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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Nichts als die Wahrheit

Nach der Lesung fragt mich ein Zuhörer, worin denn der Unterschied bestehe zwischen Pressekritik von links und solcher von rechts, und ob das nicht eine gefährliche Verwandtschaft sei, wenn in meinen Kolumnen von „Lügenpresse" zwar nicht die ausdrückliche, aber doch die implizite Rede ist. Antwort: Wer von rechts „Lügenpresse“ sagt, gerät schnell an den Punkt, wo er diese Behauptung nicht beweisen kann, oder bloß unter Rückgriff auf die „Protokolle der Weisen von Zion“; es ist eine verschwörungstheoretische Behauptung. Wenn ich es sage, kann ich es meist mit etwas seriöseren Dokumenten untermauern, dem Armutsbericht der Bundesregierung etwa, der "Deutschen Ideologie" oder der „Dialektik der Aufklärung“. Im November schrieb ich dies: „Wer die herrschende Ideologie unbedingt eine Verschwörung nennen will, kann das natürlich tun. Dann muß er aber übersehen, daß Verschwörung eine Absprache voraussetzt, Ideologie aber keine benötigt. Man könnte sagen, Ideologie ist eine Absprache, die nicht mehr gewußt wird.“

Im aktuellen Magazin der SZ findet sich ein Interview mit Heiner Geißler, in dem er von dem Versuch aus dem Jahr 1989 berichtet, Helmut Kohl vom Parteivorsitz der CDU zu entfernen: „Kandidieren gegen ihn wollte Lothar Späth. Der hat dann zurückgezogen in letzter Minute.“ – „Warum?“ – „Er ist zur Deutschen Bank, ich will nicht sagen: zitiert worden, aber jedenfalls war er dort. Die Banker haben ihm gesagt: Kohl soll bleiben.“ – „Die Deutsche Bank hat also dafür gesorgt, daß Kohl weiter an der Macht blieb?“ – „Das kann man so sagen.“ – „In einer Demokratie geht alle Macht vom Volke aus. Wieso dürfen Banken darüber bestimmen, wer Kanzler bleibt?“ – „Sie üben Einfluß aus wie andere auch. Machtausübung ist in einer Demokratie vielfältig … Durch Demonstrationen kann man gewaltige Macht ausüben: Wenn ein paar Mal Großdemonstrationen stattfinden, kippt die Politik um.“

„Dafür sind Zeitungen bestellt, daß sie aussprechen, worüber alle einverstanden sind.“ Görres, 1814

Und so findet sich der vermeintliche demokratische Skandal, daß 1989 die Deutsche Bank über den deutschen Kanzler entschieden hat, in durchaus beruhigender Weise eingefriedet: denn eigentlich geht ja alle Macht vom Volke aus, wenn auch alle ihren gerechten Einfluß nehmen, nicht wahr, und wenn die Attac-Demo das will, dann kippt die Politik. Überhaupt macht es den ganzen Unterschied, daß der kritische Journalist (wieso dürfen Banken darüber bestimmen, wer Kanzler bleibt?) in der freiheitlichen Ordnung die entscheidenden Fragen stellen kann, ganz unabhängig davon, ob er die falschen Antworten erhält. (Und sich damit zufrieden gibt.)

Daß die Deutsche Bank den Lothar Späth antanzen läßt und ihn anweist, Kohl da zu lassen, wo er ist, ist in dem Moment das Normalste von der Welt, wo die Wahrheit lautet, daß der Politiker Lothar Späth ein deutscher Bankangestellter war. Eine weitere Wahrheit ist, daß Geißlers demokratieerschütternde Enthüllung neben und über einer Anzeige für den „Hilton Summer Sale“ steht („Erster am Strand: Sparen Sie bis zu 30%“), in einem Heft, das zwischen Konsumempfehlung und Kritiksimulation die heile bürgerliche Welt Kohlsch-Späthscher Prägung mit hirnzerfetzender Hingabe ausmalt; eine dritte, daß es damals auch nichts geändert hätte, hätte man das mit Späths Einbestellung gleich gewußt (so wie es heute nichts ändert, daß man weiß, wessen Kreditgeld die Griechen mit aller Gewalt zurückzahlen müssen). Und das ist nun der Unterschied zwischen Preßkritik von links und solcher von rechts: Diese glaubt, in der Zeitung stünden Lügen. Ich glaube: In der Zeitung steht immer die Wahrheit.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Grunz, Pigcasso,

malendes Schwein aus Südafrika! Du warst die erfolgreichste nicht-menschliche Künstlerin der Welt, nun bist Du verendet. Aber tröste Dich: Aus Dir wird neue Kunst entstehen. Oder was glaubst Du, was mit Deinen Borsten geschieht?

Grüße auch an Francis Bacon: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg