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Gärtners kritisches Sonntagsfrühstück: The Fast and the Furious 2

Ich muß das Urteil des Kollegen Mentz über die ZDF-„Anstalt“ hier nicht wiederholen: „sehr intellektuell, informiert und elegant, ohne jeden Gratismut, dafür mit dem streng unpopulistischen (,Wollen Sie schon wieder mit Fakten die Stimmung relativieren?’) Bekenntnis zu Aufklärung, Humanitas und allem, was der Marktstaat und seine Agenten unter die Räder nehmen“, doch am Dienstag war’s wieder eine starke Sendung; und im Kolumnenzusammenhang der reine, von mir aus auch höhere Zufall, daß es ums Automobil ging, um PS- und SUV-Wahn und einen Abgasskandal in Permanenz, wo Verbrauchswerte im wesentlichen Erfindungen sind und Grenzwerte nur im Labor nicht überschritten werden, in der Praxis dafür ums tödlich Mehrfache, von den Umweltkosten fürs Benzin und jedes neue und noch so „ökologische“ Automobil zu schweigen, und daß die Politik das alles weiß und billigt und fördert und wie sie kriecht und kriecht und immer bloß kriecht. Unvergeßlich auch der Auftritt des Kollegen Gsella, der eine Schwester und eine Nichte auf der Autobahn verloren hat, genauer: an jenes fehlende Tempolimit, dem Studien zufolge 20 Prozent der Toten auf deutschen Fernstraßen geschuldet sind. Ausländischen Studien zufolge, wohlgemerkt; die letzte deutsche Studie ist 25 Jahre alt, der für sie Verantwortliche wurde danach kaltgestellt.

„Die Welt will betrogen sein, also werde sie betrogen.“ Gian Pietro Carafa, später Papst Paul IV., 16. Jahrhundert

Das Publikum war begeistert: Szenenapplaus und kathartischer Jubel, als sei es allerhöchste Zeit gewesen, daß das mal wer ausspreche, eine welch monströse Idiotie und kriminelle Unvernunft die hiesige (per „Dienstwagenprivileg“ auch noch schwer subventionierte) Fixierung ist; dabei zeigten die Kamerafahrten, daß hier, wo schon nicht der CSU-Stammtisch, so doch auch nicht die Antifa zustimmte, sondern ganz normales Publikum. Leute, die natürlich alle selbst Auto fahren, und nicht nur Kleinwagen, denn der deutsche PS-Durchschnitt von mittlerweile 144 PS kommt ja nicht von ungefähr, und die ihren Wohlstand, auf welchen Umwegen immer, den Hunderten Milliarden Euro verdanken, die die deutsche Automobilindustrie Jahr für Jahr umsetzt. Dieser Wohlstand und die „Sorglosigkeit seines Genusses“ bilden sogar unsere „kollektive Identität“, wie das in der „Süddeutschen Zeitung“ der Münchner Soziologe Stephan Lessenich genannt hat, der einen Grund fürs Hoch des Kanzlerkandidaten der SPD gesucht und sie in einem „gigantischen gesellschaftlichen Selbstbetrug“ gefunden hat, nämlich in der „Hoffnung, daß mit neuem Personal die alte Leier weitergehen kann“.

Das Nähere regele der „geheime Sozialvertrag der Wohlstandsrepublik Deutschland“: „Ihr, die politischen und ökonomischen Funktionseliten dieser Gesellschaft, dürft uns, die besitzlosen, aber mit dem allgemeinen Wahlrecht ausgestatteten Massen, im Betrieb und über das Parlament beherrschen, soweit und solange ihr für permanentes Wachstum und steigende Konsummöglichkeiten (…) sorgt (…). Und, so der wichtige Zusatzartikel zu diesem Vertrag auf Gegenseitigkeit, wenn ihr die Kosten dieses Arrangements von uns fern und uns dessen Nebenwirkungen vom Halse haltet: nämlich die für ökonomisches Wachstum notwendige Naturzerstörung, die trotz Umverteilung verbleibende Armut, das Wissen um die Gründung hiesigen Wohlstands auf der harten Arbeit von Menschen anderswo auf der Welt“. So beruht, kann man sagen, die Deutschland-AG auf dem Stillhalten derer, die es nicht besser wissen, und jener, die es nicht besser wissen wollen. Daß die, die in der „Anstalt“ sitzen, es wenigstens wissen wollen, ehrt sie; doch ihre schizophrene Lage macht den Applaus immer dann am lautesten, wenn es gegen eine Herrschaft geht, von der sie gern annehmen – oder sich wünschen? –, sie hätten nichts mit ihr zu tun.




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Briefe an die Leser

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg