Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Ein Vorbild

Das Internet ist ja bekanntlich der neustzeitliche Zentralort für Intelligenz und gutes Benehmen, und kaum hatte sich die Co-Vorsitzende der Grünen über ein mögliches „Racial Profiling“ der Kölner Polizei an Silvester beschwert, weil „Journalisten und Passanten … beobachtet hatten, wie die Polizei Männer mit vermutetem Migrationshintergrund am Kölner Hauptbahnhof von vermeintlichen Mitteleuropäern trennte und in einem Polizeikordon festhielt. Die Polizei bedachte sie mit dem Kürzel ,Nafris’, was für ,nordafrikanische Intensivtäter’ steht“ (SZ), wurde es „im Netz“ nach bewährter Art „unglaublich frauenfeindlich und rassistisch. Das ging von Verleumdung bis Gaskammer“ (Peter).

So weit, so üblich und eigentlich kein Grund, vom Frühstück aufzublicken, und daß sich Peters eigene Partei, voran der blöde Özdemir, umgehend von ihr distanzierte, damit die Klientel, für die Multikulti ist, wenn der Gemüsetürke auch Ajvar im Regal hat, nicht unruhig wird: ebenfalls geschenkt. Glücklich vergessen hatte ich allerdings, was für ein klassisch analoger Abort die ungute alte Bild-Zeitung ist. Das Morgenblatt wußte es: „Selten ist eine Parteichefin so abgewatscht worden, selten war das öffentliche Begleitkonzert so gehässig. ,Dumm, dümmer, Grüfri’, höhnte Bild, gemeint: Peter. Grüfri stehe für ,Grün-fundamentalistisch-realitätsfremde Intensivschwätzerin’, erklärte das Blatt etwas bemüht“, dessen stets bemühte Angestellte sich bekanntlich im Arbeitsvertrag verpflichten müssen, nicht für Gaskammern und deren Einsatz einzutreten; was freilich nicht hindert, gegens polizei- und obrigkeitskritische, linksversiffte Gutmenschentum so frei von der Leber weg zu hetzen, als sei Benno Ohnesorg eben erst erschossen worden.

„Der Wein erfindet nichts, er schwatzt’s nur aus.“ Schiller, 1799

Ein Glück fürs „größte Drecksblatt der westlichen Welt“ (Gremliza), daß die Rolle der „Cloaca maxima der öffentlichen Meinung“ (Kraus) so schön vom Internet ausgefüllt wird, und während vor der elektronischen Öffentlichkeit kaum ein Entkommen ist – und sei’s bloß, weil die Zeitungen ständig Trumps neuste Twitter-Einfälle zitieren –, gibt’s von Bild meist nur das, was im Supermarkt auf dem Weg zu Kasse überm Knick zu lesen steht: „Große Liste: Hartz IV und Ausländer in Ihrer Stadt“; was aber kein Grund zur Beruhigung ist. Denn das, was die Leute im Internet auskübeln, ist ja nicht im Schlaf über sie gekommen, und als im Jahr 2000, nachdem TITANIC die Fußball-WM nach Deutschland geholt hatte, Springers Kettenhund zum Angriff auf die Redaktion kläffte („Böses Spiel gegen Franz“), klang das, was da auf dem Anrufbeantworter landete (und auf der CD „Bild-Leser beschimpfen TITANIC“ angehört werden kann), ziemlich so wie jener Dreck, mit dem heute öffentliche Personen beworfen werden, die irgend etwas Linkes sagen (was, nebenbei, das Gejammer über linke Sprechverbote wie die Projektion klingen läßt, die es ist): „Sie sind ein ganz großes Schwein.“ „In einem Rechtsstaat gehören Leute wie Sie ins KZ.“

Alles mithin schon dagewesen; und mit dem „asozialen Hetzwerk von Idioten, Denunzianten, Polizisten und anderen Rechtsbrechern“ (Greml) hat der Haß also bloß sein Medium gewechselt. „Facebook und dergleichen Einrichtungen gehörten verboten. Statt in die Illegalität freilich geht Facebook an die Börse, wo die Firma für ihre Aktien hundert Milliarden Dollar erlösen wird. Der Wahrheit solchen Interesses hält kein Gedanke stand.“ Das freilich mit dem Interesse jenes anderen, stilbildenden Bewußtseinskonzerns identisch ist, dessen Enteignung seit einem halben Jahrhundert aussteht.




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg