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Dax Werners Debattenrückspiegel KW19

Liebe Leser_innen,   

die Mega-Debatte zur Causa Kliemann bewegt sich langsam aber sicher in die Fadeout-Phase: Die ersten Meinungsmacher_innen verlieren sich in Meta-Spielereien, newstechnisch grenzwertigen Paywall-Artikeln und unvermittelten Angriffen auf diejenigen, die bislang eigentlich nur Nebenrollen besetzten. Alle Welt versucht, noch den letzten Tropfen Reichweite aus dem Masken-Shitstorm zu pressen; so auch ich. Wie der Maskenschlingel "es" auch in seinem letzten Instagram-Post nicht sein lassen konnte: Eine gemütliche Sonntags-Analyse mit mir, Dax Werner. 

Leider finde ich das Original-Zitat nicht mehr aber der shitstormerprobte Schmetterlingsforscher Vladimir Nabokov fantasierte sich die Erfindung der Literatur mal so zurecht: Diese sei nicht dann erfunden worden, als der erste Mensch, panisch vor einem Wolf in Richtung Höhle flüchtend, "Ein Wolf! Ein Wolf!" brüllte, sondern, als dieser das erste Mal "Ein Wolf!" rief, ohne dass auch nur eine einzige pelzige Fellnase in Sichtweite gewesen wäre. Für mich spricht Nabokov in diesem von mir sehr frei erinnerten Zitat nicht über Literatur, sondern von der Erfindung von PR. 

Und wenn jemand in den letzten Jahren geile PR gemacht hat, dann Fynn Kliemann (im Folgenden abgekürzt als FK). Selbst sein letzter Instagram-Post, der - wenn ich richtig liege - insgesamt dritte Erklärungsversuch binnen weniger Tage, verrät den vielleicht etwas nachlässigen, doch immer noch auf seinem Zenit operierenden PR-Meister. Es ist ein kurzes Statement, schwarze schnörkellose Buchstaben auf iPhone-weiß, kein Schnickschnack, nur 363 Zeichen lang, 69 Wörter zählend, nur 5 mal davon "ich". 

Doch schon der erste, eigentlich schnöde wirkende Satz verrät dem genauen Beobachter (close reading) ein weiteres Juwel aus der Feder des Meisters: "Guten Tag, mein Name ist Fynn Kliemann und die meisten von euch mochten mich vor 4 Tagen mehr als heute." Es ist, wie so oft in der Welt von FK, nicht nur ein ehrliches Statement von ihm an seine inzwischen knapp unter 800 Tausend Instagram-Fans; es ist gleichzeitig ein Skript, der erste Satz in einem schwarzweiß gedrehten Kurzfilm mit neoklassischem Ludovico-Einaudi-Type-Beat auf der Tonspur. Ganz nahe Kamera, FK in einem kargen Backstage-Raum an die Wand gelehnt und in die Leere blickend, ein zerbrochener Spiegel, eine flackernde Glühbirne. Dann: Tunnel, FK auf dem Weg zur Bühne, aber die Bühne ist ein kleiner heruntergekommener Raum eines Gemeindezentrums, ein Stuhl ist frei, er setzt sich zögernd hin, er blickt in enttäuschte Gesichter, die Gesichter sind wir, seine Fans, einigen (mir) laufen in Slomo Tränen an der Wange herunter, dann wieder Schnitt auf FK, die Musik setzt plötzlich aus, dann kommt der Satz: "Guten Tag, mein Name ist Fynn Kliemann." 

Was uns Kliemann-Fans eigentlich weh tut ist vielleicht gar nicht so sehr die Tatsache, dass Fynni ein kleines bisschen den Überblick verloren hat - Schwamm drüber! Viel tiefer sitzt der Schmerz darüber, dass die Idee, dass sich durch Kaufen und Verkaufen von Anziehsachen wirklich irgendetwas für irgendwen verbessern könnte, vielleicht immer schon großer Käse war. 

Zaghafte, fast zerknirschte Grüße:

Euer Dax Werner




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Ach, Taube,

Ach, Taube,

die Du in Indien wegen chinesischer Schriftzeichen auf Deinen Flügeln acht Monate in Polizeigewahrsam verbracht hast: Deine Geschichte ging um die Welt und führte uns vor Augen, wozu die indische Fashion-Polizei fähig ist. Aufgrund Deiner doch sehr klischeehaften Modetattoos (chinesische Schriftzeichen, Flügel) fragen wir uns aber, ob Du das nicht alles inszeniert hast, damit Du nun ganz authentisch eine Träne unter dem Auge oder ein Spinnennetz auf Deinem Ellenbogen (?) tragen kannst!

Hat Dein Motiv durchschaut: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Frühlingsgefühle

Wenn am Himmel Vögel flattern,
wenn in Parks Familien schnattern,
wenn Paare sich mit Zunge küssen,
weil sie das im Frühling müssen,
wenn überall Narzissen blühen,
selbst Zyniker vor Frohsinn glühen,
Schwalben »Coco Jamboo« singen
und Senioren Seilchen springen,
sehne ich mich derbst
nach Herbst.

Ella Carina Werner

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg