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Aus Eugen Egners Püppchenstudio


 

Beendet all den Unsinn!

Eines Tages war es wieder Nacht. Ich war zu faul zum Schlafen und blieb lange auf. Die Zeit verwich wie mit grober Feile abgetragen. Melancholisch sann ich dem Duft der desertierenden Sekunden nach. Ich sagte mir: „Das ist jetzt nun einmal so und kommt nie wieder.“ Der Teppich schwankte schwer verständlich. Ich hätte gern etwas gearbeitet, hatte aber keine Lust. Zudem wußte ich auch nicht, was Arbeit überhaupt war. Mit der Zeit prallte ich gegen den Umstand, daß da ein Malmen war, das die Luft erfüllte. Es schien nicht vom Himmel zu kommen, sondern vom Keller auszugehen. Was für ein Unsinn wurde da getrieben zu dieser Stunde? Das Malmen schwoll schroff an. So konnte ich nicht den Geruch der einzelnen Sekunden unterscheiden. Entschlossen, dem Treiben auf den Grund zu gehen und ihm, wo möglich, ein Ende zu setzen, erhob ich mich und ging unter das Haus.

Dort angekommen, gewahrte ich Fremde im Kellergewölbe. Es bestand kein Zweifel daran, daß sie es waren, welche das verruchte Malmen hervorriefen. Folglich richtete ich das Wort an die Fremden im Keller und sprach also: „Ich komme, um den Unsinn zu beenden.“

„Jawoll, Parteitag!“ erwiderten jene.

Da nahm ich überrascht zur Kenntnis, daß ich in eine Versammlung der Partei zur Beendigung des Unsinns geraten war. Jäh begriff ich: Hier war ich richtig. Wenn ich den Unsinn, sowohl den sich hier ereignenden als auch den allgemeinen, großen Unsinn der Welt, wirklich beenden wollte, mußte ich Mitglied dieser Partei werden. Im Zuge der Umgestaltung der deutschen Parteienlandschaft war sie auf den Plan getreten und konnte sich eine satte Mehrheit im Parlament ausrechnen. Ich beantragte ein Eilaufnahmeverfahren, das nach der dritten Flasche zu meinen Gunsten ausging, trat ein und wurde vereidigt.

Für den nächsten Vormittag waren die ersten Aktionen anberaumt. Der Ortsgruppenleiter und Kanzlerkandidat der Partei wies die Subalternen an, die unter dem Haus selbstgebastelte und -bemalte Fahne zu entrollen. Nach Absingen der Parteihymne „Und wenn die Welt voll Unsinn wär“ zogen wir froh gestimmt los, um unser Programm praktisch umzusetzen und all den Unsinn zu beenden.

„Achtung, Achtung! Sofort mit dem Unsinn aufhören!“ riefen wir agitierend in Fußgängerzonen und Einkaufsgalerien. Die Menschen, denen wir begegneten, waren mehrheitlich auf unserer Seite, fuhren jedoch gleichwohl fort, alle möglichen Arten von Unsinn zu praktizieren. „Nun gut“, sagten wir uns, „das ist erst der Anfang, es liegt noch ein weiter Weg vor uns.“

Selbstverständlich gab es schon bald innerparteiliche Spannungen. Die einen wollten durch Sitzen zur Wahrheit gelangen, die anderen durch Liegen. Der Vorschlag, zum Zwecke der Parteifinanzierung ein Patent auf das Wort “Unsinn“ zu erwerben, um dann von allen, die es benutzten, Lizenzgebühren zu verlangen, wurde vom Realistenflügel abgelehnt. Ich regte schließlich die Umbenennung in „Partei für Internationale Wichtigtuerei“ an, was umgehend zu einem Ausschlußverfahren gegen mich führte.




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Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Persönlich, Ex-Bundespräsident Joachim Gauck,

nehmen Sie inzwischen offenbar alles. Über den russischen Präsidenten sagten Sie im Spiegel: »Putin war in den Achtzigerjahren die Stütze meiner Unterdrücker.« Meinen Sie, dass der Ex-KGBler Putin und die DDR es wirklich allein auf Sie abgesehen hatten, exklusiv? In dem Gespräch betonten Sie weiter, dass Sie »diesen Typus« Putin »lesen« könnten: »Ich kann deren Herrschaftstechnik nachts auswendig aufsagen«.

Allerdings hielten Sie sich bei dessen Antrittsbesuch im Schloss Bellevue dann »natürlich« doch an die »diplomatischen Gepflogenheiten«, hätten ihm aber »schon zu verstehen gegeben, was ich von ihm halte«. Das hat Putin wahrscheinlich sehr erschreckt. So richtig Wirkung entfaltet hat es aber nicht, wenn wir das richtig lesen können. Wie wär’s also, Gauck, wenn Sie es jetzt noch mal versuchen würden? Lassen Sie andere Rentner/innen mit dem Spiegel reden, schauen Sie persönlich in Moskau vorbei und quatschen Sie Putin total undiplomatisch unter seinen langen Tisch.

Würden als Dank auf die Gepflogenheit verzichten, Ihr Gerede zu kommentieren:

die Diplomat/innen von der Titanic

 Erwischt, Bischofskonferenz!

In Spanien haben sich Kriminelle als hochrangige Geistliche ausgegeben und mithilfe künstlicher Intelligenz die Stimmen bekannter Bischöfe, Generalvikare und Priester nachgeahmt. Einige Ordensfrauen fielen auf den Trick herein und überwiesen auf Bitten der Betrüger/innen hohe Geldbeträge.

In einer Mitteilung an alle kirchlichen Institutionen warntest Du nun vor dieser Variante des Enkeltricks: »Äußerste Vorsicht ist geboten. Die Diözesen verlangen kein Geld – oder zumindest tun sie es nicht auf diese Weise.« Bon, Bischofskonferenz, aber weißt Du, wie der Enkeltrick weitergeht? Genau: Betrüger/innen geben sich als Bischofskonferenz aus, raten zur Vorsicht und fordern kurz darauf selbst zur Geldüberweisung auf!

Hat Dich sofort durchschaut: Titanic

 Vielleicht, Ministerpräsident Markus Söder,

sollten Sie noch einmal gründlich über Ihren Plan nachdenken, eine Magnetschwebebahn in Nürnberg zu bauen.

Sie und wir wissen, dass niemand dieses vermeintliche High-Tech-Wunder zwischen Messe und Krankenhaus braucht. Außer eben Ihre Spezln bei der Baufirma, die das Ding entwickelt und Ihnen schmackhaft gemacht haben, auf dass wieder einmal Millionen an Steuergeld in den privaten Taschen der CSU-Kamarilla verschwinden.

Ihr Argument für das Projekt lautet: »Was in China läuft, kann bei uns nicht verkehrt sein, was die Infrastruktur betrifft.« Aber, Söder, sind Sie sicher, dass Sie wollen, dass es in Deutschland wie in China läuft? Sie wissen schon, dass es dort mal passieren kann, dass Politiker/innen, denen Korruption vorgeworfen wird, plötzlich aus der Öffentlichkeit verschwinden?

Gibt zu bedenken: Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

 Wieso so eilig, Achim Frenz?

Wieso so eilig, Achim Frenz?

Kaum hast Du das Zepter im Kampf um die Weltherrschaft der Komischen Kunst auf Erden in jüngere Hände gelegt, da schwingst Du Dich nach so kurzer Zeit schon wieder auf, um in den höchsten Sphären für Deine Caricatura zu streiten.

Mögest Du Dir auch im Jenseits Dein beharrliches Herausgeber-Grummeln bewahren, wünscht Dir zum Abschied Deine Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 No pain, no gain

Wem platte Motivationssprüche helfen, der soll mit ihnen glücklich werden. »There ain’t no lift to the top« in meinem Fitnessstudio zu lesen, das sich im ersten Stock befindet und trotzdem nur per Fahrstuhl zu erreichen ist, ist aber wirklich zu viel.

Karl Franz

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick