TITANIC-Wochenendreport: Wutbürger in Kampfstiefeln
Wir kennen sie als engagierte Sportfans, für die ein Fußballspiel etwas länger als bloß 90 Minuten dauert: Hooligans. Auf der Suche nach frischen Platzwunden treffen sie sich mit Gleichgesinnten, um nach Abpfiff das Spielergebnis auf Milz und Nieren zu prüfen – eine drollige Vereinsfolklore für Raubeine und Freunde nachmittäglicher Bierlaune. Neuerdings weiß man, daß sich auch Rechtsextreme unter den Krawallbrüdern tummeln. "HoGeSa" heißt die Vereinigung der um ihr Land besorgten Zweizentnerbürger in schlechtsitzender Freizeituniform, "Hodenfressen gegen Salafisten".
Der Übergang vom unpolitischen Gewaltfreund zum politischen Schlägereifreak kam dabei für viele auf leise trampelnden Springerstiefelsohlen. "Am Anfang meiner Kampflaufbahn stand für mich die Lust an Schmerzen, vor allem an denen anderer", berichtet Draufgänger Siggi S. "Irgendwann habe ich dann gemerkt, daß ich noch lieber zuschlage, wenn mein Opfer mir nicht so ähnlich ist." Für den eher nachdenklichen Wirrkopf Rüdiger W. stehen soziale Spannungen im Vordergrund: "Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, in der eine Gruppe gewalttätiger Spinner allen ihre radikale Ideologie einprügeln darf, weil sie irgendeinem Quatsch anhängt. Ich rede natürlich von den Salafisten!"
Es geht um Verantwortung für den mit Holzschädelfraktur bewußtlos am Boden liegenden Volkskörper, es geht ums Hinlangen, wo Politik und Polizei wegschauen. Wer, wenn nicht schlachterprobte Deutschländer wie Siggi und Rüdiger, die im Dialog mit zugewanderten Minderheiten nicht nur sanfte Kinnhaken anschlagen, könnte uns sonst noch vor Salafisten und Salafäusten beschützen?
Doch nicht jeder Rowdy begrüßt die neue Politisierung der Szene. Traditionalisten wie Uwe B. fürchten um das Image des Hooliganismus: "Früher konnte sich bei uns jeder ohne Ansehung von Herkunft, Religion, Geschlecht oder sexueller Orientierung ein paar aufs Maul geben lassen. Wenn wir zukünftig erst nach dem Ausweis fragen müssen, bevor wir losdreschen, geht unseren Zusammenkünften viel von ihrer Offenheit und Spontaneität verloren." Auch im Lager der Islamisten sieht man die rechten Schläger kritisch: "Wir Salafisten sind die Juden des 21. Jahrhunderts", beklagt sich der vergangene Woche zum Islam übergetretene Gymnasiast Friedolin L. "Für uns als Antisemiten ist das natürlich doppelt demütigend." Deshalb will man formbare Jungkonvertiten zukünftig noch stärker zum Haß auf alle Ungläubigen aufstacheln, um eine Eskalation des Konflikts zu vermeiden.
Siggi S. und seine Kameraden wollen dieser Unterwanderung der Jugend nicht länger tatenlos zuschauen. Gemeinsam mit lokalen Heimatvereinen organisieren sie Freizeitangebote für junge Leute, um ihnen eine Alternative zu stundenlanger Koranlektüre zu bieten, z.B. Hoola Hoop oder Prügeleien, während die anderen Kinder auf dem Bolzplatz spielen. Auf diese Weise, so hoffen die meinungsstarken Hooligans, geraten die Kampfzwerge zügig auf den rechten Weg und können ihr skurriles Hobby eines Tages fortsetzen. "Alles andere", so resümiert Siggi, "wäre wirklich dümmer als die Scharia-Polizei erlaubt."
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