziehen) ist ebenso komplex wie die ideale Zusammensetzung von Aquarellpapier: Des Führers Freude an bunter Landschaftsreproduktion führte ihn zum Anstreben einer malerischen Karriere, aber die Kunstschulen lehnten ihn ab. Daher ermuntere ich Sie ausdrücklich, Ihre begnadeten Nachkommen zu einem Berufsmalertum zu ermuntern. Denn was Hitler nicht erreicht hat, sollte doch für den Nachwuchs umso erstrebenswerter sein! Kleiner, aber wichtiger Tipp: Unterlassen Sie Familienurlaube in Osteuropa lieber - nur zur Sicherheit. Obwohl die gewählte Profession später Prävention genug sein sollte: Als Besitzer eines mäßig erfolgreichen Ateliers in der Oberpfalz werden Ihre Kinder sicher keinen Weltkrieg auslösen. Danke Hitler! (Also, wie gesagt, nicht wirklich danke, sie wissen schon, usw...)

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg