Überschätzte Lebensmittel (XXXVII)
Heute: Rote Bete
"Vitaminbombe", "Wundermittel für den Körper" oder gar "Unbekannter Star! Nur wenige Nahrungsmittel sind noch gesünder" – so titelt die gleichgeschaltete Rübenpresse, die uns diese dickfleischige Pfahlwurzel die Gurgel hinunterwürgen will. "In Beten-Beeten wächst das Grauen", müsste es eigentlich heißen. Doch leider scheint sich die rote Rübe aus ihrem Oma- und Opafraß-Image in die trendigen Smoothie-Bowls für Hipstermägen hochzuwuchern.
Hämisch locken die deformierten Erdfurunkel mit sanfter Süße. Ihre wahre Fratze zeigen sie aber sofort bei der Zubereitung: Nach der Schlachtung des fleischigen Körpers watet man knöcheltief durch blutrote Lachen, als hätte man eine Blutkonserve mit einem Silvesterkracher in die Luft gesprengt. Aber wer tut so etwas? Blutkonserven in die Luft sprengen? Das ist doch krank!
Und was wird aus den Amputaten dann zusammengepanscht? Gerichte wie Labskaus, Borschtsch und anderer Irrsinn, der so närrisch schmeckt, wie er klingt. Schon Märchen wie jenes von "Rübezahl" versuchen, davor zu warnen, was passiert, wenn man mit der bösen Bete und ihrem Clan in Berührung kommt: düstere Machenschaften im Untergrund, Erpressung und Entführung.
Selbst der große Naturforscher Gregor Mendel, sonst auf Du und Du mit allen Pflanzen seiner Zeit, spottete über die Rote Bete, die im Nachbargarten wuchs, mit folgendem Schüttelreim: Wenn ich den Kopf nach drüben reck, dann seh ich nichts als Rübendreck! Über all das darf uns ihr exorbitanter Gehalt an Vitamin-B, Kalium, Eisen und Folsäure niemals hinwegtäuschen! Also: Rüge der Rübe, Rache dem Rahner, Battle der Bete!
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