"Aufstehen, sechs!"
Deutsche Schülerinnen und Schüler schlafen zu wenig – so das Ergebnis einer Langzeitudie aus den geheimen Schlaflabors der DAK. Was ist dran an den Worten von DAK-Vorstandschef Andreas Storm, die Schüler kümmerten sich nachts um volle Akkus bei ihren Smartphones, lüden ihre eigenen Batterien aber nicht mehr ausreichend auf? Ein kurzer Schulbesuch auf leisen Sohlen
Zur ersten Stunde ist es an der Freddy-Krueger-Gesamtschule in Bettenburg noch ruhig. Leises Schnarchen, nur hier und da unterbrochen von ein paar Atemaussetzern, dringt aus den Klassenräumen auf die verdunkelten Flure der Penne. Im Büro von Schulleiter Thomas Schaf klingelt der Wecker. Der passionierte Narkoleptiker bequemt sich aus seiner Chaiselongue, reibt sich die Schlafbrille aus den Augen und spült eine Handvoll Koffeintabletten mit einem Nachttopf voll filterlosen Kaffees herunter. Dann schlurft er mit traumwandlerischer Sicherheit nach nebenan, um Schulsekretärin Röschen Dorn wachzuküssen.
Für die DAK-Studie hat Schaf an diesem wie an jedem anderen Morgen auch nur ein müdes Lächeln übrig. "Wir müssen die Kinder und Jugendlichen dort abholen, wo sie liegen", murmelt der Out-of-Bed-Lookalike. Konsequenzen aus dem verpeilten Tag-Nacht-Rhythmus seiner übernächtigten Schüler hat er längst gezogen: "Nightliner statt Elterntaxis, Pyjamas als Schuluniformen, eine traumhafte Auswahl an Betthupferln und Schlummertrunks in der Mensa..." Weiter kommt Schaf in seiner Aufzählung nicht. Er ist trotz Koffeinintoxikation weggedöst. Selbst Englischlehrer Nick Snooze vermag ihn nicht zum Aufstehen zu bewegen.
Das Pausenzeichen erklingt (irgendetwas von R.E.M.). Schaf somnambuliert zur Schulküche, klemmt sich zwei Energy-Drinks zwischen die Augenlider und kuschelt sich in einer Kochkoje ein. Hinter vorgehaltener Hand kritisiert er gähnend das Scheitern des Digitalpakts: "Ohne sein gewohntes Notebook oder Tablet wird selbst der aufgeweckteste Schüler im Unterricht eher Bett- statt Abireife erlangen." Beim Thema späterer Schulbeginn dagegen wird Schaf munter: "Diese 9-Uhr-Befürworter sind doch alle nicht mehr ganz frisch! Das wäre ein Alptraum!" Stehaufmännchen Schaf ist plötzlich hellwach: "Hinterher müssen meine Kollegen und ich womöglich noch bis zwei Uhr arbeiten. Wann sollen wir denn bitteschön unser wohlverdientes Mittagsnickerchen halten? In unserer Freizeit etwa? Dann aber gute Nacht, Marie! Zzzzzzzzzzzzzz..."
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