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Delphine, Plage der Meere

Ein Beitrag zur Versachlichung

Auf den ersten Blick wirken sie harmlos, goldig, verspielt, als könnten sie kein schwermetallbelastetes Salzwässerchen trüben. Freundlich scheinen sie uns anzulächeln, uns mit tollkühnen Kunststücken unbeschwerte Stunden schenken zu wollen, sogar Schiffbrüchige sollen sie gerettet haben. Doch bei näherem Hinsehen fällt die charmante Fassade der Delphine. Der freundliche Gesichtsausdruck wirkt wie festgefroren, ist nichts mehr als eine niederträchtige, kalkulierte Fratze, die einst so lieben Augen funkeln hinterlistig, als wären sie aus reiner Bosheit gezeugt; und hat man sich nach kurzer Weile an den "Kunststücken" sattgesehen, stellt man fest, daß einem mindestens ein schöner Batzen Bares, wo nicht gar das ganze Portemonnaie fehlt. Doch damit nicht genug: Verfolgt man die Spuren der Geschichten über die angebliche Rettung Schiffbrüchiger zurück, tritt als Quelle stets der Maritime Delphinbote zutage, ein in Sachen Qualität und Redlichkeit höchst zweifelhaftes Preßerzeugnis, das zum Zwecke der Auflagensteigerung auch vor Haivergleichen und Thunfischhetze nicht zurückschreckt; erschwerend kommt hinzu, daß in der Redaktion ausschließlich Delphine beschäftigt werden – ein Narr, wer hier Gevatter Zufall am Werk sieht! Hat nun das von der mächtigen Delphinlobby mit Milliarden und Abermilliarden "Muscheln" (Ozeanslang) aufgebaute positive Bild vom "hilfsbereiten Meeressäuger" (Maritimer Delphinbote) erste Sprünge bekommen (z.B. über den eigenen Schatten), forscht man tiefer in die pechschwarze Delphinseele hinein, werden Abgründe offenbar, die selbst den Marianengraben wie eine Ackerfurche aussehen lassen. Schamlos plündern die habgierigen Flipper ihre Umwelt, führen einen schwunghaften Handel mit Meeresfrüchten, ohne selbst je welche anzubauen. Aus schierer Langeweile und Infamie beißen sie Robbenmütter tot und spielen mit den Babys Squash; ein unverschuldet in Seenot geratener Esel soll gar Opfer einer Gruppenvergewaltigung durch eine Delphinschule geworden sein (Quelle: Kritischer Delphinbeobachter). Oft sind sie noch vor britischen Urlaubern am Strand, pflastern alles mit Handtüchern zu und scheißen anschließend die Hotelbar voll; in jüngster Vergangenheit häufen sich Berichte über Großtümmler, die falsche Schatzkarten und Fische, die vom Kopf her stinken, als Altersvorsorge verkaufen. Kritikern werfen Delphine stets in gleicher Manier Humorlosigkeit vor, heilig ist ihnen nicht einmal der liebe Gott. Der Spaß hört für sie erst dort auf, wo es um ihre persönlichen Rechte und Interessen geht. Da werden sie plötzlich empfindlich, drohen schon bei geringsten Anlässen mit dem Anwalt und legen jedes Wort dreimal auf die Goldwaage. Selbst nach Belieben rücksichtslos lärmend, rufen sie ohne Vorwarnung die Polizei, wenn bei Scholles nach 22 Uhr noch gedämpftes Blubbern zu hören ist, fehlerhafte Mülltrennung der Nachbarn bringen sie umgehend zur Anzeige, nur um anschließend Altöl ins Grundwasser zu kübeln. Dabei verstehen sie es aufs beste, sich trotz rüpelhaften Benehmens auch noch als Opfer darzustellen, denen angeblich mit "Harpune und Treibnetz nach dem Leben getrachtet" (Maritimer Delphinbote) wird. "Aber haben die Delphine uns nicht auch allerlei Gutes gebracht, wie steht es z.B. mit der therapeutischen Unterstützung behinderter Kinder?" hört man da notorische Augenverschließer fragen. Unfug und dreimal nein, lautet die Antwort! Diese angeblichen Therapiestunden sind den Delphinen bloß Anlaß, sich an den körperlichen und geistigen Gebrechen der ihnen anvertrauten hilflosen Geschöpfe zu belustigen, denen sie, wenn der doofe Pfleger mal nicht aufpaßt, mit der Flosse stets ordentlich eine reinwemsen. Wer nun immer noch vom Delphin als "Schutzengel der Seefahrer und schnelle Lösung für Ihr Kreditproblem" (Maritimer Delphinbote) spricht, dem ist wahrlich nicht mehr zu helfen, der mag weiter gegen Fischerei und Umweltverschmutzung demonstrieren und erst erwachen, wenn sein vermeintlicher Kumpel Flipper, diese "Plage der Weltmeere" (Kritischer Delphinbeobachter), ihm in einer Laune das Rückgrat bricht. Man sei gewarnt.

Kategorie: Allgemein



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Briefe an die Leser

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

 Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

Kurz hattet Ihr uns, liebe Lobos,

als Ihr eine Folge Eures Pärchenpodcasts »Feel the News« mit »Das Geld reicht nicht!« betiteltet. Da fragten wir uns, was Ihr wohl noch haben wollt: mehr Talkshowauftritte? Eine Homestory in der InTouch? Doch dann hörten wir die ersten zwei Minuten und erfuhren, dass es ausnahmsweise nicht um Euch ging. Ganz im Sinne Eures Formats wolltet Ihr erfühlen, wie es ist, Geldsorgen zu haben, und über diese Gefühle dann diskutieren. Im Disclaimer hieß es dann noch, dass Ihr ganz bewusst über ein Thema sprechen wolltet, das Euch nicht selbst betrifft, um dem eine Bühne zu bieten.

Ihr als Besserverdienerpärchen mit Loft in Prenzlauer Berg könnt ja auch viel neutraler und besser beurteilen, ob diese Armutsängste der jammernden Low Performer wirklich angebracht sind. Leider haben wir dann nicht mehr mitbekommen, ob unser Gefühl, Geldnöte zu haben, berechtigt ist, da wir gleichzeitig Regungen der Wohlstandsverwahrlosung und Realitätsflucht wahrnahmen, die wir nur durch das Abschalten Eures Podcasts loswerden konnten.

Beweint deshalb munter weiter den eigenen Kontostand: Titanic

 Boah ey, Natur!

»Mit der Anpflanzung von Bäumen im großen Stil soll das Klima geschützt werden«, schreibt der Spiegel. »Jetzt zeigen drei Wissenschaftlerinnen in einer Studie: Die Projekte können unter Umständen mehr schaden als nützen.« Konkret sei das Ökosystem Savanne von der Aufforstung bedroht. Mal ganz unverblümt gefragt: Kann es sein, liebe Natur, dass man es Dir einfach nicht recht machen kann? Wir Menschen bemühen uns hier wirklich um Dich, Du Diva, und am Ende ist es doch wieder falsch!

Wird mit Dir einfach nicht grün: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Mmmmh, Thomas de Maizière,

Mmmmh, Thomas de Maizière,

über den Beschluss der CDU vom Dezember 2018, nicht mit der Linkspartei oder der AfD zusammenzuarbeiten, an dem Sie selbst mitgewirkt hatten, sagten Sie bei Caren Miosga: »Mit einem Abgrenzungsbeschluss gegen zwei Parteien ist keine Gleichsetzung verbunden! Wenn ich Eisbein nicht mag und Kohlroulade nicht mag, dann sind doch nicht Eisbein und Kohlroulade dasselbe!«

Danke für diese Veranschaulichung, de Maizière, ohne die wir die vorausgegangene Aussage sicher nicht verstanden hätten! Aber wenn Sie schon Parteien mit Essen vergleichen, welches der beiden deutschen Traditionsgerichte ist dann die AfD und welches die Linke? Sollte Letztere nicht eher – zumindest in den urbanen Zentren – ein Sellerieschnitzel oder eine »Beyond Kohlroulade«-Kohlroulade sein? Und wenn das die Alternative zu einem deftigen Eisbein ist – was speist man bei Ihnen in der vermeintlichen Mitte dann wohl lieber?

Guten Appo!

Wünscht Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

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Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg