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Ein altes Bauernregal

Nicht ganz so bekannt wie ihre bourgeoise Konkursschwägerin, die Kalte Sophie (15. Mai), ist eine andere Eisheilige, die seit dem Mittelalter vor allem in Süddeutschland verehrt wird. Die Kalte Progression lebte den einen Quellen zufolge Ende des 19. Jahrhunderts unter dem Schuldturm von Freezing (heute: Freising). Andere Berichte deuten darauf hin, dass die fromme Quasi-Jungfrau bereits 400 netto vor Jesus Christus im Landkreis Billigheim zur Welt kam und somit eine der geldwertesten Heiligen überhaupt ist.

Progression war die Tochter eines rechtschaffenen Wucherers und hatte über 256 Geschwister, bei 8 % Steigerung pro Jahr. Sie weigerte sich standhaft, die Preise zu senken, da sie ihre unsterbliche Seele nicht den Händen der teuflischen Deflation ausliefern wollte. Davon hörte der heidnische König Realeinkommen und hieß "Proggi" vor seinen Thron zu treten, welcher mit Tapetenkleister aus ausgemusterten Banknoten zusammengepicht war. Die standhafte Maid lehnte alle Angebote des Königs ab, mit denen er ihre Rendite in Versuchung bringen wollte. Stattdessen berief sie sich auf die grundgültige immerwährende Austerität und verfluchte das Steuerrecht, auf dass es sich in Ewigkeit nicht auf die Größe der Rückseite eines Bierdeckels schrumpfen lassen würde.

Man steckte ihr goldene Kreditkarten ohne Überziehungslimit unter jeden ihrer brutto elf Fingernägel und ritzte obszöne Preisnachlässe mit dreistelligen Prozentzeichen in die Haut ihres Rückens. Doch sie blieb standhaft, nahm keinen Cent Schulden auf und weigerte sich, mehr als das Mindesteinkommen zu verdienen. Da platzte dem König das Scheckbuch. Er ließ die tugendhafte Maid auf den Buckel eines Sparschweins binden und das schwerfällig klimpernde Vieh bis zu den Klippen der Rezessionsküste jagen, wo es im Nebel eines Cum-Ex-Skandals verschwand.

Als irgendwann später die Heere des Sultans Ue-Ber schul-Dung ihre Heimat eroberten, gab es überall im Land fürchterliche Umsatzsteuerprüfungen und Rabattschlachten, dass das Volk der einfachen Finanzfachangestellten zitternd im Keller hockte und die Heilige Progression um Hilfe anrief, indem es ungedeckte Wechsel unterschrieb und sich mit gefälschten Bilanzen geißelte.

Doch Santa Progressia Galoppierens, wie sie das Betriebswirtschaftsvolk mittlerweile ehrfürchtig nannte, ließ sich nicht erweichen im wahren Glauben an Einnahmen, die die Ausgaben decken. Zumal sie zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahrhunderten abgeschrieben war. Fazit: Pleite!

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Müters Söhne #3

Jugendliche und Kunst

"In meinen aktuellen Arbeiten habe ich meine Beziehung zu dir verarbeitet"

Gideon ist 16 Jahre alt. Seine Mutter Viola Müter schreibt hier im wöchentlichen Wechsel über ihn und ihre anderen zwei Söhne im Alter von 5 und 12 Jahren. Die Mutter nennt sie liebevoll ihre "Mütersöhnchen".

Gideon sagte mir recht unbeteiligt, ich dürfe am Wochenende nicht zu seiner Ausstellung kommen. Er wird in seinem Jugendzimmer ausgewählte Zeichnungen präsentieren. Zuerst war ich enttäuscht. Gideon hat sogar Essen bei einem teuren Catering bestellt. Ich hätte gerne das Wachtelei-Canapé mit Kaviar probiert.

"In meinen aktuellen Arbeiten habe ich meine Beziehung zu dir verarbeitet", erklärte er. Das beunruhigte mich zutiefst. Geht es in der Ausstellung darum, mich als schlechte Mutter darzustellen? "Nein", sagte Gideon, er befürchtete nur, seine Gäste würden sich durch meine Anwesenheit befangen fühlen. "Du würdest meiner künstlerischen Arbeit erneut im Weg stehen." Den Vorwurf kannte ich schon. Dabei verstand er nicht, wie viele Sorgen mir seine Zeichnungen in der Vergangenheit bereitet haben.

Im Grundschulalter zeichnete Gideon ausschließlich Richard David Precht. Ich kenne meinen Sohn. Mir wurde schnell klar, dass er damit seine Überlegenheit signalisieren wollte. Ich hatte mich in seinem Alter nicht künstlerisch mit großen Philosophen auseinandergesetzt. Gideon wusste das. Zwei Jahre meiner Kindheit war ich damit beschäftigt, eine lebensgroße Müllskulptur von Rudolph Moshammer anzufertigen. Manchmal glaube ich, Gideons Selbstverständnis, jedem intellektuell überlegen zu sein, entspringt der Tatsache, dass er in der Philosophie-Bibliothek der Universität zu Köln gezeugt wurde. Gideons Zeichnungen zeigten damals Richard David Precht schreibend, denkend, als Kentaur, als hinduistischen Gott und in Badehose. Diese Entwicklung machte mir Angst. Mehrmals war ich kurz davor, ihn zum Kinderpsychologen zu schicken. Bis ich ihn zum Pastor brachte – danach zeichnete er keine Philosophen mehr.

Auch in den letzten Jahren besorgten mich Gideons Zeichnungen. Sie waren teilweise sehr obszön. Gideon zeichnete viele Akte. Ich verstehe nicht, warum er nicht stattdessen Pornos schaute. Einmal erkannte ich in einem Akt meine Schwester. Gideon hat ein gutes Verhältnis zu seiner Tante. Doch die Zeichnung befremdete mich. Warum hatte er sich für sie als Modell entschieden? Findet Gideon meine Schwester attraktiver als mich? Den Kontakt zu meiner Schwester habe ich abgebrochen. Einen großen Teil von Gideons Aktzeichnungen habe ich verbrannt.

Schon in ein paar Tagen findet Gideons Vernissage statt. Ich habe mich entschieden, zur gleichen Zeit eine Protestausstellung im Wohnzimmer zu organisieren. Es geht mir nicht darum, seiner künstlerischen Arbeit im Weg zu stehen. Ich weiß, dass ich eine gute Mutter bin. Ich glaube nur, dass es meine Siebdrucke von Rudolph Moshammer auch verdient haben, gesehen zu werden.

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Kleine Spitzel groß im Kommen

Nachdem der Erfinder des Babyfons mithilfe seiner Firma Innovative Dragon sensible Informationen über deutsche Militärtechnik an die Chinesen weitergegeben haben soll, zweifeln High-Profile-Eltern an der Sicherheit ihrer Lauschmaschinen. "Das nächtliche Gebrabbel meines Jüngsten hat schon immer verdächtig nach Mandarin geklungen", wundert sich Marine-Admiral Peter S. nicht wirklich und befürchtet, Peking habe jedes seiner vier Kinder via Funk indoktriniert, um ihn als Geheimnisträger auszuspionieren. Bei Online-Meetings mit hoher Geheimhaltungsstufe hatte S. immer das ungute Gefühl, sie würden, statt auf dem Fußboden Mandalas auszumalen, heimlich mitschreiben. "Dass mein zweieinhalbjähriger Sohn Kevin Sören mir detaillierte Fragen zum 'Cross-Connect-Getriebe mit Propellerwellen für die Schiffsklasse 124' stellte, habe ich Depp damals als Zeichen kindlicher Neugier verstanden." Weil S. nicht weiß, ob die Verbindung noch sicher ist, hat der Befehlsgeber vorsorglich sämtliche Babyfons entsorgt und die Betreuung seiner Kinder vertrauensvoll in die Hände der Moskauer Au-Pair-Mädchen Ekaterina und Natalia-Miroslawa gegeben. Mit der Erziehung laufe jetzt alles bestens, ist S. hochzufrieden. "Bis auf 'Da, moy prezident' und 'Net problem, gospodin Putin' habe ich von meinen Kleinen nichts Kompromittierendes mehr gehört."

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Vorschlag zur Güte #7

Wie umgehen mit Rechtsradikalen? Nach dem die Journalist/innen Tilo Jung und Caren Miosga die AfD-Politiker Maximilian Kräh und Tino Schruballa in ihre jeweiligen Talkformate eingeladen haben, wurde im Netz viel gestritten. Soll man mit Nazis reden, sie argumentativ auseinandernehmen – oder sie lieber ganz ignorieren?
 
Vorschlag zur Güte: Wer unbedingt mit Rechtsradikalen reden will, darf das gerne weiterhin machen. Dies sollte aber im Rahmen eines privaten Abendessens geschehen. Was Caren Miosga bei Schnitzel und Kartoffelsalat mit dem AfD-Chef besprochen hat, darf sie dann gerne in ihrer nächsten Sendung für die Zuschauer knapp zusammenfassen.

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Die aufwühlendsten Überschriften von Kicker.de (Vol. 9)

  • "Riemer bleibt am Wiehen"
  • "Der Wolfsburger Wald: Was Hasenhüttl von Rangnick mitgenommen hat"
  • "'Nach Kohli krähte kein Hahn, einfach vergessen'"
  • "FCS begutachtet Iwe"
  • "Mause und Malone lassen den MSV in den Abgrund schauen"
  • "Piwernetz geht den Schweinfurter Weg mit"
  • "TSG bindet Hickelsberger"
  • "Burkhardt antwortet Gregoritsch: Mainz klettert über den Strich"
  • "Dicklhuber bricht den Bann: Die Stuttgarter Kickers haben das Sieger-Gen zurück"
  • "Ziehl: 'Das hat uns nicht gut zu Gesicht gestanden'"
  • "Spelle angelt sich Düker"
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TITANIC Finance

Alles, was Sie über das kürzlich stattgefundene (2024) und voraussichtlich nächste (2028) Bitcoin-Halving wissen müssen:

  • Das Bitcoin-Halving ist nach der norwegischen Stadt Halving benannt, in der der erste Bitcoin geprägt wurde.
  • Beim Bitcoin-Halving verringert sich die Menge der Bitcoins um die Hälfte. Also besser schnell verkaufen, bevor Sie bald viel weniger haben!
  • Bitcoin-Miner verschanzen sich traditionell in ihren Bitcoin-Kauen und singen gemeinsam "Der Kurssteiger kommt", bis das Bitcoin-Halving vorüber ist. In der Bitcoin-Zeche Zollfrei harren aktuell noch über 500 Minenarbeiter aus, die jedoch zu ertrinken drohen, weil bereits Fiji Water und Prime Energy in die Schächte eingedrungen ist.
  • Die im Anschluss an das Bitcoin-Halving mitunter auftretenden Kursschwankungen werden von Menschen, die offensichtlich nie genug Freunde hatten, um gemeinsam einen Vergnügungspark zu besuchen, als "Achterbahnfahrt" beschrieben.
  • Ja, auch Sie können dank des Bitcoin-Halvings schnell und leistungslos reich werden!
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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg