Inhalt der Printausgabe

Die PARTEI informiert


Martin Sonneborn (MdEP)
Bericht aus Brüssel
Folge 7

»Man soll nur von Europa sprechen, denn die deutsche Führung ergibt sich ganz von selbst.«

Außenpolitisches Amt der NSDAP

Brüssel, EU-Parlament, Pressekonferenz von Marine Le Pen

Dichtes Gedränge am Eingang des Konferenzraumes. Zwei unangenehm wirkende Sicherheitsleute bewachen die Tür, an der ein großes Schild prangt: KEIN ZUGANG FÜR ABGEORDNETE! Zum Glück besitzen Büroleiter Hoffmann und ich Presseausweise, unbehelligt gelangen wir in den überfüllten Saal. Eine Bande von Rechtsradikalen sitzt auf der Bühne, die ich aus den Reihen der Fraktionslosen kenne, etwa Marine Le Pen und Geert Wilders. Nach knapp einjährigen Verhandlungen haben sie endlich ihre Fraktion gegründet.

Gerade fragt ein BBC-Kollege, wie viel zusätzliches Geld die Fraktion erhalten wird. Le Pen weist die Frage als »Unverschämtheit« zurück, andere Fraktionen würden das auch nicht gefragt.

Eine weitere Unverschämtheit ist die Tatsache, daß ich hier unter Journalisten sitze und nicht mit oben auf der Bühne. Bin ich nicht auch Populist? Daß Le Pen mich nicht eingeladen hat, enttäuscht mich sehr. Andererseits dürfte mein Marktwert im Parlament gerade enorm gestiegen sein: Auf die Mindestzahl von 25 Abgeordneten kommen die Neufraktionäre mit Front National und FPÖ leicht. Aber eine Fraktion muß zugleich mindestens sieben Mitgliedsstaaten repräsentieren, Le Pen operiert genau wie die EFDD von Nigel Farage* am absoluten Limit. Wenn etwa die einzige Britin**, der Belgier oder der Rumäne abspringen, bricht die Fraktion zusammen – damit auch der Anspruch auf zusätzliche 17,5 Millionen Euro und erweiterte Redezeit im Plenum. Da die Halbwertszeit der beiden europakritischen Fraktionen in der Verwaltung als eher gering eingeschätzt wird und in beiden kein deutscher Parlamentarier vertreten ist, dürfte mein Marktwert als Feuerwehrmann und Fraktionenretter im EU-Parlament jetzt bei rund einer Million liegen. Netto, Frau Le Pen, netto!

Nett auch, daß der Abschaum des Parlamentes nunmehr aus lediglich 14 fraktionslosen MEPs besteht. Vielleicht können wir mal zusammen kegeln gehen.


Sachdienlicher Hinweis einer Mitarbeiterin aus dem Sekretariat der fraktionslosen MEPs

Genauso wie die Fraktionslosen unter den MEPs ein weitaus geringeres Ansehen genießen, so sehen auch die Sekretäre der Fraktionen auf uns herab.

Anmerkung des Generalsekretärs der PARTEI Tom Hintner

Wahrscheinlich schauen noch die Schaben bei den Fraktionsmitgliedern auf die Schaben bei den Fraktionslosen herab!


Hessische Landesvertretung

Die »Union Europäischer Föderalisten« hat zu einer abendlichen Diskussion geladen: »An EU Army: Fantasy or Political Project?« Die Bühne ist allerdings von links bis rechts komplett phantasielos besetzt, neben einer kriegslüsternen amerikanischen Journalistin und einem Vertreter von rund 3000 Luftfahrt- und Rüstungsfirmen sitzen u.a. ein deutscher General und MEP Elmar Brok (CDU) auf der Bühne.

Der Reihe nach werden von allen Anwesenden die Vorteile einer schlagkräftigen EU-Armee herausgestellt. Am unterhaltsamsten agiert dabei der Rüstungslobbyist, er quengelt nach höheren Rüstungsausgaben, weil diese nach dem Fall der Mauer unverständlicherweise deutlich gesunken seien und das gesammelte Rüstungswissen von über 30 Jahren verlorenzugehen drohe, während der Russe praktisch vor der Tür stehe. Zum Schluß hat Elmar Brok seinen Auftritt.


Sachdienlicher Hinweis aus Facebook

Martin Sonneborn Brüssel, Landesvertretung Hessen: Nach ein paar Rüstungslobbyisten plädiert Elmar Brocken (150 Kilo, CDU, MdEP) für eine EU-Armee und schläft vor Begeisterung ein.

Walter Maurer Klarer Fall fürs Flakkgeschütz.
Rubin Balling Der muß Mitglied der PARTEI werden! Gekrümmte Waffen und schlafende Militärpolitiker gehören zusammen!
Andreas Vonrath Wachhalten wäre Folter.
Phi Lippe Ist er tot?


Flughafen Berlin-Tegel, Wartebereich für den Flug nach Brüssel

Achduscheiße, Elmar Brok ist überhaupt nicht tot, er stapft vielmehr geradewegs und keineswegs gutgelaunt auf mich zu! Bloß weil sein Foto ein bißchen im Internet herumging. Erregt zischt er: »Sie haben sich über mein Glasauge lustig gemacht! Ich habe nicht geschlafen, ich habe mein Auge ausgeruht!! Ich mag das nicht!!!« Gute Güte, der Mann hat ein Glasauge? Einem alten Witz zufolge muß es das linke sein, weil mich das gerade mit sehr viel mehr Sympathie anschaut. Aber seit wann muß ein Glasauge ausruhen, denke ich und sage: »Ich mag Ihre Idee einer EU-Armee nicht! Aber ich habe mich nicht über Ihr Glasauge lustig gemacht.« – »Das hätten Sie wissen müssen, informieren Sie sich über mich!« Schnaubend dreht der Ostwestfale ab. Informieren, warum? Ich weiß, wer Brok ist: über zehn Jahre Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses, Kohl- bzw. Merkel-Vertrauter. Seit 1980 im Parlament, einer der einflußreichsten Strippenzieher und nebenbei über Jahrzehnte hinweg hochbezahlter Bertelsmann-Manager - eine Kombination, die der Staatsrechtler von Arnim als »legale Korruption« bezeichnet und Transparency International als »Gefahr für die Demokratie«. TTIP-Freund, mitverantwortlich für das politische Desaster in der Ukraine. Außerdem ein Choleriker, der u.a. bei FAZ, SZ und WDR unliebsame Berichterstattung durch Anrufe zu unterbinden sucht und der in dem Ruf steht, seine Assistenten zu schlagen; natürlich nur, wenn es angebracht ist. 2007 Pfeife oder Pfeifenraucher des Jahres. Hab ich was vergessen?


Sachdienlicher Hinweis von Wikipedia

In verschiedenen ukrainischen Medien wurde berichtet, Brok habe bei seinem Besuch in Kiew auch ein Bordell besucht und sich abfällig über ukrainische Frauen geäußert. Brok dementierte die gegen ihn erhobenen Vorwürfe. Die Anschuldigungen seien haltlos und Teil einer Kampagne der ukrainischen Regierungspartei. Der ukrainische Ministerpräsident entschuldigte sich bei Brok, bezeichnete die Aktion als Verleumdungskampagne und bestritt jegliche Beteiligung seiner Regierung.


Flughafen Brüssel-Zaventem, Wartebereich des EU-Fahrdienstes

Ab und an zeigt die EU auch ihre lustigen Seiten; selbst politische Schwerstgewichte kämpfen vergeblich gegen die Bürokratie. Von einer burschikosen Fahrdienstleiterin werden Elmar Brok, Udo Voigt und ich ein und demselben VW-Bus zugewiesen, der uns ins Parlament bringen soll. Brok schwitzt vor Wut, als er dem Fahrer bedeutet, er wolle keinen von den Mitfahrern sehen, und dann mit seinem Rucksack vorne auf den beengten Beifahrersitz klettert. Ein konservativer Brite, der im letzten Moment zu uns stößt, wundert sich über das eisige Schweigen im Wagen. Es wird erst vor dem Parlament unterbrochen, als ich zu Udo Voigt sage: »Sie steigen sicherlich rechts aus.« Voigt hat offensichtlich wenig Humor: »Ja, mal sehen, hrrmpf, welche Tür äh… aufgeht…«

Straßburg, Plenum

Super, neue Sitzordnung im Plenum. Meine ehemaligen Nachbarn von FPÖ und Front National haben Fraktionsrang und dürfen ab sofort weiter vorne sitzen. Ich finde meinen Platz am rechten Rand der verbliebenen Fraktionslosen. Rechts neben mir sitzt jetzt Beatrix von Storch (AfD), links ist ein Platz frei, dann folgen Udo Voigt, Le Pen Senior*** und eine unauffällige Dame, die mir kürzlich bei einem Abendessen des südkoreanischen Botschafters gegenüber saß: Krisztina Morvai. Eine kurze Recherche ergibt, daß sie aus Ungarn stammt und von der Jobbik-Partei aufgestellt wurde – der Partei, die schon mal durchzählen lassen wollte, wie viele Juden im ungarischen Parlament sitzen.


Sachdienlicher Hinweis von Wikipedia

2008 empfahl Morvai den »liberal-bolschewistischen Zionisten«, sich schon einmal zu überlegen, »wohin sie fliehen und wo sie sich verstecken«. 2009 empfahl sie ihren jüdischen Kritikern, »mit ihren kleinen, beschnittenen Schwänzen zu spielen«, statt sich mit ihr zu befassen, und nannte die Israelis »verlauste, dreckige Mörder«. 2010 behauptete sie, Belege für eine angebliche Erklärung Shimon Peres’ zu haben, daß Israel Ungarn aufkaufen wolle.


Sachdienlicher Hinweis aus Facebook

Heiko Siebert Sind das alle Anwesenden? Bei einem Terroranschlag müßte der IS da sogar noch eigene Geiseln mitbringen.
Milan Sühnhold htt­p://www.hagopur-shop.de/Hagopur+Wildschwein+Stopp… das sollte helfen!


Während ich noch über die Einsatzmöglichkeiten von Wildschweinstopp sinniere (Spaß), steuert ein hochgewachsener 70jähriger Glatzkopf mit Fliege und Schnäuzer den freien Sitz zu meiner Linken an. »Herr Sonnäborn? Mein Name ist Korwin-Mikke…«, beginnt der Pole und hebt die Hand. Schlagartig wird mir der letzte Bericht aus Brüssel bewußt: Korwin-Mikke hatte einen Parlamentarier geohrfeigt, der ihn als meschugge bezeichnet hatte. Und ich hatte den Polen zwei Zeilen weiter ebenfalls »meschugge« genannt… Aber der studierte Philosoph holt nicht weiter aus, sondern reicht mir die Hand höflich zum Gruße: »Gutten Tag!« – »Guten Tag, mein Herr! Sie sprechen deutsch?« – »Nein. Wenn Elmar Brok Deutsch spricht, kann ich das nicht verstähn…«

Die Debatte plätschert vor sich hin, immer mehr MEPs verlassen das Plenum. Als es um die Einführung eines europaweit einheitlichen Fahrscheines geht, stößt mich mein polnischer Nachbar an. »What means ›ticket‹ in German?« Ich antworte, daß man ruhig »Ticket« sagen kann, das würde jeder verstehen. Korwin-Mikke bedankt sich artig, steht auf und hält eine Rede. Ich schalte sein Mikrophon ein, damit man hören kann, was er sagt. Engagiert spricht er sich für Vielfalt und gegen Vereinheitlichung in Europa aus. Dann hebt er den rechten Arm und ruft auf deutsch: »Ein Volk, ein Reich, ein Tickät!« Mir fällt vor Schreck fast der Stift aus der Hand! Wenn ich gewußt hätte, was der Kollege plant, hätte ich Ticket natürlich mit »Fahrschein« übersetzt. Ein F-Wort klingt in dieser Reihung doch viel passender.

Richtiger Arm, tadellose Haltung: Janusz Korwin-Mikke

Sachdienlicher Hinweis aus Facebook

Lukas Metzger Sie hätten auf die Frage nach der Übersetzung von »Ticket« anders antworten sollen. Mit »Kühlschrank«, zum Beispiel.
Henrik Kiepe »Ein Volk, ein Reich, ein Schnaps bitte«
Gerrit Volkenborn »Führerschein«! DAS hätte Korwin vermutlich auch geglaubt! »grin«-Emoticon


Am nächsten Tag ist der griechische Ministerpräsident Zypras im Plenum. Während ich die Schwingtür aufstoße, ruft Dustin Hoffmann an: »Korwin-Mikke hatte gerade wieder eine one minute speech, diesmal hat er tatsächli…« Den Rest kann ich nicht verstehen, weil mein Büroleiter von Korwin-Mikke übertönt wird. Der rüstige Monarchist stürmt auf mich zu, strahlt vor Freude über das ganze große Gesicht und verkündet, heute habe er eine noch viel stärkere Rede gehalten: »Ich habe Zypras gesagt, er muß machen es wie Pinochet, sonst keine Chance!«

Brüssel, Parlament

Ein ARD-Team interviewt mich gerade zum Thema »Kleine Parteien im Europäischen Parlament, die den Steuerzahler nur Geld kosten und nichts bringen«, als Elmar Brok vorbeispaziert. Vor laufender Kamera spricht ihn die Reporterin an, bittet ihn hinzu.

Brok (abwehrend) Mit Herrn Sonneborn mache ich nichts. Gar nichts!
Sonneborn Seit wann denn nicht, Herr Brocken? Wir haben neulich …
Brok Ich hab noch nie etwas mit Ihnen gemacht. Sie machen nur Doofes wie Twitter, wo Sie sich heute noch nicht entschuldigt haben!
Sonneborn (irritiert) Aber ich habe neulich eine sehr schöne Veranstaltung mit Ihnen absolviert!
Brok Wissen Sie was, wenn ich die Augen zu habe, ich hab ein Glasauge und darüber machen Sie sich lustig!
Sonneborn Ich habe mich nicht über Ihr Glasauge lustig gemacht.
Brok (mit vor Zorn hervortretenden Adern) Sie sind ein bösartiger Mensch, der hier nichts schafft, faul ist und nur rummeckert. Faul! Faul!
Sonneborn (bösartig) Stimmen denn wenigstens die 150 Kilo?
Brok (kommt so nah an mich heran, daß sein enormer Bauch meinen Bauch berührt und beantwortet damit die Frage. Unsere Köpfe dagegen bleiben vor der Kamera schicklich auf Abstand) Wissen Sie, auf welchem Niveau Sie sich bewegen? Eines Komikers! Das ist auch Ihr Beruf: Ein Komiker, Sie sind ein auf Steuerzahlerkosten subventionierter Komiker!

Die Köpfe in schicklichem Abstand, die Bäuche kollegial aneinandergelegt: MEP Brocken und ich.

Brüssel, Büro

Das findet auch ein Hiwi der Konrad-Adenauer-Stiftung, Parteienforscher Karsten Grabow. In seiner Studie »Kleine Parteien im Europäischen Parlament« resümiert er: »Sonneborn verweigert im Grunde jede Mitarbeit und bringt seine Geringschätzung des Parlaments zum Ausdruck.«


Sachdienlicher Hinweis des Handelsblatts

Laut KAS-Studie macht Sonneborn »im EP im Grunde nichts« – außer, daß er den Brüsseler Betrieb für Satire nutzt. Als »Trittbrettfahrer des Null-Prozent-Sperrklausel-Urteils« kostet Sonneborn die Steuerzahler jährlich mindestens 160 000 Euro. Und was bekommen sie dafür? Mal mehr oder mal weniger originelle Videoclips aus dem EP. Ein teurer Spaß also?

»Die EU kostet im Jahr 135 Milliarden Euro. Da ist die eine Milliarde, die ich in Brüssel einstecke, gut investiert«, sagte Sonneborn dem Handelsblatt. »Ich stimme abwechselnd mit ›Ja‹ und ›Nein‹. Damit mache ich nichts kaputt, außer TTIP, und habe einen höheren Unterhaltungswert als Herbert Reul.« (Chef der CDU/CSU-Gruppe im EU-Parlament; d. Red.)


Sachdienlicher Hinweis des Focus

Er kassiert 160 000 Euro pro Jahr: Sonneborn krümmt im EU-Parlament keinen Finger!
Einer, den das gewaltig aufregt, ist Elmar Brok: »Ich finde es schlimm, wenn jemand versucht, das Parlament der Lächerlichkeit anheimfallen zu lassen. Herr Sonneborn wurde gewählt und kassiert Geld für seine Abgeordnetentätigkeit, deshalb ist es seine Pflicht, positiv zu arbeiten.«


Sachdienliche Hinweise

Martin Sonneborn #ElmarBrocken will, daß ich in Brüssel »positiv arbeite«. Wie er. Aber eine 2. Ukraine können wir uns in Europa derzeit nicht leisten. ROLF!
Torsten Klöpfel Rumsitzen, Nichtstun und dafür Geld kassieren? Ich bin noch nie authentischer repräsentiert worden.


 

* Vgl. das Angebot von Farage in TITANIC 01/2015.
** Janice Atkinson, wg. zu hoher Spesenabrechnungen kürzlich aus der Ukip geflogen.
*** Le Pen Senior hat seine Tochter wahrscheinlich zu antiautoritär erzogen, jedenfalls durfte er nicht mit in die Fraktion.


Achtung, Durchsage: Dieser Bericht wurde mit 160 000 Euro aus Mitteln des Europäischen Parlamentes finanziert und zeigt möglicherweise ein Zerrbild desselben.

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt