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Dax Werners Debattenrückspiegel KW46

Liebe Freund_innen,

es ist schon wieder soweit: Sonntag! In vielen Kulturen gilt der Sonntag als "Lockdown des kleinen Mannes": Beinahe schon rituell streife ich mir beispielsweise den flauschigen Merino-Pulli über, döse zweieinhalb Stunden bei "Das große Backen" auf Sat1 und werfe dann traditionell zu später Stunde parallel zu "Anne Will" noch mal den Second Screen an, um mich im Focus-online-Kommentarbereich von Menschen mit Erstwohnsitz im Eifelkreis Bitburg-Prüm bedrohen zu lassen.

Stichwort Focus online: Den Kolleg_innen gelang gestern Abend zu später Stunde ein regelrechter Scoop. Sie haben eine mögliche Übersicht mit Namen und Ressorts des Kabinetts Scholz ins Internet hochgeladen. Klasse Job, Gruß nach München! Mein Vorschlag: Wir gehen heute einmal kurz die Highlights durch. Pack ma’s, Politheads!

Arbeit und Soziales: Hubertus Heil (SPD)
Die Zeiten sind hart in der Eventbranche, sehr hart sogar. Und vielleicht ist das auch der Grund, dass Heil seinen Plan, sich in "Robin Alexander" umzubenennen und eine Karriere in der Welt des Schlagers zu starten, noch einmal vier Jahre auf Eis legt. In etlichen Nachtsitzungen haben sie im Willy-Brandt-Haus auf ihn eingesozt: "Singen kannst du auch später noch, wir brauchen dich noch mal hier in Berlin!" Dass Hubertus Heil schon ein Album mit Leslie Mandoki produziert hat und bereits für die "Giovanni Zarrella Show" im Zweiten gebucht war? Im politischen Berlin schon lange kein Geheimnis mehr. Doch aufgehoben ist nicht aufgeschoben: In vier Jahren ist Heil erst 53, also im besten Amigo-Alter, ein best ager mit beiden Beinen im Saft. Wir wünschen für die persönliche und private Zukunft nur das Beste!

Bundeskanzler: Olaf Scholz (SPD)
Gerade noch so vor der FDP gerettet. Geht für mich aber schlussendlich so in Ordnung. Jetzt aber bitte auch delivern!

Finanzen: Christian Lindner (FDP)
Starkes Signal auch an die Märkte in Tokio, Shanghai und New York: Die Aktienrente kommt, die private Krypto-Zusatzrente liegt bereits fertig in der Cloud. Gleichzeitig jedoch auch eine Personalie, die lange vom Alpha-Kampf zwischen Lindner und Habeck geprägt war, ein durchaus auch erotisch aufgeladener Konflikt, der die nächsten vier Jahre gewiss weiter schwelen wird …

Verkehr: Anton Hofreiter (Grüne)
Mit Sicherheit die lustigste Personalie: Anton Hofreiter wird Verkehrsminister. Diese Kröte, so dachte man sich im Strategie-Team der Grünen, muss die FDP mindestens schlucken, wenn sie das Finanzministerium will. Subtiler Humor, den gibt’s eben nicht nur in der "Heute-Show"! Bei allem Jux steht Hofreiter jedoch nach wie vor für Kontinuität: Auch wenn die Haare nun länger getragen werden als beim Vorgänger Scheuer (gerade bei Einweihungen von neuen ICEs problematisch), das Gros Infrastrukturtöpfe fließt wie schon in den 50 Jahren CSU-geführten Verkehrsressorts in den Süden der Republik. Win-win-win.

Gesundheit: Michael Theurer (FDP)
Er ist in den vergangenen Monaten zu einem der wichtigsten Pandemie-Erklärer aufgestiegen: Freundlich, gut gekleidet und stets im urigen Dürener Slang unterwegs, flog er mehrmals täglich von Talkshow zu Talkshow, um uns die neuesten Erkenntnisse aus der Welt der Aerosole und Varianten vorzusingen. Unvergessen seine herrlichen Duelle mit dem Bonner Virologen und Podcaster Hendrik Streeck, die er immer so elegant und fair anging, dass hier und da bereits Erinnerungen geweckt wurden an einen anderen großen Gentleman des Boxsports: Henry Maske. Grüne und vor allem SPD hatten hier auch nicht annähernd gleichrangiges Personal zu bieten, so dass zumindest diese Personalie schon lange klar war: Michael Theurer von der FDP wird Gesundheitsminister.

Außen: Annalena Baerbock (Grüne)
Als gelernte Völkerrechtlerin passt auch diese Entscheidung wie Arsch auf Eimer, dennoch: In den letzten Wochen und Monaten hatte ich heimlich zu hoffen gewagt, dass mein Liebling Alexander Graf Lambsdorff vielleicht doch noch das Rennen macht. Der damit verspielte strategische Vorteil: Lambsdorff repräsentiert mit seinem Stil und Äußeren wie kein zweiter derzeit lebender Mensch auf dieser Welt das Achtziger-Jahre-Röhrenfernseher-Deutschland, hier wären Stimmengewinne bei der dann bald Merz-geführten Union möglich gewesen. Prognose: Mit Annalena Baerbock wird aus Twitter in den nächsten vier Jahren eine Art Reddit mit 20 000 deutschsprachigen Außenpolitik-Experten! Und zum Schluss noch…

Kanzleramt: Wolfgang Schmidt (SPD)
Gewiss die überraschendste Personalie: Der Film-Youtuber und Podcaster Wolfgang M. Schmitt, während der Schulz-Welle 2017 versehentlich in die SPD eingetreten, wird neuer Kanzleramtsminister.

Starkes Lineup bis hierhin, aber damit es nicht zum Papiertiger mutiert, ist auch klar: Jetzt muss geliefert werden!

Auf die nächsten vier Winterwellen:

Euer Dax Werner




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Aaaaah, Bestsellerautor Maxim Leo!

In Ihrem neuen Roman »Wir werden jung sein« beschäftigen Sie sich mit der These, dass es in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein wird, das maximale Lebensalter von Menschen mittels neuer Medikamente auf 120, 150 oder sogar 200 Jahre zu verlängern. Grundlage sind die Erkenntnisse aus der sogenannten Longevity-Forschung, mit denen modernen Frankensteins bereits das Kunststück gelang, das Leben von Versuchsmäusen beträchtlich zu verlängern.

So verlockend der Gedanke auch ist, das Finale der Fußballweltmeisterschaft 2086 bei bester Gesundheit von der heimischen Couch aus zu verfolgen und sich danach im Schaukelstuhl gemütlich das 196. Studioalbum der Rolling Stones anzuhören – wer möchte denn bitte in einer Welt leben, in der das Gerangel zwischen Joe Biden und Donald Trump noch ein ganzes Jahrhundert so weitergeht, der Papst bis zum Jüngsten Gericht durchregiert und Wladimir Putin bei seiner Kolonisierung auf andere Planeten zurückgreifen muss? Eines will man angesichts Ihrer Prognose, dass es bis zum medizinischen Durchbruch »im besten Fall noch 10 und im schlimmsten 50 Jahre dauert«, ganz bestimmt nicht: Ihren dystopischen Horrorschinken lesen!

Brennt dann doch lieber an beiden Enden und erlischt mit Stil: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt