TITANIC Meinung: Warum wir uns nicht von irrationalen Ängsten beherrschen lassen dürfen
Ein Beitrag zur Versachlichung von David Schuh
Es ist die Horrorvorstellung schlechthin: bei einem Unfall im eigenen Haushalt zu Tode zu kommen. Als unbescholtene Hausfrau etwa, die wiederholt ein ungenießbares Abendessen bereitet und beim anschließenden Gerangel mit der Familie die schmerzhafte Quittung bekommt. Oder als treusorgender Familienvater, der bei einer routinemäßigen autoerotischen Asphyxie handwerkliche Fehler begeht und Frau und Kinder zurückläßt, die bei dem bizarren Schauspiel stets assistieren mußten. Als Kleinkind, das beim Wechseln der Glühbirne von der Leiter fällt und es trotz Mahnungen der Eltern unterläßt, den Bus zum Notfallkrankenhaus zu nehmen, obwohl sein Taschengeld den vergünstigten Kindertarif durchaus stemmen könnte. Es sind dies Schreckensszenarien, die uns alle gelegentlich umtreiben, uns nachts schweißgebadet aufwachen lassen und die uns neuralgische Orte, etwa die eigene Wohnung, aus Angst vor Unheil monatelang meiden lassen.
Doch ich darf Sie beruhigen: Das sind lediglich Einzelfälle! Nach neuesten Erhebungen des statistischen Bundesamts ist es viel wahrscheinlicher, mit dem Flugzeug in die Twin Towers der Deutschen Bank gesteuert zu werden, von einem (bösartigen) Meteoriten mitten ins Herz getroffen zu werden, beim Durchwandern des Harzes von Separatisten in die Luft gesprengt zu werden oder in den Räumen des statistischen Bundesamts einer Thrombose zu erliegen. Aber keine Panik! Selbst hier liegt das Risiko bei weit unter 80 Prozent, teilweise werden die Überlebenschancen gar mit annähernd 50:50 beziffert. Das Glas ist also immer noch halbvoll, vorausgesetzt, es ist nicht mit Schnaps gefüllt, das erhöht das Risiko eines selbst verschuldeten Auffahrunfalls um fast 100 Prozent. Dann ist der Führerschein weg, Sie müssen pendeln, und ein Terroranschlag auf die U-Bahn ist die logische Folge. Ein gutes Tetra Pak Wein am Abend indes hat noch niemandem geschadet, das sagen alle intuitiven Schätzungen.
Lassen wir uns also von den reißerischen Storys der Boulevardpresse nicht verrückt machen, lassen wir unsere irrationalen Ängste nicht zum Instrument populistischer Rattenfänger werden, und glauben wir nicht den Panikmachern der mächtigen Outdoor-Lobby, zuhause sei das Unfallrisiko am größten. Humbug! Verbarrikadieren wir uns einfach solange wie möglich in den eigenen vier Wänden. Es gibt mittlerweile auch ganz ausgezeichnete Konserven! Hals- und Beinbruch!
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