Newsticker

Nur diese Kategorie anzeigen:Dax Werners Debattenrückspiegel Eintrag teilenEintrag per Email versenden Mit Facebook-Freunden teilen Twittern mit Google+ teilen

Dax Werners Debattenrückspiegel KW 9

Liebe Leser:innen,

man kommt an diesem Wochenende kaum daran vorbei: Die sogenannte "Maskenaffäre" in der Union weitet sich aus. Weil ihr, liebe Leser:innen, in der Regel gut informiert in den Sonntag startet, verzichte ich an dieser Stelle auf eine langatmige Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse und starte direkt auf Ballhöhe. Der Essener Christdemokrat Matthias Hauer zwitscherte am Freitag: "Ich kenne unzählige Parlamentarier der #CDU/#CSU (und natürlich auch aus anderen Parteien), die sich 24/7 für das Wohl der Menschen in Deutschland richtig reinknien. Es macht mich wütend, wenn durch die Gier Einzelner viel erarbeitetes Vertrauen zunichte gemacht wird." Für mich ist das das falsche Mindset: Vertrauen wird doch wohl eher dort zunichte gemacht, wo vielversprechende young professionals wie etwa Dr. Georg Nüßlein (51) und Nikolas Löbel (34) vorschnell das Handtuch werfen, weil der Spiegel ein paar haltlose Gerüchte in die Welt setzt. 

Liebe CDU, ich habe Fragen: Wo ist der fighter spirit, wo das ninja mindset, wo ist das christdemokratische Durchhaltevermögen eines Helmut Kohl, bei dem ein Ehrenwort in Richtung Privatwirtschaft noch etwas galt und der die Namen der Spender mit ins Grab nach Speyer nahm? Hätte eine faire Untersuchung der Causa nicht sogar zum Ergebnis führen können – nein: müssen, dass es sich lediglich um unglückliche Missverständnisse beim Maskenkauf gehandelt hat, die ohne weiteres aufzuklären gewesen wären? Kann es sich die CDU im Jahr 2021 überhaupt leisten, ein wirtschaftspolitisches Talent wie Nüßlein, der laut eigener Homepage mit seiner Dissertation "ein Grundlagenwerk zum Konzernrecht" vorgelegt hat, einfach so fallen zu lassen? Auch wenn die Selbsteinschätzung "Grundlagenwerk" schon im Februar mit dem typisch deutschen Hinweis, dass es "praktisch nie zitiert [wurde], also wohl auch kaum als Grundlagenwerk zu bezeichnen [sei], siehe Google Scolar", von seiner Wikipedia-Seite gelöscht wurde? Oder geht es am Ende gar nicht um die Maskenkäufe, sondern darum, dass mal wieder zwei hoffnungsvolle Politiker mit Draht zum Volk zu gefährlich wurden für Merkel? Das berichten mir zumindest meine Quellen von einem Berliner Podcast-Schiff.

Viele Fragen, wenig Antworten. Stattdessen Duckmäusertum und Einknicken vor dem neuen Zeitgeist. Obwohl alle zwei Monate irgendwo ein nachdenkliches opinion piece erscheint, demzufolge die Bezahlung unserer Bundestagsabgeordneten – vor allem im Verhältnis zu ihrem workload am Volk! – viel zu gering sei, wird von Medien und Parteifreunden unbarmherzig draufgeschlagen, wenn sich dann doch mal ein Parlamentarier sein rechtmäßiges Stück vom Kuchen abschneidet. Ganz ehrlich? Mir ist das zu einfach.

Je näher wir den strategisch wichtigen Landtagswahlen in Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg kommen, desto mehr häufen sich obskure Korruptionsvorwürfe gegen die Union: Erst Philipp Amthor, dann die erwähnten Nüßlein und Löbel, dann Axel Fischer (irgendwas mit Aserbaidschan) und zuletzt auch noch Gesundheitsminister Jens Spahn. Rotfunk bizarr: Spahn geriet allen Ernstes dafür in die Kritik, dass er mit einigen Freunden zu Abend gegessen hat und diese ihm später einen symbolischen Betrag über Paypal Friends & Family geschickt haben. Zeit, eine altes lateinisches Zitat auszubuddeln: Cui bono?

Fragt sich sicher auch der Unions-Fraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus, dennoch bringt er seine Perspektive sachlich und in einfachen Worten auf den Punkt: "Wir sagen daher sehr deutlich, das Beziehen von Geldleistungen für die Vermittlung von medizinischer Schutzausrüstung im Rahmen der Pandemie-Bekämpfung von Abgeordneten stößt auf unser vollkommenes Unverständnis und wird von uns entschieden verurteilt." Mit nur sieben Substantiven (Beziehen, Geldleistungen, Vermittlung, Schutzausrüstung, Rahmen, Pandemie-Bekämpfung, Abgeordneten) sendet Brinkhaus seine deutliche Botschaft an die geschassten Parteifreunde Nüßlein und Löbel: Hier ist die die Tür raus für euch, ich kann euch sie nur öffnen, durchgehen müsst ihr selbst.

Doch wenn ich ehrlich sein soll: Ich sehe die Exit-Strategie noch nicht. Eher riecht es für mich nämlich nach einer zweiten Causa Wulff, einem weiteren politmedialen Desaster also, bei dem es am Ende bekanntlich um Sachleistungen im Gegenwert eines Bobbycars ging. Und die den ehemaligen Bundespräsidenten zurückließ als Präsidenten des Deutschen Chorverbandes. Bei den Maskendeals von Nüßlein und Löbel geht es zusammengerechnet um einen ähnlich niedrigen Betrag von circa 910 000 Euro. Klingt auf dem Papier erst mal viel, sind aber umgerechnet auch nur 91 Abendessen mit Jens Spahn. Und dafür die Aufregung?

Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem sich Arbeit nicht mehr lohnt.

Besorgte Grüße: Dax Werner




Eintrag versenden Newstickereintrag versenden…
Felder mit einem * müssen ausgefüllt werden.

optionale Mitteilung an den Empfänger:

E-Mail-Adresse des Absenders*:

E-Mail-Adresse des Empfängers*
(mehrere Adressen durch Semikolon trennen, max. 10):

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wow, Instagram-Kanal der »ZDF«-Mediathek!

In Deinem gepfefferten Beitrag »5 spicy Fakten über Kim Kardashian« erfahren wir zum Beispiel: »Die 43-Jährige verdient Schätzungen zufolge: Pro Tag über 190 300 US-Dollar« oder »Die 40-Jährige trinkt kaum Alkohol und nimmt keine Drogen«.

Weitergelesen haben wir dann nicht mehr, da wir uns die restlichen Beiträge selbst ausmalen wollten: »Die 35-Jährige wohnt nicht zur Miete, sondern besitzt ein Eigenheim«, »Die 20-Jährige verzichtet bewusst auf Gluten, Laktose und Pfälzer Saumagen« und »Die 3-Jährige nimmt Schätzungen zufolge gerne das Hollandrad, um von der Gartenterrasse zum Poolhaus zu gelangen«.

Stimmt so?

Fragen Dich Deine Low-Society-Reporter/innen von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Parabel

Gib einem Mann einen Fisch, und du gibst ihm zu essen für einen Tag. Zeig ihm außerdem, wie man die Gräten entfernt, und er wird auch den folgenden Morgen erleben.

Wieland Schwanebeck

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Neulich

erwartete ich in der Zeit unter dem Titel »Glückwunsch, Braunlage!« eigentlich eine Ode auf den beschaulichen Luftkurort im Oberharz. Die kam aber nicht. Kein Wunder, wenn die Überschrift des Artikels eigentlich »Glückwunsch, Braunalge!« lautet!

Axel Schwacke

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick