Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Gärtners Sonntagsfrühstück Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Gärtners kritisches Ostersonntagsfrühstück: Nimm mich

Daß alles immer besser wird, predige ich ja wochein, wochaus, und siehe, ich habe recht: Das kriminologische Forschungsinstitut Niedersachsen berichtet, daß nur mehr jede zwölfte Frau, die nach einer Vergewaltigung zur Polizei geht, eine Verurteilung des Täters erlebt; vor 20 Jahren war es noch jede fünfte. Was ja auch schon nicht die Welt gewesen ist; aber acht Prozent? Von denen wohlgemerkt, die überhaupt erst einmal zur Polizei gehen?

Erklärt wird das u.a. damit, daß, seit Vergewaltigung in der Ehe strafbar ist, der Quotient aus Verurteilungen und Anzeigen sinkt, weil sich mehr anzeigen als beweisen läßt. Springt ein fremder Täter aus dem Busch, ist mit dem Argument, die Dame habe das doch so gewollt, vor Gericht weniger auszurichten, als wenn der Ehemann auf Vollzug bestanden hat und vor Gericht Aussage auf Aussage trifft. (Die verrückte Lehrerin aus dem Hessischen, die mit einer allerhöchstwahrscheinlich frei erfundenen Vergewaltigung einen Kollegen fünf Jahre in den Kahn gebracht hat, hat nicht nur dessen Leben ruiniert, sie hat auch ungezählten Frauen einen Bärinnendienst erwiesen.) Es darf trotzdem festgehalten werden, daß Vergewaltigungen – zumal in den (von der Studie nicht genannten) Bundesländern, in denen die Verurteilungsquote sogar nur bei vier Prozent liegt – so gut wie faktisch straffrei geworden sind.

„Weil nun … die Menschen sich in dem Zustand des Krieges aller gegen alle befinden und jedweder sich der Leitung seiner eigenen Vernunft überläßt … : so folgt, daß im Naturzustand alle ein Recht auf alles, die Menschen selbst nicht ausgenommen, besitzen.“ Hobbes, 1651

Was daran der Gesetzeslage bzw. „Strafbarkeitslücken“ geschuldet ist, mögen die Fachleute klären; wir Gesellschaftsklimaforscher wollen hier lediglich und noch einmal die volle Fahrt in den emanzipatorischen Rollback verzeichnen, die zum Beispiel in Münchner U-Bahnhöfen Gestalt gewinnt, wo von drei Reklameplakaten, nebeneinander hängend, zwei unverblümt sexistisch sind: Eine Zweitkläßlerin in rosa Tüll wirbt für einen neuen (seinerseits natürlich prima misogynen) „Frauensender“, und drei junge Damen im Dirndl, denen irgendein dummer Agenturschwanz Senf an den Mund hat spritzen lassen, sind „scharf und süß“. Mag sein, daß mehr Frauen studieren (und zwar mit dem besseren Abitur), aber eine studierte, sogar promovierte Mutter aus der Nachbarschaft klagt, daß sie mit dem Töchterchen in die Jungsabteilung muß, wenn sie irgendwas kaufen will, das nicht rosa ist. Unter den aggressiv-regressiven Bedingungen der Zeit herrscht Gleichberechtigung allenfalls da, wo Frauen für den Mehrwert gebraucht werden, wobei es keine neue Erfahrung ist, daß Frauen sich jederzeit zur Verfügung zu halten haben; weshalb die Vereinbarkeit von Beruf und Karriere etwas ist, was Frauen zu kümmern hat, nicht Männer. 

Eier, wir brauchen Eier!“ Oliver Kahn, 2003

Es gibt keinen Grund anzunehmen, die gesamtgesellschaftliche Tendenz zum Arretierten, hermetisch Selbstunbewußten, offen Reaktionären als dem Gegenteil von welcher Emanzipation auch immer (auch die Homo-Ehe, sosehr man sie begrüßen mag, ist ja nur dann emanzipativ, wenn man das zutiefst Traditionelle und Konforme von Ehe und Familie ausblendet) wie die unwiderstehliche Gewalt der ubiquitären Ökonomisierung ließen das Verhältnis von Mann und Frau unberührt: Wer etwas will, der muß es sich nehmen, und wo Zivilisation war, herrsche das Recht des Stärkeren. Warum sollen Gerichte verurteilen, was die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft doch fordert? Und was sagt es über den Laden, wenn sich für Gewalt, die Frauen angetan wird, die Frauen schämen?

Eigenwerbung: Am nächsten Freitag liest der Autor im Berlin-Neuköllner Laidak aus dem mit Jürgen Roth verfaßten rüpelkritischen Kultpamphlet „Benehmt Euch!“ (19.30 Uhr).   




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt