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Das aktuelle Politbarometer

Wer wählt wo wen, wie oft, warum? Welche Gruppe meint und glaubt was? Welche nüchternen Zahlen beweisen, dass eh alles längst zu spät ist? Das fragen Woche für Woche Meinungsforschungsinstitute wie Forsa, Allensbach und Twitter. TITANIC kann das aber viel besser – und legt den Trendfinger an den Puls der Bundesrepublik.

Parteizugehörigkeit

Spannende Entwicklungen deuten sich an. So meinen 74 Prozent der von uns Befragten, schon mal etwas von einer Landtagswahl gehört zu haben, 60 Prozent fordern, dass "es so nicht weitergehen darf", während 3 Prozent überzeugt davon sind, "dass es man es mit mir ja machen kann". Könnten sich ideologisch Unentschiedene im Osten eine Koalition von Union und Linkspartei vorstellen? 13 Prozent erwiderten darauf "Klar, national und sozialistisch hat schon immer zusammengepasst!", 6 Prozent "Klar, schon mal was von der Hufeisentheorie gehört?" und 81 Prozent "Mit der Lügenpresse rede ich nicht!" Relative Stabilität herrscht bei den Sympathisanten der Grünen, eine Wählerwanderung ist nicht zu befürchten ("Wir nehmen lieber den Maybach"). Der oder die typische Grünen-Ankreuzer/in ist wohlhabend, gesättigt, misanthrop, humorlos und findet das "gut" (90 Prozent) bzw. "schlecht, das können Sie ruhig so schreiben, aber dann verklage ich Sie!" (10 Prozent).

Aufschlussreich sind die Präferenzen der sozialdemokratisch Gesinnten: Menschen, die die SPD wählen, mögen auch "CDU/CSU" (32 Prozent), "das Abendprogramm des Hessischen Rundfunks" (16 Prozent), "Die Mannschaft – trotz allem" (16 Prozent), "Kapitel 5 des ICD-10" (14 Prozent), "wiederholte Schläge mit einer Rohrzange auf den Brustkorb" (12 Prozent), "die Leere und Stille einer verlassenen Turnhalle mitten in der Nacht" (10 Prozent).

Gefragt, warum sie die Alternative für Deutschland wählen, sagten 48 Prozent der AfD-Anhängerschaft "weil sie rechtsextrem ist", 47 Prozent "weil sie nicht rechtsextrem ist" und 5 Prozent "wegen Alexander Gaulands Arsch". Als für sie wichtigste Wahlkampfthemen nannten sie "Zuwanderung" (10 Prozent), "Migration" (10 Prozent), "Flüchtlingskrise" (10 Prozent), "Willkommenskultur" (10 Prozent), "Asylfragen" (10 Prozent), "Integration" (10 Prozent), "Neubürger" (10 Prozent), "Überfremdung" (10 Prozent), "Umvolkung" (10 Prozent) und "Durchrassung" (10 Prozent) (Mehrfachnennung – leider – möglich).

Bekanntheit und Beliebtheit

Als beliebteste Umfrage im August erwies sich "Wissen Sie, wer zur Zeit Finanzminister ist?" mit den Antworten "Hm, nicht Olaf Scholz, oder?" (33 Prozent), "Moment… es ist Olaf Scholz, haha!" (33 Prozent), "Oh Gott, ja: Olaf Scholz!" (33 Prozent) sowie "Ich, Olaf Scholz" (1 Prozent). Beachtlich aufgeholt hat Manuela Schwesig, die neuerdings als potentielle Merkel-Herausforderin gehandelt wird und damit einen Vorab-Mitleidsbonus von 20 Punkten erlangen konnte. Ungebrochen ist der Negativkurs von Horst Seehofer, der unseren Berechnungen zufolge am Ende der Wahlperiode bei minus 155,9 liegen dürfte, was der Innen- und Heimatminister bereits mit seinem markanten Hechelfeixen kommentiert hat. Eine 100prozentige Zustimmungsquote erzielte allein Christian Lindner (befragt wurde Christian Lindner); als Konsequenz möchte der FDP-Mann noch in diesem Quartal die Bewegung "#AufMichStehen" gründen. Überraschend wiedereingestiegen in die Hitparade der beliebtesten Politiker sind Rudolf Heß ("Ich bereue nichts") und Herbert "Feme" Reul ("Ich bereule nichts").

Als prominente politische Figuren im Ausland wurden, mit Begründung, aufgezählt: Theresa May ("Ich hab früher immer gerne 'Schlag den Raab' geschaut"), "Matteo Salvini ("Hat noch vor Wagenknecht eine Sammlungsbewegung gefordert, wenn auch nur in Bezug auf spezifische ethnische Gruppen"), Gerhard Schröder ("Ich gönne ihm sein Liebesglück") und "Oma Rosa" ("Klingt einfach nett").

Außenpolitik

Die von Andrea Nahles hervorgebrachte Anregung, die türkische Wirtschaft zu unterstützen und damit das Land zu restabilisieren, stößt auf gemischte Reaktionen. Ja, die Türkei braucht deutsche Hilfe im Kampf gegen die Währungskrise, meinen 39 Prozent, und zwar "in Form von guten Ratschlägen ('Hart aber fair'-Spezial, Spon-Kolumnen, Özil-Schelte durch den DFB)" (20 Prozent) receprespektive "indem wir den nächsten Winterurlaub in Side verbringen" (15 Prozent) oder "durch die Abnahme von einem Dutzend (nützlicher!) syrischer Flüchtlinge" (4 Prozent). Mit 55 Prozent ist die Mehrheit gegen eine deutsche Einmischung; als Gründe angegeben wurde u.a. "Angst vor Uludag-Importstopp" und davor, Erdoğan könne sein Volk dazu aufrufen, Trigema-Hemden zu verbrennen. 4 Prozent votierten dafür, dass "Heiko Maas beim nächsten Türkeibesuch einfach ein bisschen mitleidig gucken" solle, und 2 Prozent wunderten sich, dass es die Lira überhaupt noch gibt.

Umwelt und Klima

… sind zwei Themen, für die sich neuerdings die männliche Hälfte gesteigert interessiert, 1. "wegen #menaretrash", 2. "weil ich diesen Sommer an Stellen geschwitzt habe, von denen ich bisher nicht mal etwas ahnte". Um sich an der Rettung des Planeten zu beteiligen, könnten sich die Deutschen vorstellen, "nur noch dreimal pro Woche den Grill anzuwerfen" (48 Prozent), "nur noch viermal pro Woche den Grill anzuwerfen, aber einmal pro Woche nichts auf den Rost zu legen" (37 Prozent), "Tesla-Aktien zu kaufen" (10 Prozent), "ein Wespennest in der eigenen Zweitgarage aufzuhängen" (4 Prozent), "sich die kleinen Zehen zu amputieren, um den ökologischen Fußabdruck zu verkleinern" (1 Prozent; Scherzantwort).

Für die anhaltende Trockenheit im Land machen 98 Prozent der Deutschen die Sonne verantwortlich, was zunächst Hoffnung auf Restvernunft gedeihen lässt, von diesen 98 Prozent vermuten allerdings 65 Prozent, dass "die Sonne von der Ökolobby betrieben wird, ich habe dafür Beweise und kann gerne entsprechende Links liefern!!!1!1".

Ausblick

Abschließend die Sonntagsbrötchen: Knack & Back. Und die Sonntagsfrage: Wenn am kommenden Sonntag eine Wahl wäre, welche hätten Sie am liebsten? Hier entschieden sich 26 Prozent für "Stichwahl", 24 Prozent für "Bundestagswahl", 19 Prozent für "Europawahl, was immer das ist", 18 Prozent für "Volksentscheid über Anschluss an Österreich" und 13 Prozent für "egal, Hauptsache der Tatort fällt aus".

Aufgefordert, zu wetten, welcher deutsche Altkanzler oder -präsident als nächstes stirbt, sagten 46 Prozent "Christian Wulff", nämlich durch "Erdbeben in Hannover" (Wettquote 1,06), "Streit mit Hell's Angels" (1,24) oder "Bolustod (Kloß im Hals verschlucken)" (1,77). 34 Prozent tippten auf Gerhard Schröder ("Ich missgönne ihm sein Liebesglück"), 20 Prozent auf Helmut Kohl (noch einmal), indes nur 0 Prozent auf Joachim Gauck ("Dann kann er sich ja schon wieder als weinerliches Opfer gerieren!"). Auch auf Horst Köhler mochte niemand setzen ("Er hat genug gelitten").

Nach dem Antritt des ehemaligen Cricket-Nationalspielers Imran Khan als neuer pakistanischer Regierungschef wollten wir wissen, welcher bzw. welche Exsportler/in hierzulande ein politisches Amt ausüben sollte. Vorgeschlagen wurden u.a. "Uli Hoeneß, weil er sich niemals heimlich bereichern würde, sondern ganz transparent", "Jan Ullrich, weil er sich gegen Frauen durchzusetzen weiß" und "Michael Schumacher, weil er gut Krisen aussitzen könnte".

 

Torsten Gaitzsch

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Und übrigens, Weltgeist …

Adam Driver in der Rolle des Enzo Ferrari – das ist mal wieder großes Kino!

Grazie mille von Titanic

 Eine Frage, Miriam Meckel …

Im Spiegel-Interview sprechen Sie über mögliche Auswirkungen künstlicher Intelligenz auf die Arbeitswelt. Auf die Frage, ob die Leute in Zukunft noch ihr Leben lang im gleichen Beruf arbeiten werden, antworten Sie: »Das ist ja heute schon eher die Ausnahme. Ich zum Beispiel habe als Journalistin angefangen. Jetzt bin ich Professorin und Unternehmerin. Ich finde das toll, ich liebe die Abwechslung.« Ja, manchmal braucht es einfach einen beruflichen Tapetenwechsel, zum Beispiel vom Journalismus in den Fachbereich Professorin! Aber gibt es auch Berufe, die trotz KI Bestand haben werden? »Klempner zum Beispiel. Es gibt bislang keinen Roboter mit noch so ausgefeilter KI auf der Welt, der Klos reparieren kann.«

Das mag sein, Meckel. Aber was, wenn die Klempner/innen irgendwann keine Lust mehr auf den Handwerkeralltag haben und flugs eine Umschulung zum Professor machen? Wer repariert dann die Klos? Sie?

Bittet jetzt schon mal um einen Termin: Titanic

 Also wirklich, »Spiegel«!

Bei kleinen Rechtschreibfehlern drücken wir ja ein Auge zu, aber wenn Du schreibst: »Der selbst ernannte Anarchokapitalist Javier Milei übt eine seltsame Faszination auf deutsche Liberale aus. Dabei macht der Rechtspopulist keinen Hehl daraus, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, obwohl es korrekt heißen müsste: »Weil der Rechtspopulist keinen Hehl daraus macht, dass er sich mit der Demokratie nur arrangiert«, müssen wir es doch anmerken.

Fasziniert von so viel Naivität gegenüber deutschen Liberalen zeigt sich

Deine Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Kehrwoche kompakt

Beim Frühjahrsputz verfahre ich gemäß dem Motto »quick and dirty«.

Michael Höfler

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick