Gastkommentar: Christian Lindner zur Klimapolitik der FDP
Liebe Leserinnen und Leser,
als ich jüngst den Verhandlungsraum mit den Kollegen der beiden anderen Parteien betrat, gingen mir mal wieder die Worte des großen Neoliberalisten Dante Alighieri durch den Kopf: "Laßt jede Hoffnung hinter euch, ihr, die ihr hier eintretet."
Koalitionsgespräche mit den Grünen sind ein bißchen wie Autofahren in der Innenstadt zur Rushhour: Man regt sich tierisch auf, kommt kaum voran und produziert dabei einen Haufen Mist. Und schadet dieser Mist unserem Planeten? Vielleicht. Aber schadet er unserer Wirtschaft? Ganz und gar nicht! Im Gegenteil sogar! Deshalb sollten wir weiterhin so viele Schadstoffe wie möglich produzieren: Es ist nichts gewonnen, wenn wir Kohlekraftwerke in Deutschland abschalten, um anschließend Kohlestrom aus Polen zu importieren oder Kernenergie aus Frankreich. Also, abgesehen davon, daß der Planet dann eben nicht vor die Hunde geht.
Allein: In der FDP sind wir der festen Überzeugung, daß nur wer etwas leistet, auch überleben soll. Doch was leistet die Erde? Sie dreht sich im Grunde seit Jahrzehnten nur im Kreis, kommt kaum voran. Das ist nicht der Spirit, mit dem sich dieses Land nach vorne poppen läßt. Als Industrialisierungsverlierer hatte unser Globus jedenfalls lange genug Zeit, aus seinen Fehlern zu lernen, endlich innovativ zu denken, Synergieeffekte zu nutzen und die mit Dornen versehenen Chancen der Digitalisierung zu begreifen. Er muß sich einfache Fragen stellen: Wie kann ich meine Target-Audience noch tacklen, bin ich pumped, prepared und performancemäßig on fleek, um im geilen Business-Prozeß namens 21. Jahrhundert die Overdelivery meines Lebens rauszufeuern? Sie sehen: Von mir als Coach kann Mutter Erde noch einiges lernen.
Und auch dieser Hinweis sei noch gestattet: Das Klimakonzept meiner Partei heizt nicht nur unsere heilige Economy an, sondern trägt auch zur Lösung gegenwärtiger Steuerschwierigkeiten bei, Stichwort Paradise-Papers. Denn: Wenn die globale Erwärmung fortschreitet und der Meeresspiegel steigt, dann saufen auch endlich jene Inseln ab, auf denen sich sogenannte Steueroasen befinden – der freie Markt regelt eben alles.
Darauf trinkt
Ihr Christian Lindner
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