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Inside TITANIC (21)

Intime Einblicke in das Innere der TITANIC-Redaktion und ihrer Mitglieder. Heute: Torsten Gaitzsch über Gebrechen und fliegende Masseurinnen.

Wenn man von Deutschlands führendem Satireblatt rekrutiert wird, freut man sich zwar wie Bolle, kriegt aber auch leichtes Muffensausen eingedenk des berüchtigten TITANIC-Fluches. Zumindest mir ging es so. Denke ich an die vielen TITANIC-Legenden, die vor ihrer Zeit aus dem Leben geschieden oder üblen Gebrechen anheimgefallen sind, bin ich wirklich geneigt zu glauben, ein Fluch laste auf diesem Magazin, übrigens unabhängig vom aktuellen Redaktionssitz (wir sind bekanntlich vor knapp zwei Jahren von einer Kapitalistenschweinevilla in eine ehemalige Pferdeschlachterei umgezogen). Und dieser Eindruck verfestigt sich jedes Mal, wenn wieder eine Kollegin oder ein Kollege von Keuchhusten, Kniebrüchen oder grippalen Gefechten außer Infekt gesetzt wird, äh: andersrum.

An mir ist dieser Kelch bislang – psychische (Vor-)Belastungen bewusst ausgeklammert – gottlob vorübergegangen. Ich verfüge noch über all meine wichtigsten Organe, ich habe meine Allergien im Griff, meine Sehkraft hat nicht sonderlich nachgelassen, und ich halte seit zehn Jahren meinen BMI. Gesamtbilanz: Mit einer Kehlkopfentzündung, einem schweren Kater und einer Lebensmittelvergiftung durch den aserbaidschanischen Geheimdienst (Verdacht) dürfte ich es auf kaum sieben krankheitsbedingte Fehltage gebracht haben. Ähnlich abgehärtet ist höchstens Bürogenossin Ella Carina Werner, aber die darf sich ja auch regelmäßig an heilsamer norddeutscher Meeresluft gütlich tun.

In der letzten Heftproduktionsphase hat es mich dann aber doch erwischt: Nackenbeschwerden machten mir drei Tage lang zu schaffen. Jede Bewegung des Halses ließ mich exaltiert jammernd zusammenzucken, und ich hatte keine Ahnung, wo das herkam. Ein heißes Kirschkernkissen im Hemd verschaffte kurzzeitig Linderung, hat aber in mein Gehirn, genauer: ins Sprachzentrum gestrahlt, so dass ich jetzt Ausdrücke wie "Muffensausen" und "sich freuen wie Bolle" benutze. Abwarten und Tee trinken hat letztlich geholfen. Beinahe hätte ich in Erwägung gezogen, jene "fliegenden Masseurinnen" einzubestellen, die uns mal vor Jahren in einer Kneipe ungefragt ihre Dienste anpriesen. Was für ein Albtraum: Da kommen wildfremde Menschen in dein Büro und kneten dir den Rücken! Aber damit ist's ja vorerst eh "Essig", wegen Corona. Ach ja, Covid-19 – daran werden wir selbstverständlich alle zugrunde gehen. Doch das ist ein Thema für die kommende Hauskolumne.

Kategorie: Meinung



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Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Ciao, Luisa Neubauer!

»Massendemonstrationen sind kein Pizza-Lieferant«, lasen wir in Ihrem Gastartikel auf Zeit online. »Man wird nicht einmal laut und bekommt alles, was man will.«

Was bei uns massenhaft Fragen aufwirft. Etwa die, wie Sie eigentlich Pizza bestellen. Oder was Sie von einem Pizzalieferanten noch »alles« wollen außer – nun ja – Pizza. Ganz zu schweigen von der Frage, wer in Ihrem Bild denn nun eigentlich etwas bestellt und wer etwas liefert bzw. eben gerade nicht. Sicher, in der Masse kann man schon mal den Überblick verlieren. Aber kann es sein, dass Ihre Aussage einfach mindestens vierfacher Käse ist?

Fragt hungrig: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick