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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Zu Tal

Nun war es fast passiert: daß schlicht nichts los war. Ein neuer Ausfall des mächtigsten und evendöll lustigsten Mannes der Welt („Why are we having all these people from shithole countries come here?” – Kommentar CNN.com: „his new rock bottom“), ein vom FAZ-Blogger und Herrenreiter Don Alphonso lustvoll dokumentierter Zickenkrieg im Me-Too-Milieu (Leserkommentar: „Da werden Weiber zu Hyänen!“), die Erfolge der SPD bei den Koalitionsverhandlungen (das Auspeitschen von Arbeitslosen wird mit einer Übergangsfrist verboten); so daß ich fast die Kolumne hätte schreiben können, die davon handelt, daß peak idiocy vielleicht nunmehr erreicht sei und Frieden einkehre, wenigstens unter Umständen und krankhaften Optimismus unterstellt.

Aber dann diese zwei harmlosen Sätze aus der Online-FAZ, und wieder ist alles perdu: „Rodeln macht Spaß, es fördert Körpergefühl und Kondition. Falls Schnee liegt. Das pure Erlebnis liefert nach unserem Geschmack das Hightech-Material Holz.“

Wieviel Tor- und Gemeinheit in diesen Sätzen, und wer geglaubt hatte, etwas Unschuldigeres als Rodeln (in der Nicht-Rennversion) könne es kaum geben, der sieht sich wiederum getäuscht. Wann hat das angefangen, daß nichts mehr unternommen werden kann ohne Zweck, und wie gräßlich die Vorstellung, daß, wo früher Kinder harmlos talwärts schossen, sich jetzt die Entscheider einen Schlitten aus dem Hightech-Material Holz besorgen, um per pures Erlebnis Körpergefühl und Kondition zu trainieren? Falls doch noch jener Schnee ins Mittelgebirge rieselt, dessen regelmäßiges Ausbleiben die Herrschaften genau jener instrumentellen Vernunft zu verdanken haben, mit der sie sich so widerstandslos, ja begeistert „identifizieren“ (Horkheimer): „Der Prozeß der Anpassung ist jetzt vorsätzlich und deshalb total geworden. … Anpassung wird daher zum Maßstab für jeden denkbaren Typ subjektiven Verhaltens. … Für den Durchschnittsmenschen ist Selbsterhaltung von der Raschheit seiner Reflexe abhängig geworden“, weshalb er sie, der „Tempo-Gleichschaltung“ (Günther Anders) zu genügen, in einem fort trainieren will und, unterm Bann allwaltender Sportifizierung, mit Autos, die noch als nominelle Kleinwagen vor Muskeln kaum fahren können, in die Berge prescht, die längst nicht mehr als Natur verlangt werden, sondern als Zirkuspark und Abenteuerspielplatz für den sich im Anders’schen Sinne zum superioren „Gerät“ hinaufsehnenden Restmenschen: Ist Holz nicht Hightech, ist es gar nichts.

„Beat today.“ Reklameslogan für Körperfunktions-Überwachungsgerätschaften, 2017f.

Die Verrenkungen des „heutigen Leistungssubjekts, … das sich selbst Gewalt antut, das mit sich selbst Krieg führt“ (Byung-Chul Han) ist die Rückkehr der Horkheimerschen „totalen Ausbeutung“ in die Menschen, die sie veranstalten, und daß die optimalsüchtigen Fans der „zweiten Natur“ (Lukács) sich beidem, Ausbeutung und Selbstausbeutung, so freudvoll zur Verfügung stellen, ist sowohl Folge als auch Motor der reflexionsfeindlichen, weil negationsaversen „allgemeinen Positivierung der Welt“, in der sich „sowohl der Mensch als auch die Gesellschaft in eine autistische Leistungsmaschine“ (Han) verwandelt haben: „Gerade die überspannte Anstrengung, die Leistung zu maximieren, schafft die Negativität ab, weil diese den Beschleunigungsprozeß verlangsamt.“

Und wenn was nicht sein darf, dann ja wohl das, und daß wir um die Folgen positiv unbekümmert sind, liegt in der Logik der Sache: „Jetzt braucht es nur noch ein wenig Schnee. Und falls uns der Klimawandel den Spaß verdirbt, schlittern wir halt künftig von Sanddünen hinunter“ (FAZ).

Sie haben fast alles kaputtgekriegt; und sich halt auch. Es ist nur konsequent.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt