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Alle an die Wand: Neues vom Trickser

Als Terminarbeiter, zumal im kritischen Geschäft, ist es unabdingbar, sich auf seine Pappenheimer verlassen zu können; denn was machen, wenn es keine frischen Skandale gibt und die Landtagswahlen erst heute stattfinden (und, Stichwort AfD bzw. Projekt 18, auch keine Überraschungen bringen werden)? Dann kann – und muß, um nicht zu sagen: darf – ich auf von Altenbockums Jasper zählen, dem pünktlich zum fünften Jahrestag des Unglücks von Fukushima (und dem drohenden Sieg der Grünen in Baden-Württemberg) das „Fukushima-Bürgertum“ eingefallen ist, das so exklusiv von der Energiewende profitiere, „und die Verlierer bleiben Verlierer“. Und das im Verlierer-Organ Frankfurter Allgemeine Zeitung! „Die Energiewende hat zu einer schleichenden Spaltung der deutschen Gesellschaft geführt“, in nämlich oben und unten, und was BDI, CDU und die Marxschen Akkumulationsgesetze nicht geschafft haben, die Energiewende macht’s möglich.

Die nämlich die Interessen der kleinen Leute außer acht läßt, „ausgenommen vielleicht an den Tagen, an denen festgestellt wird, daß das Überangebot an regenerativem Strom, das sich im niedrigen Börsenpreis niederschlägt, nicht beim kleinen Mann in der Stromrechnung ankommt. Gewinner sind vielmehr diejenigen, die in das neue grüne Zeitalter investieren können und eine üppige Rendite einstreichen.“ Rendite, zumal die üppige, ist in der FAZ nicht unbedingt ein Schimpfwort; aber wenn es wer derart unfair treibt wie unser „Energiebürgertum“! Das sich nämlich mit der neuen Energiewirtschaft nur deshalb „identifiziert“, wie Jasper es hohnvoll nennt, „weil ihm die grüne Barmherzigkeit genossenschaftliches Eigentum verschafft, mit dem sich gut und noch besser leben läßt“, während es sich mit Anteilsscheinen der Atomkonzerne jahrzehntelang eher schlecht als recht leben ließ. Das sog. Energiebürgertum „ist deshalb nicht weit vom Einwanderungsbürgertum entfernt, das sich gern mit der Migration identifiziert, weil die nicht gefährdet und in Frage stellt, was bislang seinen Wohlstand und seine Anerkennung sicherte. Die Grünen haben das seit langem als Erfolgsrezept erkannt, haben sich dadurch aber selbst in die Rolle des Sprachrohrs eines, sieht man von diversen Apokalypsen ab, sorgenfreien Mittelstands gedrängt.“

„Neues vom Trickser / Der einen Topjob macht / Als ein Übersetzer / Zwischen Tag und Nacht / Als eine Art Verführer / Im Dazwischensein / Mit Worten wie diesen / Die gemacht sind für uns zwei“ Tocotronic, 2002

Daß ich hier nicht den sorgenfreien grünen Mittelstand verteidigen will, von dem man ja, zwischen Wochenmarkt und Kindergarten, so unbedingt umgeben ist, wird das Publikum sich denken; aber daß Wohlstand gerade dann böse wird, wenn er, wie ausnahmsweise immer, zu Fremdenfreundlichkeit und Atomfeindschaft führt, ist eine dieser rechtsdialektischen Meisterleistungen, für die v. Altenbockum hoffentlich gut und besser bezahlt wird.

„Der Humanismus, auf den sich ein so wieder politisiertes, gutsituiertes Bürgertum beruft, unterscheidet sich in einem signifikanten Punkt von dem des sprichwörtlichen einfachen Mannes. Der trauert am Fukushima-Tag um die vielen Toten einer Naturkatastrophe. Die Ideologisierten trauern dagegen um die Toten einer von ihnen instrumentalisierten technischen Katastrophe, um Tote, die es gar nicht gibt.“ Weil sie halt so narrensicher ist, die Kernenergie, daß die bislang 700 000 Tonnen verstrahltes Wasser doch einfach in Altenbockums Keller gepumpt werden können, und sei’s bloß als Dank für den Beweis, daß auch FAZ-Redakteure und zutiefst homophobe „Sexualschaffner“ (Leo Fischer) ihre Liebe zum einfachen Mann entdecken können.

Und mir damit eine Kolumne aus dem Handgelenk ermöglichen.




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Briefe an die Leser

 Lustiger Zufall, »Tagesspiegel«!

»Bett, Bücher, Bargeld – wie es in der Kreuzberger Wohnung von Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette aussah«. Mit dieser Schlagzeile überschreibst Du Deine Homestory aus Berlin. Ha, exakt so sieht es in unseren Wohnungen auch aus! Komm doch gern mal vorbei und schreib drüber. Aber bitte nicht vorher die Polizei vorbeischicken!

Dankend: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Waidmannsheil, »Spiegel«!

»Europas verzweifelte Jagd nach Munition«, titeltest Du, und doch könnte es deutlich schlimmer sein. Jagd auf Munition – das wäre, so ganz ohne diese Munition, deutlich schwieriger!

Nimmt Dich gerne aufs Korn: Titanic

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/i nnen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Man spürt das

Zum ersten Mal in meinem Leben war ich in New York. Was soll ich sagen: Da war sofort dieses Gefühl, als ich zum ersten Mal die 5th Avenue hinunterflanierte! Entweder man spürt das in New York oder man spürt es eben nicht. Bei mir war sie gleich da, die Gewissheit, dass diese Stadt einfach null Charme hat. Da kann ich genauso gut zu Hause in Frankfurt-Höchst bleiben.

Leo Riegel

 Pendlerpauschale

Meine Fahrt zur Arbeit führt mich täglich an der Frankfurt School of Finance & Management vorbei. Dass ich letztens einen Studenten beim Aussteigen an der dortigen Bushaltestelle mit Blick auf sein I-Phone laut habe fluchen hören: »Scheiße, nur noch 9 Prozent!« hat mich nachdenklich gemacht. Vielleicht wäre meine eigene Zinsstrategie selbst bei angehenden Investmentbankern besser aufgehoben.

Daniel Sibbe

 Die Touri-Falle

Beim Schlendern durchs Kölner Zentrum entdeckte ich neulich an einem Drehständer den offenbar letzten Schrei in rheinischen Souvenirläden: schwarzweiße Frühstücks-Platzmatten mit laminierten Fotos der nach zahllosen Luftangriffen in Schutt und Asche liegenden Domstadt. Auch mein Hirn wurde augenblicklich mit Fragen bombardiert. Wer ist bitte schön so morbid, dass er sich vom Anblick in den Fluss kollabierter Brücken, qualmender Kirchenruinen und pulverisierter Wohnviertel einen morgendlichen Frischekick erhofft? Wer will 365 Mal im Jahr bei Caffè Latte und Croissants an die Schrecken des Zweiten Weltkriegs erinnert werden und nimmt die abwischbaren Zeitzeugen dafür sogar noch mit in den Urlaub? Um die Bahn nicht zu verpassen, sah ich mich genötigt, die Grübelei zu verschieben, und ließ mir kurzerhand alle zehn Motive zum Vorteilspreis von nur 300 Euro einpacken. Seitdem starre ich jeden Tag wie gebannt auf das dem Erdboden gleichgemachte Köln, während ich mein Müsli in mich hineinschaufle und dabei das unheimliche Gefühl nicht loswerde, ich würde krachend auf Trümmern herumkauen. Das Rätsel um die Zielgruppe bleibt indes weiter ungelöst. Auf die Frage »Welcher dämliche Idiot kauft sich so eine Scheiße?« habe ich nämlich immer noch keine Antwort gefunden.

Patric Hemgesberg

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Nichts aufm Kerbholz

Dass »jemanden Lügen strafen« eine doch sehr antiquierte Redewendung ist, wurde mir spätestens bewusst, als mir die Suchmaschine mitteilte, dass »lügen grundsätzlich nicht strafbar« sei.

Ronnie Zumbühl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

  • 27.03.:

    Bernd Eilert denkt in der FAZ über Satire gestern und heute nach.

Titanic unterwegs
31.03.2024 Göttingen, Rathaus Greser & Lenz: »Evolution? Karikaturen …«
04.04.2024 Bremen, Buchladen Ostertor Miriam Wurster
06.04.2024 Lübeck, Kammerspiele Max Goldt
08.04.2024 Oldenburg, Theater Laboratorium Bernd Eilert mit Klaus Modick