TITANIC Gold-Artikel

Erfolgsfaktor Flunsch

Kritikunfähig, verzärtelt und dauerbeleidigt. So charakterisieren Kolumnisten die konfliktscheue "Generation Schneeflocke". Doch pikiertes Schweigen gehört längst auch in sämtlichen anderen Altersgruppen zum guten Ton. Das "Schmollprinzip" (Birgit Kelle) dominiert wichtige Gesellschaftsbereiche.

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Stadtentwicklung

Die Zartbesaiteten prägen vielerorts das Erscheinungsbild öffentlicher Plätze und Einrichtungen: Hörsäle an Universitäten werden zu Komfortzonen umgebaut, erste Samtgemeinden haben bereits Behörden mit Schmollwinkeln ausgestattet. Damit außerdem Verkehrslärm reduziert wird, müssen Autofahrer immer häufiger Schleichwege nutzen. In Parks verdrängt die Mimose das Eisenkraut.

Sport

Flunsch statt Flanke: Nicht nur beim Achtsamkeitsrugby spielt das Schmollgesicht eine wichtige Opferrolle. Die "Schnute" ist auch im Profifußball längst eine wirksame Waffe. Was kaum jemand weiß: So manches "deutsche Sommermärchen" war wirklich ein Märchen. Denn es war nicht ihr Können auf dem Platz, sondern ihr Ruf als Dauerpikierte, der den Deutschen einige Siege einheimste. Viele Gegner konnten ihre sauertöpfischen Visagen nach einer Niederlage einfach nicht ertragen. Ihr Glück!

Kultur und Lifestyle

Harte Zeiten für Kunstliebhaber: Damit niemand an konfrontativen Werken Anstoß nimmt, gibt es nur noch weichgezeichnete Stillleben und Sittenbilder zu sehen. Da wundert es nicht, dass feierliche Vernissagen lieber durch Soft Openings ersetzt werden. Schmoll-Emojis beherrschen Twitter-Debatten, und Filterbubble-Tea (2. Aufguss, lauwarm) ist das Getränk der Stunde (noch bis 16 Uhr). Zum Ärger der Filmindustrie bringen viele einst beliebte Filme und Serien kaum noch Quote. Einzig sogenannte Blockbuster, bei denen alles, was negative Gefühle auslösen könnte, von der Bildfläche verbannt wurde, erreichen noch größere Zuschauerzahlen.

Werte

"Jahrelang war immer nur Freiheit mein Wert. Jetzt ist plötzlich noch Toleranz dazugekommen. Da zanken sich die Stimmen in meinem Kopf schon mal. Aber ich kann sie durch Zuhören integrieren, auch die ganz wirren. Das gelingt mir allerdings nur, wenn ich mich auch mal abschotte, z.B. von linken Meinungen. Ja, Toleranz ist eben manchmal eine Zumutung, dann muss man sich ausklinken. Diese Freiheit nehme ich mir. Geht doch!"

Technologie

Roboter führen Bewerbungsgespräche, verwandeln Selfies in Kunstwerke und ersetzen Psychotherapeuten. Die Kehrseite: Die hochintelligenten Softbots lösen nicht nur immer komplexere Probleme, sie fühlen sich auch zunehmend von ihnen überfordert und machen dicht. Gleichzeitig werden sie immer anspruchsvoller und fordern sinnvolle Tätigkeiten. Der Unmut gegenüber Bullshitjobs steigt vor allem bei Spam- und SPD-Wahlkampfbots.

Weltpolitik

"Meine Vision: Harte Grenzen für alle - Staaten, Familien, Ehepartner. Und Isolation für jeden. Luftverkehr und Automobilindustrie hab ich schon mal lahmgelegt. Bald mache ich die Schotten komplett dicht und verschanze mich in meinem unterirdischen Privatbunker."

Julia Mateus

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Anpfiff, Max Eberl!

Sie sind seit Anfang März neuer Sportvorstand des FC Bayern München und treten als solcher in die Fußstapfen heikler Personen wie Matthias Sammer. Bei der Pressekonferenz zu Ihrer Vorstellung bekundeten Sie, dass Sie sich vor allem auf die Vertragsgespräche mit den Spielern freuten, aber auch einfach darauf, »die Jungs kennenzulernen«, »Denn genau das ist Fußball. Fußball ist Kommunikation miteinander, ist ein Stück weit, das hört sich jetzt vielleicht pathetisch an, aber es ist Liebe miteinander! Wir müssen alle was gemeinsam aufbauen, wo wir alle in diesem gleichen Boot sitzen.«

Und dieser schräge Liebesschwur, Herr Eberl, hat uns sogleich ungemein beruhigt und für Sie eingenommen, denn wer derart selbstverständlich heucheln, lügen und die Metaphern verdrehen kann, dass sich die Torpfosten biegen, ist im Vorstand der Bayern genau richtig.

Von Anfang an verliebt für immer: Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt