Humorkritik | Juni 2013
Juni 2013
Wozu Hammeldärme gut sind
Leonardo da Vinci: Maler, Bildhauer, Architekt, Naturforscher, Erfinder, Ingenieur, Schriftsteller, kurzum: Universalgenie – und Scherzkeks. Von dieser weniger bekannten Seite des Geistesriesen berichten Giorgio Vasaris 1568 verfaßte »Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten«, in denen ich unlängst herumlas und dabei über Leonardos Aufenthalt als Gast des Papstes in Rom zwischen 1513 und 1516 dieses erfuhr:
»Er fertigte einen Teig von einer bestimmten Sorte Wachs und formte daraus sehr dünne Tiere, mit Wind gefüllt; blies er hinein, so flogen sie durch die Luft, war aber der Wind heraus, so fielen sie zur Erde. Auf dem Rücken einer merkwürdigen Eidechse, die der Winzer vom Belvedere gefunden hatte, befestigte er mit einer Quecksilbermixtur Flügel, die er aus der Haut anderer Eidechsen gemacht hatte und die beim Gehen mit der Bewegung zitterten. Sodann machte er ihr Augen, Bart und Hörner, zähmte sie, tat sie in eine Schachtel und jagte alle seine Freunde, denen er sie zeigte, damit in die Flucht. Oft ließ er die Därme eines Hammels so fein ausputzen, daß man sie in der hohlen Hand halten konnte. Und nachdem er ein paar Schmiedeblasebälge in einem anderen Zimmer aufgestellt hatte, befestigte er die Därme mit einem Ende an ihnen und blies sie auf, bis sie den Raum ausfüllten, der sehr groß war, so daß, wer darin war, sich in eine Ecke flüchten mußte; so zeigte er, wie sie allmählich durchsichtig und von Luft erfüllt wurden, und indem sie anfangs auf einen kleinen Platz beschränkt, sich mehr und mehr in dem weiten Raum ausbreiteten, verglich er sie mit der Tüchtigkeit. Von solchen Narrheiten machte er eine unbegrenzte Anzahl« – und das rund 480 Jahre vor Einrichtung des Ig-Nobelpreises für unnütze oder skurrile Forschung!
Aber was ein echtes Genie ist, das macht eben zwischen Experiment und Allotria keinen Unterschied. Zur Nachahmung empfohlen!