Humorkritik | Mai 2013
Mai 2013
Keine Zauberei
»Der unglaubliche Burt Wonderstone« ist eine reine Nummernrevue, also genau das, was meine Kollegen von der professionellen Filmkritik aufs tiefste verachten. Die Geschichte ist roh zusammengerippt, offensichtlich zu dem Zweck, möglichst viele Nummern daran aufhängen zu können. Gesetzt sind nur das Milieu und ein paar Typen, die verschiedene Spielarten von Magie parodieren.
Daß sie Interesse binden, liegt an der Besetzung: Alan Arkin als Zauberkünstler alter Schule, Steve Carrell als blasierter Star im David-Copperfield-Format, Steve Buscemi als sein treuer Freund und Partner, und Jim Carrey, der im Jackass-Stil ein paar Auftritte hinlegt, die mir beim Zuschauen wirklich wehtaten. In einer Nebenrolle als Siegfried- oder Roy-Verschnitt hält sich Michael »Bully« Herbig recht wacker.
Mit Erklärungen hält sich der Film gar nicht auf, Übergänge werden oft ausgespart, charakterliche Entwicklungen lediglich behauptet; an deren Notwendigkeit zu glauben, wird jedoch niemandem zugemutet. Selbst der glückliche Ausgang der unvermeidlichen Liebesgeschichte mündet in eine Zaubernummer.
Was mir an solchen Revuefilmen gefällt, ist ihr unsentimentaler Umgang mit den Klischees der Genres, in diesem Fall mit denen einer Künstlerbiographie, deren Höhen und Tiefen nur noch beiläufig zitiert werden, ohne Anspruch auf empathische oder euphorische Reaktionen. Das setzt nämlich viel Vertrauen in die eigenen Einfälle und die natürliche Intelligenz des Publikums voraus, ein Zutrauen, das den meisten Produzenten offenbar verlorengegangen ist.
»Der unglaubliche Burt Wonderstone« verbreitet genau das, was man im Film eigentlich nicht zeigen kann: einen gewissen Zauber.