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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Die groben Unterschiede

Keine Regel ohne Ausnahme, und der Einzelfall, wir wissen es, ist ohnehin nicht von Belang; weshalb man das Tattoo als Massenphänomen nicht begrüßen muss, um nicht doch finden zu können, dass das Slide vom Schuster (doch, heute haben Schuster Slides statt Lederschürzen, jedenfalls da, wo Doofis wie ich wohnen) von Geschmack zeugt: sehr aufgeräumt, sorgfältig bedachte Farben, viel eher arty als stumpf, und so lange und genau konnte ich da jetzt nicht hinsehen, aber wirklich vollkommen ausnahmsweise hatte ich nicht das Gefühl, da gäb’s auch nix zu sehen, oder nur was Deprimierendes.

Das ist ja immer das Problem mit dem Selbstausdruck, dass es so schwer ist, ihn vom schlechten Allgemeinen freizuhalten, und wenn es bspw. ein Rezept fürs massenwirksame Schriftstellern gibt, dann lautet es, der Kundschaft nach dem Mund zu schreiben, idealiter sogar genau diesen Mund zu haben. Ungünstigstenfalls klingt der Selbstausdruck nicht einmal nach Mainstream, sondern nach der Decke, die zu kurz ist, und wer im Fernsehen singt, obwohl er es nicht kann, findet sich bloßgestellt, und ob man nun gratulieren soll, falls er das gar nicht merkt, ist die Frage. Die vielleicht Zwanzigjährige im Hallenbad nun ist, auch wenn man über Geschmack nicht streiten soll, ein einziger Tätowierunfall: Ohne Sinn, Konzept oder Idee hat sie Tattoos, die in keiner erkennbaren Beziehung zueinander stehen, über sich verteilen lassen, dahin, wo gerade Platz war, und so genau konnte ich auch da nicht hinsehen, aber auf dem Oberschenkel ein riesiger schwarzer Fleck, vielleicht ein zu dunkel geratener Pferdekopf, sie tut mir leid, sie wird weitermachen, und es ist natürlich völlig klar: Wer so aussieht, hat keine Kanzlei und arbeitet auch in keiner.

„Ich bin außerordentlich empfindlich gegen alles Getöse, allein es verliert ganz seinen widrigen Eindruck, sobald es mit einem vernünftigen Zwecke verbunden ist.“ Lichtenberg, ca. 1793

Denn das ist das Fiese, dass der Tätowiertrend die feinen bis gröberen Unterschiede biologisiert und die Akzidenz so zur Substanz macht wie der gymnasiale Leserbriefschreiber das Schulversagen von erblich Asozialen. Mag sein, im Alltag ist es egal, ob sich die Kassiererin mit CD- vom veganen Taschendesigner mit Plattensammlung nun durch Klamotten und Sprache oder die Elaboriertheit der Tätowierungen unterscheidet; aber ein Stigma ist das, was nicht weggeht, was sich nicht ändern lässt, und das ist dann der Triumph der sog. freien Gesellschaft: dass die, die ihr angehören, es geradezu nicht erwarten können, sich ihre unveränderlichen Rangabzeichen einbrennen zu lassen und ihren Sozialstatus, den niedrigen zumal, nicht mal mehr trotzig, sondern bloß modisch auszustellen. Denn es ist ja Popkultur, und was da einmal Selbstbehauptungszeichen des Randständigen war (und ausnahmsweise noch ist: Die hemmungslos tätowierten „Trucker Babes“ auf D-Max müssen in einer Umgebung, in der Frauen Babes sind, die harten Mädels, genau: markieren), ist jetzt Kulturindustrie; und die schlägt zwar alles mit Ähnlichkeit, lässt aber noch genügend Raum für jene Unterschiede, die die Chancengesellschaft als eine auszeichnen, die keine Zweifel daran lässt, wer seine Chance genutzt hat.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Apropos: ¡Hola bzw. holla, spanischer Priester!

Du hast Dir die Worte aus dem Matthäusevangelium »Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach« zu sehr zu Herzen genommen und in Deiner Gemeinde in der Kleinstadt Don Benito einen regen Handel mit Potenzmitteln betrieben. Für diesen nach weltlichem Ermessen offensichtlichen Sündenfall musst Du Dich nun vor einem irdischen Gericht verantworten.

Uns ist zwar nicht bekannt, ob Du Dich gegenüber Polizei und Justiz bereits bußfertig gegeben hast oder weiterhin auf das Beichtgeheimnis berufst. Angesichts der laut Zeugenaussagen freudigen Erregung Deiner überalterten Gemeindemitglieder beim Geläut der Glocken sowie ihres Durchhaltevermögens bei den nicht enden wollenden Eucharistiefeiern inklusive Rumgeorgel, Stoßgebeten und orgiastischer Gottesanrufungen sprechen alle Indizien aber ohnehin gegen Dich!

Bleibt auch ganz ohne künstliche Stimulanzien weiter standfest im Nichtglauben: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg