Humorkritik | März 2012
März 2012
Ohne Worte
Unter den Filmen, die laut Oscar-Nominierung zu den besten des Jahres 2011 gehören sollen, ist nur eine romantische Komödie. »Midnight in Paris« ist Woody Allens erfolgreichster Film seit Jahren. Der Erfolg sei ihm von Herzen gegönnt, selbst wenn sein Drehbuch auch hier wieder unter allerhand Schludrigkeiten litt.
Zumindest ein komisches Element gibt es immerhin in der Feelgood-Tragödie »The Descendants«, und da es ansonsten um den Tod geht, der wie immer die wahren Familienverhältnisse ans Licht bringt, war ich sehr dankbar für diese Nebenrolle, in der Nick Krause – der Name paßt – den Freund der älteren Tochter verkörpert: ein Junge, der aus seinem Mangel an Empathie und dem Fehlen des Gefühls für Peinlichkeit seinen ganz eigenen Charme entwickelt. Diese Figur, die man eher in einem Dostojewski-Roman suchte, tut dem Clooney-Vehikel ausgesprochen gut.
Als Favorit wird spätestens seit dem Golden Globe Award »The Artist« gehandelt, eine schwarzweiß produzierte, französische Hommage an den Stummfilm, die den Fehler hat, daß sie ungefähr achtzig Minuten zu lang ist. Denn spätestens nach dem vergleichsweise schwungvoll inszenierten parodistischen Auftakt ist diese melodramatische Geschichte vom Abstieg eines männlichen Stummfilm- und den parallel geführten Aufstieg eines weiblichen Tonfilm-Stars so erwartbar, daß deren Erzählung über eine volle Spielfilmlänge einer glatten Unverschämtheit gleichkommt.
Regisseur Michel Hazanavicius weiß anscheinend, daß Kritiker auf nichts empfänglicher reagieren als auf etwas, das sie als »Liebeserklärung an das Kino« ausgeben können. Wohl weiß ich das auch, doch ich wiederhole hier gern, daß Hommagen und Parodien an sich nicht abendfüllend sind. Und Liebeserklärungen sollten es auch nicht sein. Irgendwann muß man doch mal zur Sache kommen.