Humorkritik | Februar 2018
Februar 2018
Ewig weiterleben; – ich räume ein, es hat ein bißchen was Komisches, aber es gibt wenig ernste Sachen, die nicht auch eine komische Seite hätten.
Theodor Fontane, »Der Stechlin«
Sexualkunde zum Kichern
Wenn ich im Klappentext eines Comics lese, er sei »nicht nur informativ, sondern auch extrem lustig«, schlägt mein Skepsis-Detektor an. Im Falle von Liv Strömquists »Der Ursprung der Welt« war es allerdings Fehlalarm: Die schwedische Zeichnerin, Autorin und Satirikerin verfolgt in diesem Buch die historische Entwicklung des Umgangs mit dem weiblichen Geschlechtsorgan, von den griechischen Philosophen bis zur Popkultur. Wie sie feststellt, beherrschen Scham und Befangenheit bis heute das Thema: In der Alltagssprache kommt das Wort »Vulva« selten vor, und es gibt sogar Theorien, die die Quelle des Wortes »tabu« im polynesischen Wort für »Menstruation« verorten.
Klingt alles nicht so witzig? O doch. Ich mag den Vergleich schon überstrapaziert haben, doch in weiten Teilen erinnert der Comic an Episoden von Monty Python’s Flying Circus, sowohl im Strich als auch in der Komposition. So wird zum Beispiel die Tatsache präsentiert, daß auf dem Piktogramm von Mann und Frau, das die Nasa 1972 in einer Raumsonde ins All geschickt hat, nur der Mann Genitalien besitzt – gefolgt von einer Schaltung zu den insektenartigen Außerirdischen, die ebendieses Piktogramm beim Aufräumen wiederfinden: »Hast du das Bild gesehen? Die können noch nicht einmal eine ganz normale VULVA ZEICHNEN!!! Glaubst du, daß man dann überhaupt zivilisiert mit ihnen reden kann?!«
Mein Rat: Den »Ursprung der Welt« als Pflichtlektüre auf die Biologie-Lehrpläne der Unterstufen zu setzen. Es würde viele Mißverständnisse verhindern helfen – und die Schülerinnen und Schüler hätten zu Recht was zu kichern.