Meditation und Markt mit Dax Werner
Der große Europawahl-Spitzenkandidatencheck von Dax Werner – Folge 2
In knapp acht Wochen ist es wieder soweit: Europa wählt! Ein tiefendemokratischer Feiertag, ein Schicksalsmoment für den alten Kontinent. Ich, Dax Werner, werde für Sie versuchen, in den kommenden Wochen ein wenig Durchblick in den Listen- und Parteientrubel zu bringen. As a service. Weiter geht es heute mit einem alten Bekannten aus Athen und Ulrike Müller von den Freien Wählern.
Yanis Varoufakis (Demokratie in Europa – DiEM25): He's back. Denn: Einer muss den Job ja machen. Das ist nicht nur so ein Satz, den ich hier reinschreibe, das hat Yanis Varoufakis selbst genau so dem Deutschlandfunk erzählt: "Dass wir für ein politisches Amt antreten, ist eine lästige Pflicht, wie abends den Müll runterbringen. Jemand muss es machen." Und obwohl die die europaweit erste europaweite Liste "Unterstützung" von Julian Assange, Slavoj Žižek und Noam Chomsky bekommt, hat man es trotzdem geschafft, die Kandidatenliste zu gleichen Teilen mit Männern und Frauen zu besetzen. Chapeau Claque!
Potentielle Wähler: Rebels without a cause, Fans von "Sons of Anarchy" und die Redaktion der Nachdenkseiten.
Prognose: Ich konnte mal nicht schlafen und habe deswegen eine Dokumentation über den Formel-1-Rennfahrer Ayrton Senna auf Youtube angeguckt, und der eine Satz von Senna, der mir seitdem nicht aus dem Kopf will, stammt aus der Saison 1994: dass er müde sei und seinen Erzrivalen Alain Prost vermisse. Das Verhältnis zwischen Prost und Senna war wohl noch schlimmer als das zwischen Varoufakis und Schäuble. Fraglich also, ob der alte Petrolhead Yanis ohne seinen schwäbischen Erzfeind noch mal zur Hochform auflaufen kann.
Ulrike Müller (Bundesvereinigung Freie Wähler): Die Spitzenkandidatin der Bundesvereinigung Freie Wähler heißt auf ihrer Homepage "die Besucher [ihrer] Internetseite mit einem herzlichen Grüß Gott willkommen". Ich klicke mich durch das Webangebot: Hier stimmt einfach alles, jeder Pixel atmet das Bild von der "Heimat Europa", es riecht nach Zukunft. So klappt's doch! Am allerbesten gefällt mir jedoch das schnörkellos mit der Spiegelstrich-Funktion im Open-Office runterformatierte PDF der zentralen politischen Forderungen der Freien Wähler, denn dort präsentieren uns die Freien direkt auf Position zwei einen steuerpolitischen Straßenfeger: Vereinfachung des Steuerrechts im Kirchhof'schen Sinne." Als nach 1945 Geborener habe ich naturgemäß keine Ahnung, was mit dem Kirchhoff‘schen Steuerrecht gemeint ist, vielleicht eine calvinistische Schrift aus dem späten 16. Jahrhundert? Andererseits finde ich es cool & nice, von einer Partei intellektuell so wegdominiert zu werden. Klare Wahlempfehlung!
Potentielle Wähler: Landwirte, Leute, die Trachten für eine Option halten, Philipp Lahm.
Prognose: Bitte an Hans-Ulrich Jörges wenden, danke!
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