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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Es brennt

Nicht alle Fragen, die sich an dieser Stelle aufgeworfen finden, bleiben ohne Antwort. Warum und vor allem was im Zuge des früher bloß so genannten Ausgehens alleweil „gefeiert“ wird, ist auch eigentlich klar: dass es keinen Grund mehr braucht. So wie der Kapitalismus ja auch keinen rechten Grund mehr braucht außer sich selbst, so ist die Feier ohne Anlass der Ausdruck ebenjener Lebensfreude, die nicht begründet werden muss.

Oder jedenfallls nicht immer. In Kalifornien, wo die schlimmsten Waldbrände der Geschichte wüten, ist Wald allein deshalb in Flammen aufgegangen, weil im Zuge einer sog. „Gender Reveal Party“ ein Rauch-Feuerwerk Funken geschlagen hatte. In Kalifornien sind, ist Nachwuchs unterwegs, nämlich Geschlechtsenthüllungsfeiern Mode, und man kann blauen oder rosa Rauch aufsteigen lassen, was sich inmitten einer historischen Dürre halt besonders empfiehlt. „Also praktisch Brandrodung (und Vernichtung überflüssiger Camper)“, vermutet der liebe Kollege Z., „um Platz für den eigenen Nachwuchs zu schaffen“; und jedenfalls generalemblematisch unerhört einleuchtend, wenn der walkend egomane Schwachsinn, diese Mischung aus Langeweile, Geltungsbedürfnis, Imperial-Lebensweise und Hirnkitsch, für großflächig verbrannte Erde sorgt. (Andererseits brechen Mütter in Tränen aus, wenn sie aus Versehen das Geschlecht ihres Ungeborenen erfahren, weil’s dann nämlich keine perfekte Geburt mehr ist, und so diametral verschieden die Sorgen westlicher Esel und Eselinnen sind, sind’s im letzten stets die gleichen.)

„Er schaute gegen Sodom und Gomorra und auf das ganze Gebiet im Umkreis und sah: Qualm stieg von der Erde auf wie der Qualm aus einem Schmelzofen.“  Gen 19,28

Die apokalyptischen Bilder von der US-amerikanischen Westküste schaffen es übrigens nur mehr ins Vermischte, denn Kalifornien ist weit weg, und es brennt dort jedes Jahr, wenn auch jedes Jahr desaströser. Moria ist ein bisschen näher, und dass es da gebrannt hat, ist neu und also Spitzenmeldung, wobei es da seit Jahren „brennt“ und der Brand die Lage bloß wiederum auf den Begriff bringt. Dass es in den Metropolen ein Problem ist, dass die Leute nicht feiern gehen können, während andernorts welche im Elend sitzen, sei nicht leichtfertig gegeneinandergeschnitten: Wer mehr als eine Hose hat (und ich habe gewiss sieben), darf sich immer fragen, ob der Gegenwert der spätestens dritten nicht bei der Flüchtlingshilfe anzulegen gewesen wäre, und der Verweis auf schlimmere Sorgen anderswo ist natürlich auch bei der Reaktion sehr beliebt: Von dem, was ein Hartzer hier hat, können sie in Afrika eine Schule bauen!

Aber Probleme verschwinden nur selten, indem man sie ignoriert; viel eher schon melden sie sich als Fanal zurück. Es rächt sich nämlich immer alles, und kein Wechsel, der nicht fällig wird. Dass das Leben, das wir führen, nämlich feiernd und mit sieben Hosen, eines auf Pump ist, ist ja auch so ein alter Satz, aber soll es da wundernehmen, dass die Gläubigerin explodiert, wenn wir, statt Schulden zu bezahlen, noch schieren Quatsch wie Babygeschlechtsrauch kaufen? Nur damit dem Nachwuchs gleich klar werde, dass er auf der Seite der Verschwendung zuhause sein kann? Falls das Zuhause, Konsequenz der Geschichte und List der Vernunft, nicht vorher niederbrennt?

Früher, als der Mensch noch kein ideelles Gesamtfeierbiest war, hätten wir gesagt: Wo soll das bloß hinführen!, ohne dass man mehr als vage geahnt hätte, wo es denn tatsächlich hinführt. Heute sind wir auch in dieser Hinsicht weiter und freuen uns, dass nicht alle Fragen ohne Antwort bleiben.




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Briefe an die Leser

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg