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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Krake Juda

Als Verwalter dieser Kolumne ist man naturgemäß das, was Chlodwig Poth einmal einen „Berufsärgerer“ genannt hat, und groß ist die Gefahr, daß man sich um des Ärgerns willen ärgert und also eine harmlose SZ-Karikatur für antisemitisch hält, bloß weil ein typisierter Jude krakenhaft die Kommunikations- und Datenwelt (und damit, versteht sich, die ganze) in den Tentakeln hält. Schön, vielleicht ist dem Zeichner die Nase des Facebook-Gründers Zuckerberg ein bißchen arg hakenhaft geraten, und daß die Tentakel wie Schläfenlocken wirken, mag auf hypersensible Gemüter irritierend wirken. Die Augen voller Heimtücke und der Mund in böser Freude aufgeworfen: das muß allerdings drin sein, will einer die Wirklichkeit zur Kenntlichkeit entstellen, und diese Wirklichkeit hat nun einmal der Jude Zuckerberg unter seine Kontrolle gebracht, und er freut sich sichtlich darüber, weil das bis zum Freitag, als die Karikatur erschienen ist, ja auch niemand so richtig geschnallt hatte, daß sich das Weltjudentum, als vagabundierendes so ortlos wie die Datenströme, unserer geheimsten WhatsApp-Mitteilungen bemächtigt; freilich erst nachdem M. Zuckerberg von sämtlichen im Netz verfügbaren Fotos seine Hakennase hat retuschieren lassen. Eine Heimtücke, die im blutunterlaufenen Blick sichtbar zu machen dem Burkhard Mohr aufs überzeugendste gelungen ist. Wie die Hakennase eben auch.

Süddeutsche illustriert auf Stürmer-Niveau“ lautete, einer Beschwerde des jüdischen Zentralrats folgend, die Klage der politisch korrekten Welt, nachdem die Redaktion im vergangenen Juli ein vom lieben Ernst Kahl stammendes, messerbewehrtes Monster zur Illustration israelischer Militärpolitik verwendet hatte, und die Kollegen haben den Fehler eingesehen. Deshalb wird Zuckerberg ja auch nicht als Monster dargestellt, sondern als Krake, und Kraken – was immer man gegen sie haben kann mit ihren schleimigen, tödlichen Fangarmen, mit denen sie z.B. kleine blonde Kinder und arische Jungfrauen zu sich in ihre Unterwelt herabziehen – folgen bloß ihrer Natur, sie können gar nicht anders. Es hätte also auch gar keinen Sinn, Kraken zivilisieren zu wollen, sie etwa zu taufen, sie blieben doch immer Kraken.

„Gab es denn da einen Unrat, eine Schamlosigkeit in irgendeiner Form, vor allem des kulturellen Lebens, an der nicht wenigstens ein Jude beteiligt gewesen wäre? Sowie man nur vorsichtig in eine solche Geschwulst hineinschnitt, fand man, wie die Made im faulenden Leibe, oft ganz geblendet vom plötzlichen Lichte, ein Jüdlein.“ Hitler, 1925

In diesem Sinne wird auch der immer wieder erwogene EU-Boykott von Waren aus den von Israel besetzten Gebieten nichts bringen, außer vielleicht Zustimmung bei jenen, die von der Krakenhaftigkeit des jüdischen Wesens derart überzeugt sind, daß ihnen, sofern in der Redaktion der Süddeutschen Zeitung beschäftigt, der Gedanke gar nicht hat kommen können, bei unserer glänzenden Karikatur handele es sich um mehr als den täglichen Stuß und Scheiß, nämlich um eine tatsächlich auf Stürmer-Niveau operierende, offen antisemitische. Wenn der Gedanke allerdings erst einmal da ist, muß sich auch der unverdächtige Kolumnist und WhatsApp-Nutzer, der, weil er Facebook nicht ausstehen kann, seinen Kurznachrichtendienst wechseln will, gut überlegen, ob er mit dem Nebeneffekt leben mag: daß er künftig nicht mehr beim Juden chattet. Ein Gedanke, der ihm ohne die famose Zeichnung gar nicht gekommen wäre.

Die deshalb, s.o., eben doch nicht unter Antisemitismus abgelegt werden muß. Sondern unter Volksaufklärung.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
18.04.2024 Berlin, Heimathafen Neukölln Max Goldt
18.04.2024 Hamburg, Centralkomitee Ella Carina Werner
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt