Humorkritik | Juni 2012
Juni 2012
Extremist Brandt
Der Schauspieler Matthias Brandt hat einen Bayerischen Fernsehpreis bekommen, was die Süddeutsche Zeitung veranlaßte, in einem Bildtext mitzuteilen, Brandt sei ein »extrem humorbegabter Mensch«.
Das läßt mir, der ich mich bekanntlich ebenfalls für humorbegabt halte, keine Ruhe. Nicht nur, daß Brandt durchaus dem ernsten Fach zuzurechnen ist, den Preis für seine stille Rolle als Kommissar des Münchner »Polizeiruf«-Krimis erhalten hat und eine vollkommen seriöse Dankesrede gehalten haben soll: Was ist extreme Humorbegabung? Wenn man eine Million Witze kennt (Fips Asmussen)? Wenn man ein komisches Genre für immer geprägt hat (Loriot, Polt, Schneider)? Wenn ein Werk fester Teil generationsübergreifenden Kollektivbewußtseins ist (Otto)? Oder ist einer extrem humorbegabt dann, wenn er nie etwas übelnimmt, nicht mal den Unsinn in der Süddeutschen, der man die Ranschmeiß- und Krawallvokabel »extrem« halt auch mal ganz humorlos um die Ohren hauen müßte?