Humorkritik | Februar 2017

Februar 2017

»And don’t even think of writing something stupid like ›what a lucky break a Trump presidency is for comedians, the jokes write themselves‹. No, no, no. Shut up! Jokes don’t write themselves. Jews write jokes. And they are scared shitless.«
Samantha Bee

Mooi oder mooikak?

Schkrikken Sie nicht (Haben Sie keine Angst), wenn Ihnen jetzt manche Wörter seltsam vorkommen, und seien Sie nicht bedonnert (erbost) oder mall (verärgert, verrückt), wenn Sie etwas nicht auf Anhieb verstehen! Seien Sie versichert, daß es kein Schnott (Unsinn) ist, was hier geschieht. Lesen Sie einfach weiter, und Sie werden muhts (vielleicht) irgendwann davon lekker kriegen (daran Spaß haben, es genießen). Wenn Sie sich also wundern (sich fragen), was hier los ist: Die Oukies (Namibiadeutschen, Südwester) pratten (reden) so, wenn sie statt des befockten (verfickten) Hochdeutsch in ihren mooien (schönen) Dialekt verfallen, der uns Schneewambos (Deutsche) in Dscherrieland (Deutschland) halbpad (halbwegs) schnaks vorkommen mag, nochall (nämlich) witzig, komisch oder auch nicht ganz richtig.

Zum einen klingt dieses Südwesterdeutsch ein bikkie (ein bißchen) derb und vulgär, schon weil das aus dem Englischen über das Afrikaans eingewanderte und bereitwillig aufgenommene Wörtchen fock in allen möglichen Varianten zum Einsatz gelangt und sowohl focking Gutes wie verfockt Schlechtes bezeichnen kann. Andererseits ist das Südwesterdeutsch auch wrachtach (wirklich) stiefgemütlich (urgemütlich): Das Kind ist ein Nüffel, der Mechaniker ein Tüffie, Schaf und Ziege sind beide ein Bokkie, sowohl das Studierzimmer wie die Unterrichtsstunde heißen Stüddie, und ein kleines Stück ist ein Stückie.

Politisch mag man die Südwester für nicht ganz koscher halten und manches mooikak (nicht schön) finden, sprachlich sind sie bleddie (sehr, verdammt) fremdenfreundlich, Worte aus dem Englischen, dem Afrikaans und den Sprachen der Schwarzen haben sie huka (schon längst; aus dem Ovambo) integriert. Hüten aber muß man sich als Dscherrie (alias »German«) vor den falschen Freunden: Wer einen anbellt, ruft bloß per Telefon an, und nicht die Kuh, sondern der Motor kalbt, d.h. gibt den Geist auf. Der Tüffie, der dann einen Plan macht, macht mitnichten einen Plan, sondern wird sich etwas einfallen lassen und eine Lösung finden; man muß immer einen Plan machen, wenn etwas nicht funktioniert.

Zugestanden, ein Schneewambo muß mos (doch) ein wenig ssükkeln (sich abmühen), bis es zündet (er es kapiert). Bevor Sie also miskien (vielleicht) langsam abswitschen (die Lust verlieren), Ihre Muhrr (Geduld) gestrippt (zu Ende) ist und Sie moff (erschöpft) sind, höre ich auf. Aber ein bickie lekker gekriegt haben Sie hoffentlich!

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Nicht zu fassen, »Spiegel TV«!

Als uns der Youtube-Algorithmus Dein Enthüllungsvideo »Rechtsextreme in der Wikingerszene« vorschlug, wären wir fast rückwärts vom Bärenfell gefallen: In der Wikingerszene gibt es wirklich Rechte? Diese mit Runen tätowierten Outdoorenthusiast/innen, die sich am Wochenende einfach mal unter sich auf ihren Mittelaltermärkten treffen, um einer im Nationalsozialismus erdichteten Geschichtsfantasie zu frönen, und die ihre Hakenkreuzketten und -tattoos gar nicht nazimäßig meinen, sondern halt irgendwie so, wie die Nazis gesagt haben, dass Hakenkreuze vor dem Nationalsozialismus benutzt wurden, die sollen wirklich anschlussfähig für Rechte sein? Als Nächstes erzählst Du uns noch, dass Spielplätze von Kindern unterwandert werden, dass auf Wacken ein paar Metalfans gesichtet wurden oder dass in Flugzeugcockpits häufig Pilot/innen anzutreffen sind!

Nur wenn Du versuchst, uns einzureden, dass die Spiegel-Büros von Redakteur/innen unterwandert sind, glauben Dir kein Wort mehr:

Deine Blauzähne von Titanic

 Wie bitte, Extremismusforscher Matthias Quent?

Im Interview mit der Tagesschau vertraten Sie die Meinung, Deutschland habe »viel gelernt im Umgang mit Hanau«. Anlass war der Jahrestag des rassistischen Anschlags dort. Das wüssten wir jetzt aber doch gern genauer: Vertuschung von schrecklichem Polizeiverhalten und institutionellem Rassismus konnte Deutschland doch vorher auch schon ganz gut, oder?

Hat aus Ihren Aussagen leider wenig gelernt: Titanic

 Wussten wir’s doch, »Heute-Journal«!

Deinen Bericht über die Ausstellung »Kunst und Fälschung« im Kurpfälzischen Museum in Heidelberg beendetest Du so: »Es gibt keine perfekte Fälschung. Die hängen weiterhin als Originale in den Museen.«

Haben Originale auch schon immer für die besseren Fälschungen gehalten:

Deine Kunsthistoriker/innen von der Titanic

 Du, »Brigitte«,

füllst Deine Website mit vielen Artikeln zu psychologischen Themen, wie z. B. diesem hier: »So erkennst Du das ›Perfect-Moment -Syndrom‹«. Kaum sind die ersten Zeilen überflogen, ploppen auch schon die nächsten Artikel auf und belagern unsere Aufmerksamkeit mit dem »Fight-or-Flight-Syndrom«, dem »Empty-Nest-Syndrom«, dem »Ritter-Syndrom« und dem »Dead- Vagina-Syndrom«. Nun sind wir keine Mediziner/innen, aber könnte es sein, Brigitte, dass Du am Syndrom-Syndrom leidest und es noch gar nicht bemerkt hast? Die Symptome sprechen jedenfalls eindeutig dafür!

Meinen die Hobby-Diagnostiker/innen der Titanic

 Du, »Deutsche Welle«,

betiteltest einen Beitrag mit den Worten: »Europäer arbeiten immer weniger – muss das sein?« Nun, wir haben es uns wirklich nicht leicht gemacht, ewig und drei Tage überlegt, langjährige Vertraute um Rat gebeten und nach einem durchgearbeiteten Wochenende schließlich die einzig plausible Antwort gefunden. Sie lautet: ja.

Dass Du jetzt bitte nicht zu enttäuscht bist, hoffen die Workaholics auf

Deiner Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Einmal und nie wieder

Kugelfisch wurde falsch zubereitet. Das war definitiv meine letzte Bestellung.

Fabian Lichter

 Kapitaler Kalauer

Da man mit billigen Wortspielen ja nicht geizen soll, möchte ich hier an ein großes deutsches Geldinstitut erinnern, das exakt von 1830 bis 1848 existierte: die Vormärzbank.

Andreas Maier

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Bilden Sie mal einen Satz mit Distanz

Der Stuntman soll vom Burgfried springen,
im Nahkampf drohen scharfe Klingen.
Da sagt er mutig: Jetzt mal ehrlich –
ich find Distanz viel zu gefährlich!

Patrick Fischer

 Tiefenpsychologischer Trick

Wenn man bei einem psychologischen Test ein Bild voller Tintenkleckse gezeigt bekommt, und dann die Frage »Was sehen Sie hier?« gestellt wird und man antwortet »einen Rorschachtest«, dann, und nur dann darf man Psychoanalytiker werden.

Jürgen Miedl

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
19.04.2024 Wuppertal, Börse Hauck & Bauer
20.04.2024 Eberswalde, Märchenvilla Max Goldt
20.04.2024 Itzehoe, Lauschbar Ella Carina Werner
24.04.2024 Trier, Tuchfabrik Max Goldt