Nur kein Gedäh! – von Martin Knepper
Zeit für alle
Einmal mehr fährt der Populismus das Korn in die Scheuer, dessen Stroh er unablässig drischt: Eine fast 150prozentige Zustimmung zur Abschaffung der EU-Sommerzeit ab 2020 (durch Doppelabstimmungen bei "Focus" und Facebook), vielleicht auch zur dauerhaften Einführung derselben, man weiß es so wenig, wie man weiß, wie man die Uhr am Herd umgestellt bekommt. Melker und ADHS-gebeutelte Erzieherinnen stimmen Dankgesänge an, doch es bleibt ein schaler Beigeschmack: Das eigentliche Übel – die Zeit – sie bleibt bestehen. Uhr und Kalender sind Kugel und Kette am Bein, da ändert auch das erlesene Design der Mayas und der Dresdener Uhren-Werke nichts daran. Und so mag der zum Volkswillen camouflierte Zentralerlass sich gen Morgen- oder Abendröte neigen: Wie das garantierte Mindesteinkommen unter Beibehaltung der Produktionsverhältnisse augenwischerische Stütze für alle bleiben muss, bedeutet die gefeierte Abschaffung der Uhrumstellung nur, dass der ghoulische Zugriff auf unsere Lebenszeit mit neu gefestigter Stabilität in die nächste Runde geht. Garantierte Mindesthelligkeit, das wäre ein erster Schritt gewesen. Und wie in den Straßen, so in den Köpfen.
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