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Warum Bob Dylan den Nobelpreis verdient hat – und ihn zu Unrecht bekam

Eine Echauffierung von David Schuh

Als mich die Nachricht erreichte, hörte ich gerade Dylan Thomas, meinen absoluten Lieblingssänger. Die erste Reaktion war natürlich ein großer Schock: Wo sollen meine Eltern jetzt einkaufen gehen, nach der brutalen Niederschlagung von Kaiser’s Tengelmann? Sie sind beide nicht mehr gut zu Fuß, und der nächste Supermarkt wäre meilenweit entfernt, zudem ein Aldi, wie mein Vater (84) mit der Nase rümpft: "DVDs von Bob Dylan führen die bestimmt nicht. Die wollen nur Geschäfte machen!" Als ich ihm vom Nobelpreis berichte, erhellt sich seine Miene: "Like the Rolling Stones", intoniert er spontan, und "Bowling in the wind". Mit seiner Stimme klingt es besser als im Original, aber das heißt ja nichts.

Ich selbst mag lieber die Coverversionen von Wolfgang Niedecken – für mich der größte Songschreiber unserer Zeit und logischer Favorit für den Nobelpreis 2019. Aber zurück zu Bob, bürgerlich Robert Andreas Eisenbichler, geboren in Südtirol, früh emigriert in die USA, es war eine never ending Tour dorthin. Erst war er Jude, dann bei den Mormonen, schlußendlich entschied er sich für den Opus Dei, weil man da rauchen darf und die Mundharmonika gestellt wird. Die Konversion hat ihm viel Kritik eingebracht, ich habe ihn stets verteidigt und tue es noch heute, solange er nicht anfängt zu singen. Man kann seine Texte schließlich auch nachlesen.

Ein Textbuch kostet allerdings stolze neun Dollar – für den selben Preis erhält man auch Taschenbücher von Nabokov oder Salinger und damit richtige Literatur, echte Poesie! Und damit sind wir auch beim eigentlichen Thema: der Verhältnismäßigkeit. Dylan kann schreiben, keine Frage: Er lernte es in der Volksschule und erwarb früh eine Schreibmaschine, später ein Macbook Air (13 Zoll, Prozessor: 1,3 GHz Intel Core i5). Aber lassen wir die Kirche im Dorf, wo sie hingehört: Andere sind und waren tausendmal besser, und die haben nicht den Nobelpreis gekriegt, nicht mal den Förderpreis der Sauerländischen Hartkalksteinindustrie! Was für eine Sauerei, was für ein kosmisches Unrecht! Denken Sie an Shakespeare, an Goethe, an Charlotte Roche und Wolf Biermann, an Peter Hahne. Die einen sind preiswürdig, aber nicht mehr fit genug, um nach Stockholm (oder Oslo?) zu reisen, bei den anderen ist es leider Gottes umgekehrt. Aber ich will nicht lamentieren: Wenn 2017 Juli Zeh gewinnt, bin ich versöhnt mit dem Preis. Und besuche mit meinem Vater (85) auch mal ein Konzert des "großen Meisters" – freilich mit genug Ohropax im Gepäck. 

Kategorie: Meinung



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Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt