Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Denkwürdige Geschichte eines Mannes
Wegen häufiger Schwindelanfälle sucht ein Mann seinen Hausarzt auf. Der Arzt untersucht den Mann so gründlich, daß ihm selbst schwindlig wird. Die Diagnose lautet: »Das Genital ist noch bestens, aber der Kopf taugt nichts mehr. Er muß ersetzt werden.«
Bedauernd fügt der Arzt hinzu: »Leider kann ich Ihnen keinen neuen verschreiben, die Krankenkasse bezahlt so etwas nicht.«
Das einzige, was der Arzt tun kann (und laut Vorschrift tun muß): Er kennzeichnet den Kopf des Mannes mit dem Schild Außer Betrieb. Auf der Straße zieht der solchermaßen gekennzeichnete Kopf des Mannes die Aggressionen der Rüpel auf sich. Sie versuchen, ihn mit Steinen einzuschmeißen, wie sie das mit den Fensterscheiben leerstehender Häuser zu tun gewohnt sind. Davon wird dem Mann noch schwindliger.
Wenig später hat er trotz allem (und immer noch mit demselben Kopf) eine Idee, die ihm viel Geld einbringt. Dies versetzt ihn in die Lage, sich einen neuen Kopf anschaffen zu können. Der alte ist, nachdem er die Idee hatte, restlos verbraucht. Eines Tages sieht der Mann eine sehr große Baßtrommel in einem Schaufenster und betritt aus Neugier den dazugehörigen Laden. In der Vitrine neben der Kasse entdeckt er zufällig einen schönen Kopf. Den kauft er und geht damit zu seinem Arzt.
Der Kopfaustausch verläuft erfolgreich: kein Wackeln, kein Schwindelgefühl. Nach der Operation tötet der Mann den Arzt, weil dieser eine so gottlose Tat wie einen Kopfaustausch vorgenommen hat. Dann eröffnet er eine Nähstube, wird als Schneider Gottes weltberühmt und läßt sich, völlig schwindelfrei geworden, sogar aus einem Flugzeug werfen.
(Aus einem älteren Buch, das kaum jemand kennt)
Portrait (Holzschnitt)
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