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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: Auf die Plätze

Die Herrschaft des alten weißen Mannes soll ja zu Ende gehen, und wenn man sich die Welt, die er hinterlässt, so besieht, muss man das nicht pauschal bedauern. Zumal da die jungen Damen, welcher Hautfarbe auch immer, nicht alles anders, aber vieles besser machen werden.

Während etwa der alte, von mir sehr geschätzte Chinakorrespondent des Morgenblattes jetzt in Skandinavien herumgondelt, legt seine junge Nachfolgerin, eine gewisse Lea Deuber, 28, sogleich die Finger in Wunden, von denen Kai Strittmatter nicht mal wusste, dass sie existieren. Ihre deutschen Altersgenossen, schreibt Deuber, interessierten sich für China sowenig wie für die kaputte deutsche Infrastruktur, und während China alle sechs Wochen einen neuen Flughafen eröffnet, wird der BER nie fertig. „Sie interessieren sich mehr fürs Acrylfarben-Malen oder die Rezepte veganer Tomatensuppen als für den Bau von Schnellzugtrassen. Zufrieden und satt kommen sie mir vor“, und zufrieden und satt zu sein soll man nun wirklich niemandem wünschen.

Der Chineserer hingegen ist heiß, ist hungrig, wie Deuber seit ihrem Austauschjahr als Schülerin weiß: „Meine Mitschüler, die von klein auf bis tief in die Nacht lernten“, wussten gar nicht, was eine „Komfortzone“ überhaupt ist; aber aus genau der bewegen sich „meine Freunde in Deutschland“ gar nicht mehr hinaus, gondeln lieber mit Erasmus herum und machen Party. „Bloß keinen zu großen Kulturschock wagen“, bloß nicht Sinologie studieren, was nicht nur Lea Deuber „wütend“ macht: „Die Auswirkungen dieses Denkens bekommen immer mehr deutsche Firmen zu spüren. Sie klagen, dass sie ihre Stellen in Asien nicht mehr besetzt bekommen.“ Zu unbequem! Die „Anspruchshaltung“! Doch da kommt schon die Konkurrenz, „lokale Kräfte, die meist exzellent ausgebildet sind und neben Englisch, Japanisch und Chinesisch noch eine andere Sprache fließend beherrschen“ und sich für Rezepte für vegane Tomatensuppen schon darum nicht interessieren, weil man ja bloß die Sahne weglassen muss.

„She comes at the end of the day / she's given me something to believe in” Michel van Dyke, 1994

„Um weiterhin global konkurrenzfähig zu bleiben, tun wir gerade ziemlich wenig. Natürlich können wir immer anführen, dass wir eben das bessere, edlere, anspruchsvollere politische System haben, auch wenn sich damit vielleicht nicht ganz so schnell neue Straßen oder Schnellzugtrassen bauen lassen, weil ja immer irgendein Planfeststellungsverfahren, Bürgerprotest oder Gerichtsurteil in die Quere kommt. Aber der globalen Weltwirtschaft“, der internationalen Planetarwirtschaft geradezu, „ist das ziemlich egal. Und Millionen jungen Asiaten, die erstmals die Chance eines sozialen Aufstiegs haben, auch.“ Ob Hans-Olaf Henkel, der idealtypische alte weiße Mann, noch feuchte Träume hat, will man gar nicht wissen, aber wenn, dann geht er punktgenau so: Hier liegen die Veganer mit dem Grundgesetz unterm Arm in der Komfortzone, während Milliarden Asiaten nur darauf warten, uns zu überrennen.

Die Welt, schrieb schon der Führer, ist ja nichts weiter als ein Weltpokal, den nur die härteste Rasse in die Vitrine bekommt, und unsere Journalistenschulabsolventinnen haben’s nicht vergessen: „Die Führenden hingegen müssen sich erst umblicken, um ihre Verfolger zu bemerken. Doch genau das tun die wenigsten jungen Deutschen. Schlimmer noch: Viele haben noch nicht mal begriffen, dass sie sich überhaupt im Wettlauf um die Zukunft befinden.“ Eine Zukunft, die dafür sorgen soll, „dass unser Leben so bleibt, wie es ist“, nämlich mit dem Schädel überm Handy, dem Hintern im Büro und rundum zufrieden mit „diesem furchtbaren Land“, so jedenfalls Kollege Leo Fischer, 38, der bei anderer Gelegenheit mitteilte, er wolle nur mehr „Adorno lesen und Rotwein trinken“. Während Kollege Jürgen Roth, 51, sich nach völliger technologischer Abrüstung sehnt, einer Art „Badesee-DDR“.

Ein Wettlauf um die Zukunft ist mit diesen beiden Herren nicht zu machen. Gut, dass ihre Zeit, wir sagten es, abgelaufen ist.




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Briefe an die Leser

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt