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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Aus der Region

Vater werden ist ja bekanntlich viel leichter als Vater sein, und also war man um halb sieben aufgestanden und saß um halb acht am Küchentisch einem Siebenjährigen im Schlafanzug gegenüber, der eigentlich längst im Bad hätte sein müssen, sich aber lieber die Serviette um den Kopf hielt und sang: „Ich bin ein Islam!“

Vater sein in der heutigen Zeit bedeutet ja, immer die Übersicht zu behalten, und also mahnte ich den Sohnemann, dass es, wenn schon, „Ich bin ein Muslim!“ heißen müsse, was aber Quatsch sei, weil nur Musliminnen Kopftuch tragen, und dass ich jedenfalls empfehlen würde, in der Schule auf die Vorführung mit der Serviette zu verzichten. Der Sohn sagte, in der Schule seien die Servietten ohnehin zu klein, und damit war das Thema durch.

Gottlob, denn so recht man hat, den Nachwuchs auf die Untiefen als kulturalistisch oder Schlimmeres verstehbarer Darbietungen hinzuweisen – grad wo die für uns zuständige Grundschule als „Schule für alle“ firmiert –, so wär’s in einer freieren Welt ja keine Sache, wenn jeder den anderen für den Sonderling hielte, der er ist: Die eine ist Islam, der andere fährt ein albernes Auto, der Dritte sitzt mit Bauch am Schreibtisch und weiß alles besser, und alle lachen übereinander. Wer heute über Leute lacht, die Islam sind, will aber das christliche Abendland vor ihnen retten, und die Leute mit dem Kopftuch sind nicht in der Position zurückzulachen, und das ist, natürlich, das Problem.

Abends rief mein Bruder an, der zwar kein Sozialist ist, mir aber zu gern aus seiner unsozialistischen Vorstadtwelt berichtet. Ein Bekannter trainiert die Fußball-F-Jugend am Ort, Sieben- bis Achtjährige, und die haben jetzt, das ist in dem Alter nicht unüblich, 0:12 verloren. Rufen aufgebrachte Eltern den Trainer an und fordern, das Training zu intensivieren; allerdings (und wenig überraschend) nicht die bildungsfernen, die vielleicht glauben, ihre Kinder würden um eine Zukunft im Leistungssport betrogen, sondern die sog. Leistungsträger und Vorstadtidiotinnen, die so fest vertäut sind in der Welt, wie sie Christian Lindner für die beste aller möglichen hält, dass es gar nichts macht, wenn mir dazu nichts mehr einfällt: Es wäre sinnvoller, mit einer Wand zu reden, als mit dieser Kaputtheit, die die Kaputtheit der Welt dann auch in der Höhe erklärt.

„Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt’s nicht.“ Adenauer, o.J.

Aber reden ist womöglich sowieso zu nichts mehr nütze. Ich widerspreche Dietmar Dath äußerst ungern, aber dass man mit den Leuten reden müsste, um sie vom (oder wenigstens: irgendeinem) Sozialismus zu überzeugen: dazu fehlen schlicht die Leute. Wo ich wohne, heißen die Kinder so, dass man nicht im Irrtum darüber sein kann, wo sie wohnen, und sie tragen, als F-Jugendliche, die sich morgens vielleicht Servietten um den Kopf binden, die gleichen Marken-Sneaker wie die Eltern. Es gab ja mal so was wie „No Logo“, aber das muss tausend, ach was: eine Million Jahre her sein. Kann sein, dass sich die Eltern von Janne und Eduard für allerhand interessieren und in der Schlange vorm hippen Bio-Eisladen (was ihn hip macht, ist die Schlange) auch drüber reden, Geflüchteten helfen und so; aber dass die Schule für alle im selben Viertel ist, in dem der Eisladen nicht für alle ist, etwa die mit dem Kopftuch, und dass neben der Schlange vom Eisladen die 300-PS-Dienstaudis parken, die man nicht kriegt, wenn man als Kind nicht ordentlich trainiert hat, das gehört vermutlich so, wg. Individualität, und so sehen sie dann auch aus, und ihre Kinder, geht’s nach ihnen, eben auch.

Man möchte, bei Allah, in die Serviette kriechen.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt