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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: The Fast and the Furious

Man soll sich ja nicht wundern, was die Leute alles wissen; oder eben nicht wissen. Ein mir nahestehender männlicher Verwandter schwört Stein und Bein, die Antwort auf die im Zuge einer TV-Umfrage gestellte Frage nach der Einwohnerzahl der Bundesrepublik Deutschland habe gelautet: „Lassen Sie mich nicht lügen – eine Milliarde!“ Ähnlich kuriose Ergebnisse darf erwarten, wer nach der Zahl der Bundesländer fragt oder der Zahl der Abgeordneten im Bundestag, der ungefähren auch nur, nach dem (vergleichsweise komplizierten) Unterschied von Erst- und Zweitstimme oder dem (vergleichsweise simplen) Inhalt des Rechtsfahrgebotes, von dessen Existenz nach meiner Erfahrung die Hälfte der Automobilisten (m/w) noch die etwas gehört hat.

Nun kann man finden, daß, wer mit einem Kraftfahrzeug in einer geschlossenen Ortschaft mit 140 oder gar 160 Stundenkilometern unterwegs ist und reihenweise rote Ampeln überfährt, unbedingt wissen müßte, was für Konsequenzen das haben kann; genauso wie man wohl findet, es sollte auch der Schulabbrecher wenigstens eine ungefähre Idee von der Größe des Staatswesens haben, in dem er seine Tage zubringt. Nun ist „man“ aber der, der es weiß, und es ist, siehe oben, schlicht unglaublich, wie viele Leute selbst simple Dinge nicht wissen, nicht einmal einschätzen können. So soll einer der Fahrer von Berlin einer Verkehrsgutachterin auf die Frage, wie man denn bei Rot vorausschauend fahren könne, geantwortet haben: „Ich gucke kilometerweit voran.“ Er hätte vorausschicken können: Lassen Sie mich nicht lügen.

„Wissen ist Macht. Weiß nichts. Macht nichts.“ Spontispruch, 1970er Jahre

Es steht hier nicht zur Debatte, Hamid B. und Marvin N., die bei einem sog. Straßenrennen einen Rentner totgefahren haben, freizusprechen. Die Frage ist, ob es eine Verurteilung wegen Mordes sein muß, selbst wenn wir davon absehen, daß bei der legalen Raserei auf deutschen Fernstraßen ja ebenfalls „gemeingefährliche Mittel“ unterwegs sind. Sogar der bedingte oder Eventualvorsatz, der für eine Verurteilung wegen Mordes nötig ist, setzt nach deutscher Rechtsprechung voraus, daß „der Täter den Taterfolg als Folge seines Handelns ernsthaft für möglich hält und ihn zugleich billigend (im Rechtssinne) in Kauf nimmt“ (Wikipedia). Deutsche Richter, welche in aller Regel weder Hamid noch Marvin heißen, halten es selbstredend für möglich, daß bei einem innerstädtischen Autorennen wer zu Schaden kommt. Was sie nicht für möglich halten, ist, daß es jemand nicht für möglich hält; daß jemand auf die Frage, wie viele Einwohner die Bildungsrepublik Deutschland hat, sagt: eine Milliarde.

Daß man Dummheit, Unbildung, Ahnungslosigkeit nicht für möglich hält, schafft sie nicht aus der Welt, und der Richterspruch am Berliner Landgericht setzt die bürgerliche Neigung ins Bild, mangelnde Bildung und alles, was daraus folgt, allein dem voll schuldfähigen einzelnen in die Schuhe zu schieben. In der Chancengesellschaft und vor Gericht sind alle gleich, und wenn Marvin und Hamid ihre Chancen nicht nutzen, sondern lieber Rentner totfahren, dann sind sie selber schuld, so schuld wie ihre Eltern, die sie nicht aufs Gymnasium geschickt haben.

Das Berliner Urteil, eine „historische Entscheidung“ (Künast), ein „richtungweisendes Signal“ (Gewerkschaft der Polizei)? Lassen Sie mich nicht lügen, aber ich würde sagen, es ist das Signal einer Klassenjustiz, die sich von den Ursachen so verabschiedet wie die Klassengesellschaft von ihren Folgen.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Ziemlich beunruhigt, Benjamin Jendro,

lässt uns Ihr vielzitiertes Statement zur Verhaftung des ehemaligen RAF-Mitglieds Daniela Klette zurück. Zu dem beeindruckenden Ermittlungserfolg erklärten Sie als Sprecher der Gewerkschaft der Polizei: »Dass sich die Gesuchte in Kreuzberg aufhielt, ist ein weiterer Beleg dafür, dass Berlin nach wie vor eine Hochburg für eine gut vernetzte, bundesweit und global agierende linksextreme Szene ist.«

Auch wir, Jendro, erkennen die Zeichen der Zeit. Spätestens seit die linken Schreihälse zu Hunderttausenden auf die Straße gehen, ist klar: Die bolschewistische Weltrevolution steht im Grunde kurz bevor. Umso wichtiger also, dass Ihre Kolleg/innen dagegenhalten und sich ihrerseits fleißig in Chatgruppen mit Gleichgesinnten vernetzen.

Bei diesem Gedanken schon zuversichtlicher: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt