Humorkritik | Juli 2019
Juli 2019
Ich lache über Alles.
Gottfried Benn
Passigs Komik
Kathrin Passigs neueste Betrachtungen über Netzliteratur, Lyrik auf Twitter, die Arbeitsteilung zwischen Mensch und Maschine und das Kaufen, das Besitzen und das Sammeln von Büchern (»Vielleicht ist das neu und erfreulich«, Literaturverlag Droschl) sind nicht nur blitzgescheit, sondern auch sehr komisch, doch es fällt mir schwer, den Bauplan der komischen Effekte dieser Prosa zu durchschauen. Sie scheinen die unabsichtlich entstehenden Abfallprodukte logischer Gedankengänge zu sein. So wie in dem folgenden Fall: »Bücher eignen sich – ähnlich wie Briefmarken oder Keramikschweinchen – gut als Gegenstand einer Sammelleidenschaft, weil sie in vielen Variationen erhältlich sind, wenig Platz brauchen und preiswerter sind als Oldtimer, Kunst oder antike Möbel«, heißt es da. Über die These, dass Bücher wenig Platz brauchen, lässt sich natürlich streiten. In einer Fußnote merkt Kathrin Passig dazu an: »Herausgeberin Anne-Kathrin Reulecke protestiert gegen diese Behauptung nicht ganz zu Unrecht. Aber welche anderen Sammelgegenstände kann man in einer normalen Wohnung zu Tausenden aufbewahren? Historische Kirchturmuhren schon mal nicht.«
Andernorts hat Kathrin Passig auch über Dinge geschrieben, die mich herzlich wenig interessieren, aber da sie es mit der gleichen Klarheit getan hat wie hier, habe ich auch jene Texte mit Vergnügen gelesen. Und das passiert mir nicht oft.