Inhalt der Printausgabe

 

In Japan dürfen neuerdings Tiere mit einem Anteil mensch­lichen Erbguts gezüchtet ­werden, um ihnen Spenderorgane zu entnehmen. Ein Trend, der nun weltweit Schule macht. Ob Wissenschaftler oder Heimwerker – immer mehr Laborratten experimentieren mit den fernöstlichen Weisheiten, um Chimären im Dienste der ­Menschheit oder auch einfach nur für den ganz persönlichen Spaß zu kreieren. Das sind die neuesten Exemplare.

Eine Delegation impotenter Japaner, zwei fickrige Redakteure aus dem Ratgeber-Ressort von Bild.de und Gerhard Schröder haben einen großen Fördertopf ins Leben gerufen und die Medizinische Hochschule Hannover mit einem geheimen Forschungsauftrag betraut. Das Projekt ist geglückt, herausgekommen ist dieses wundersame Wesen. Der penisartige Schwanz des immergeilen Lurchs ist transplantationsfähig. Dieser wächst nicht nur regelmäßig nach, er schwillt auch wie erhofft an, sobald der ebenfalls penisartige Kopf der Kreatur eine junge Echsendame erspäht. Na dann – amore, amore!

»Ich erinnere mich an alles! Ich war gefangen. Hinter einer Mauer, törööö ojööö!« Beim Versuch, die Demenz zu besiegen, kam es in einem ostdeutschen Versuchslabor zu einem fatalen Zwischenfall. Das Experiment, Rentner mit Elefantengedächtnis zu züchten, schlug fehl. Vermuteter Grund: Die Kühlkette wurde nicht ordnungsgemäß eingehalten, die Elefanten-DNA aus dem Zoo von Fukushima war bereits angesäuert, als man sie in die Petrischale rührte – heraus kam ein vor Melancholie und Stumpfsinn kaum lebensfähiges Etwas. Schade.

Der moselfränkische Mundschenk und Hobbygenetiker Josef Maria Süff erhielt im Jahre 2017 eine schwere Diagnose. Die Leber sei hin, mit Glück könne er noch eine Spätlese durchhalten, danach aber werde er den Wein nur noch von unten wachsen sehen können, so der Befund des Leibarztes. Nachdem Süff eine Nacht lang bittere Tränen mit einem Hauch von Stachelbeere und süßlichen Tanninen im Abgang geweint hatte, baute er sich in Eigenregie ein Genlabor unter seinem Carport auf. Dort experimentierte er nächtelang mit Genmaterial aus dem Darknet, bis die Polizei Rheinland-Pfalz ihm auf die Schliche kam. Zum Vorschein kam ein Mischwesen, halb Mensch, halb Leber, das sich Süff in seiner Verzweiflung selbst implantieren wollte. Süff lebt heute in der pittoresken Jugendstil-JVA in Cochem, wird ärztlich versorgt und möchte sich zu dieser Sauerei nicht äußern.

Prof. Dr. Walz, Haarspezialist aus Berlin, hat sich mit seiner Organisation »Haare retten Leben« den Hilferufen seiner mittelalten Patienten angenommen. Mit Erbgut aus einem haarigen Magdeburger Genpool züchtete Walz eine widerstandsfähige Rinderrasse, deren ausgewachsenen Exemplaren im Schnitt drei Spender-Ponyfrisuren pro Tag aus dem Schädel sprießen. Très chic!

Was passiert, wenn man einen eitlen Gockel mit einem psychotischen Anabolika-Huhn kreuzt? Diese Frage stellte sich das Düsseldorfer Institut »Gentechnik Gönnjamin & Söhne« und probierte es einfach aus. Der Fötus wurde Tag und Nacht mit Alphastrahlung beschossen, um möglichst skurrile Missbildungen zu entwickeln. Das Ergebnis ist entsprechend enttäuschend. 

Deutsche Filmschauspieler kennen das Problem: Kaum beherrscht man sein Handwerk endlich ein klein wenig, da fängt die Haut schon an zu welken und möchte sich gen Erdboden zurückziehen, um in Ruhe zu vermodern. Die Uschi-Glas-Stiftung hat darum nun mit veruntreutem Geld der deutschen Filmförderung einen Wurf neue Haut züchten lassen. So süß!

Geheimagenten aus dem Think Tank Angela Merkels haben dieses aalglatte Wesen für künftige Allmachtspläne Deutschlands erstellen lassen, an dem wirklich alles abprallt. Sogar Witze, weswegen es auch nichts weiter dazu zu sagen gibt.

 

Fabian Lichter / Leo Riegel

ausgewähltes Heft

Aktuelle Cartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg