Aus Eugen Egners Püppchenstudio
Die Erfindung der Katze (8)
Vor einer nicht ganz geschlossenen Stahltür blieb die Frau stehen.
„Ihr Lieblingsplatz ist im Heizungskeller. Da fühlt sie sich ungestört“, erklärte sie. Vorsichtig verbreiterte sie den Türspalt so weit, daß es möglich war, in den Raum hineinzusehen. Drinnen herrschte bestenfalls Halbdunkel, und es roch nach Heizöl. Nichts wies darauf hin, daß an diesem Ort ein Labor oder sonst irgend etwas der Forschung Dienliches untergebracht war, ebenso wenige Anhaltspunkte gab es für die Annahme, dies hier könne der Lieblingsplatz eines menschlichen Wesens sein. Seinen Hals reckend, sah Philipp zuerst bloß zwei große Öltanks und, gleich daneben, einen alten Sessel. Doch dann begriff er, daß in letzterem eine unkenntliche Gestalt saß.
„Wie kann man da nur sitzen!“ flüsterte Philipp. Verständnislos sah die Frau ihn an und erwiderte leise: „Wenn meine Tochter nicht da säße, würde die Heizung überhaupt nicht funktionieren. So aber bleiben wenigstens einige Heizkörper im Haus auch am Abend warm.“ Philipp wollte ihr gerade den Rat geben, einen Installateur kommen zu lassen, als er aus dem Mittelgang ein Geräusch hörte und sich umwandte. Zum zweiten Mal erblickte er das wahrscheinlich männliche Wesen mit dem bandagierten Kopf. Es mußte aus einem der anderen Kellerräume gekommen sein. Trotz der Binde, die seine Augen bedeckte, ging es sicher und zielstrebig auf die Treppe zu und verschwand nach oben, ohne daß die Frau Notiz davon nahm.
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