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Aus Eugen Egners Püppchenstudio


In meiner Eigenschaft als Vertreter für Strick- und Häkelnadeln kam ich eines Tages zu einer Haustür. Was ich stärker empfand – Überraschung oder Enttäuschung – hätte ich nicht sagen können. Meine übliche Vorgehensweise bestand darin, zu klingeln und der öffnenden Person die Frage zu stellen: „Wissen Sie denn auch, daß Frauen und Mädchen in aller Welt häkelnund stricken?“ Ich war nicht restlos zufrieden mit dem Wortlaut, wußte aber keinen besseren. Heute würde ich sagen: "Guten Tag. Nehmen wir uns ein Beispiel an den Braunbären. Sie brauchen keine Digitalisierung, und sie haben recht."


Kleinanzeige
Auch aus den Gründen (Auflösung eines Jazzmusikers) abzugeben:
Reformkleid aus Klingelseide
.
Aufgrund größerer Wartungsarbeiten bitten wir, bis spätestens 11. Oktober 2022 zu bezahlen, stirbt verhindert mehr Gerüst.


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Brahms und die Realität (Teil2) 

In jener Zeit reiste ich einmal mit dem Zug irgendwo hin, um etwas Geschäftliches zu erledigen. Der Wagen, in dem ich saß, war bis auf mich leer. Dieser Umstand hätte mir erlaubt, ungestört Mundharmonika zu spielen, doch ist das nicht meine Art, ich besitze auch kein solches Instrument. Mein Vater hatte einst eine Mundharmonika gehabt, und sie war vor Jahren mit ihm begraben worden.  

Ungefähr eine halbe Stunde vor meinem Fahrtziel hielt der Zug auf offener Strecke. Zunächst nahm ich die Verzögerung ohne weiteres hin, als sie sich dann aber auffällig in die Länge zog, wurde ich ungeduldig und begann, den Kopf hin und her zu drehen. Es fehlte nicht viel, und ich hätte ein Fenster geöffnet. Da kam der Schaffner durch den Gang gelaufen. Als er mich sah, blieb er stehen und sprach: „Steigen Sie bitte aus. Der Zug endet hier.“

„Der Zug endet hier?“ empörte ich mich und fügte an, wohin ich zu reisen gedachte. Bedauernd erwiderte der Schaffner, eine Weiterfahrt sei unmöglich. Ich fragte nach dem Grund für diese Unmöglichkeit. „Kommen Sie mit, ich zeige es Ihnen“, sagte der sich nun in Bewegung setzende Mensch. Verärgert nahm ich meine Reisetasche und folgte ihm ins Freie.  

Auf dem knirschenden Schotter schritt er voran zur Lokomotive. Da sah ich es dann: Etwa zehn Meter vor uns endeten die Schienen an einem riesigen gemalten Hintergrund, um auf diesem zweidimensional (und perspektivisch durchaus überzeugend dargestellt) weiterzuverlaufen, bis sie sich in Unschärfe verloren.  „Könnte Brahms dahinterstecken?“ fragte ich unwillkürlich. „Durchaus“, meinte der Schaffner. 

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Brahms und die Realität

Damals hörte man immer häufiger, die Realität habe, zumindest stellenweise, merklich nachgelassen. Manche Menschen waren sogar der Meinung, es könne allmählich von einer Realitätsverwahrlosung gesprochen werden. Das Amt für Realitätspflege sah sich daher zum Handeln gezwungen und gab folgende Geheiminformation heraus:
„In den letzten Jahren haben weltweit beunruhigende Ereignisse stattgefunden, an denen sich eine allgemeine Tendenz ablesen läßt: Das, was wir Realität nennen, erschöpft sich offenbar und gerät in Auflösung. Die Ursache scheint, wie üblich, menschengemacht zu sein. Offenbar haben die von den diversen elektronischen Medien generierten und kumulierten Datenmengen ein Eigenleben angenommen, wodurch eine Art schwer schizophrenen Bewußtseins entstanden ist. Dieses erzeugt auf dem Wege der Selbstentzündung wahllos Kopien von ebenso wahllos kombinierten Realitätsteilen: Das Phänomen der elektronischen Fata Morgana. Der Sitz dieses neuen, im menschlichen Sinne nicht persönlichen Bewußtseins (s.o.) wird in einem Bereich links unten neben der Realität vermutet.“
Mein Instinkt sagte mir, daß in Wirklichkeit Brahms, unter dem ich seinerzeit viel zu leiden hatte, auch an der Realitätsverwahrlosung Schuld trug. Leider konnte ich es nicht beweisen.

(Wird fortgesetzt.)


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Ruf zu jeder vollen Stunde: »Sterbt Menschen aus! Menschen aussterben ist schön!«


Allgemeinmedizin

(1. Akt)

Nach endlos langer Wartezeit kam 341,2 an die Reihe. Als erstes wurde er gefragt, ob er Beckmann heiße. Das verneinte er wahrheitsgemäß, und man antwortete, dann sei es ja gut.

(2. Akt)

»Was scheint denn die Schwierigkeit zu sein?« erkundigte sich die Doktorpuppe. 341,2 schilderte seine Beschwerden. Umgehend füllten Doktorpup­pe und Doktortier große Wassermengen in seine Ohren. Sie betonten, dies ge­schehe im Namen seiner Gesundheit und beriefen sich auf ein großes Diplom an der Wand, das sie ausdrücklich zu solchen Praktiken er­mächtigte. Bei der weiteren Untersuchung fand 341,2 heraus, daß es ratsam war, das Doktortier genau im Auge zu behalten. Schließlich sprach die Doktor­puppe: »Ihnen fehlt nichts.«


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Aus der Werkstatt:

Ein anspruchsvolles Projekt
(Ungültige frühe Fassung, 2. Teil)

Mir wurde umgehend ein höchst anspruchsvoller Auftrag erteilt. Ich sollte heterogene gedruckte Texte in einer Collage so kombinieren, daß in der geistigen Dimension des neu entstehenden Textes ein mondgroßes, rundes Objekt am Himmel entstand. Praktisch unsinnige Aufgaben hatten mich schon immer beflügelt, und ich machte mich mit großem Enthusiasmus ans Werk. Als Erklärung für die Macht des gedruckten Worts wurde seinerzeit das Vorhandensein einer entsprechenden Strahlenquelle angenommen. Damit das dieser Annahme zugrundeliegende Gesetz aus allen Himmelsrichtungen funktionierte, mußte das geistige Substrat der Quelle korrekt in einem Hauptbuch abgelegt sein. Jeden Morgen wurde mir ein Stapel Tageszeitungen und Zeitschriften gebracht. Aus ihnen schnitt ich bestimmte, in einer Liste aufgeführte Worte und Sätze aus, die ich dann, mit Angabe der Quelle sowie des Datums, auf dafür vorgesehene Karteikarten klebte. Diese wichtigen Vorarbeiten und die praktische Anwendung der Bildermännchentypologie waren die Grundlage des Projekts. Dessen Durchführung erwies sich zuletzt aber als sehr schwer. Ich mußte vermeiden, daß sich das zu erzeugende Objekt zu weit von einem bestimmten Punkt am Himmel des Textes abschleuderte, selbst wenn es genau gegenüber am selben Punkt zu finden war. Wiederholt begab ich mich ins Naturnegativ der Collage, um Senegativ und Zellgeschwindigkeit zu justieren. Die Röntgenschreibung der Strahlenquelle konnte ich jedoch nicht dauerhaft annulieren, wodurch das Ergebnis völlig mißlang. Anstatt eines runden, mondähnlichen Objekts am Himmel der Erzählebene entstand ein großes Loch im Text. Die inzwischen komplett ausgewechselte Geschäftsleitung verlangte, ich solle mich in den beschädigten Text verfügen, um das Loch mit mir selbst auszufüllen.


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Aus der Werkstatt:

Ein anspruchsvolles Projekt
(Ungültige frühe Fassung, 1. Teil)

Oft vergaß ich, morgens zur Arbeit zu gehen, obwohl ich am Abend zuvor noch daran gedacht hatte. Nach dem mühsamen Erwachen konnte ich mitunter nicht einmal meinen linken Fuß oder dergleichen finden. Anders als die übrigen Angestellten, betrat und verließ ich das Firmengebäude nie durch den Haupteingang, sondern durch eine unscheinbare Tür weiter unten an der Straße. Wenn ich hinein wollte, mußte ich dreimal klingeln und über die Gegensprechanlage ein täglich wechselndes Kennwort nennen.
Die Firma, bei der ich arbeitete, gab es offiziell nicht. Somit gab es mich offiziell auch nicht. Wie man mir versichert hatte, war dies das Äußerste, was ich an Tarnung erwarten konnte. Am meinem ersten Arbeitstag war ich aus Geheimhaltungsgründen in einer innen gepolsterten Holzkiste angeliefert worden. Ich hatte ein kleines Büro für mich allein und sehr wenig Kontakt zu meinen Arbeitskollegen. Trotzdem entging mir nicht, daß die Belegschaft häufig, ja, geradezu regelmäßig ausgewechselt wurde. Das erklärte ich mir mit der Sicherheitspolitik des Betriebs.

(Fortsetzung folgt)

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Nichts von alledem! Vielmehr soll an dieser Stelle abschließend auf den Prüfungsbericht vom (Datum unbekannt) eingegangen werden. Der erste Teil dieses Berichts, die Seiten 1 bis 27, gilt – im Unterschied zur Schriftprobe – als verschollen. Eine Rekonstruktion – zumal auf der Grundlage der Schriftprobe – wird inzwischen allgemein nicht mehr für möglich gehalten.  
Überlebende Prüflinge, die Jahre später noch hatten ermittelt werden können, machten bei Befragungen stark von einander abweichende Aussagen. Von einer „angespannten Situation“, ja, von „Angst und Schrecken“ war die Rede, doch auch davon, daß jede beliebige Antwort akzeptiert worden sei. Einige Zeugen bezeichneten den seinerzeit amtierenden Prüfer, an dessen Namen sich bemerkenswerterweise niemand erinnern konnte oder wollte, als „Teufel in Menschengestalt“, andere als „wohlwollend“ und „eine wirklich gute Wahl“. Übereinstimmung herrschte lediglich in einem Punkt. Sämtliche Befragten erwähnten, daß sich in den vielen Falten der von dem Prüfer getragenen Oberbekleidung „vielleicht eine zweite Person verborgen“ hatte. Möglicherweise habe aber auch eine körperliche Anomalie bewirkt, daß ein dritter Arm aus seiner Brust herauszuhängen schien. Dieser Arm sei „voll entwickelt“ gewesen, doch „schlanker als die beiden übrigen“, und „auch die deutlich kleinere Hand könnte eher die einer Frau gewesen sein“. Alle Zeugen gaben an, sie hätten wahrgenommen, daß die zusätzliche Extremität nie aus eigener Kraft agiert habe, sondern mittels der rechten oder linken Hand bewegt worden sei. Unter den vorstehend genannten Umständen erscheint es sinnvoll, den überlieferten zweiten Teil des Berichts, die Seite 28, zu vernichten.  
Eventuell noch bestehende Fragen werden unter der Telephonnummer 4 beantwortet. 

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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt