Humorkritik | Februar 2012

Februar 2012

Bucks leere Versprechungen

Falls Sie sich an Sidney Pollacks »Tootsie« erinnern, brauche ich die Handlung von Detlev Bucks »Rubbeldiekatz« nicht zu referieren. Abgesehen davon, daß hier keine Krankenhausserie in New York gedreht wird, sondern ein amerikanisches Nazi-Melodram in Berlin. Und daß nicht Dustin Hoffman sich als Frau verkleidet, sondern Matthias Schweighöfer. Der macht das aber auch ganz ansehnlich. Und der Vorspann ist hübsch.

Damit kommen wir schon zu dem, was mir an »Rubbeldiekatz« nicht gefallen hat: Die Schauspielerregie war mir zu krawallig, die Bildeffekte zu wahllos, zu viele Zeitlupen u. dergl. Das Grundübel ist jedoch klar das Drehbuch, für das Buck mitverantwortlich zeichnet: kein einziger Charakter plausibel, alle magischen Momente verschenkt, vom Prolog bis zum Finale. Warum muß Schweighöfer die Frauenrolle überhaupt annehmen? Warum kehrt Alexandra Maria Lara am Ende zu ihm zurück? Kein Druck, kein Schwung, keinerlei Folgerichtigkeit. Wenn man sich schon derart auf eine Zufallsdramaturgie verläßt, müssen die Einfälle drei Klassen besser sein. Und der arme Max Giermann gibt zwar einen brauchbaren Hitler, aber was spielt er, wenn er nicht Hitler ist? Einen Schauspieler, der nicht aus seiner Rolle findet? Oder einen Parodisten, der nicht weiß, wen er parodieren soll? Mir hat er leid getan, genauso wie der Rest der Mannschaft. Selbst der amerikanische Regisseur war eine peinliche Charge.

Tut mir leid, aber wenn Buck behauptet, ihm komme es stets auf die Geschichte an, muß ich sagen: Was er mit dieser gemacht hat – falls in diesem Zusammenhang ein Lubitsch-Zitat erlaubt ist –, das haben die Deutschen früher mit Polen gemacht. Und zwar vergleichsweise flott; Buck braucht immerhin fast zwei Stunden, um sein Zerstörungswerk zu vollenden. Oder um es mit den Worten der Damen zu sagen, die im Kino hinter mir saßen: »Na ja…« Netter kann man es wirklich nicht ausdrücken. Ich zumindest nicht.

  

Aktuelle Startcartoons

Heftrubriken

Briefe an die Leser

 Gude, Fregatte »Hessen«!

Du verteidigst Deutschlands Demokratie zur Zeit im Roten Meer, indem Du Handelsrouten vor der Huthi-Miliz schützt. Und hast schon ganz heldenhaft zwei Huthi-Drohnen besiegt.

Allerdings hast Du auch aus Versehen auf eine US-Drohne geschossen, und nur einem technischen Fehler ist es zu verdanken, dass Du nicht getroffen hast. Vielleicht ein guter Grund für die USA, doch nicht auf der Erfüllung des Zwei-Prozent-Ziels zu beharren!

Doppelwumms von Titanic

 Hey, »Zeit«,

Deine Überschrift »Mit 50 kann man noch genauso fit sein wie mit 20«, die stimmt vor allem, wenn man mit 20 bemerkenswert unfit ist, oder?

Schaut jetzt gelassener in die Zukunft:

Deine Titanic

 Genau einen Tag, Husqvarna Group (Stockholm),

nachdem das ungarische Parlament dem Nato-Beitritt Schwedens zugestimmt hatte, mussten wir was auf heise.de lesen? Dass auf Deinen Rasenmähern der »Forest & Garden Division« nach einem Software-Update nun der alte Egoshooter »Doom« gespielt werden kann!

Anders gesagt: Deine Divisionen marodieren ab sofort nicht nur lautstark mit Rasenmähern, Traktoren, Motorsägen, Motorsensen, Trennschleifern, Rasentrimmern, Laubbläsern und Vertikutierern durch unsere Gärten, sondern zusätzlich mit Sturmgewehren, Raketenwerfern und Granaten.

Falls das eine Demonstration der Stärke des neuen Bündnispartners sein soll, na schön. Aber bitte liefere schnell ein weiteres Software-Update mit einer funktionierenden Freund-Feind-Erkennung nach!

Hisst die weiße Fahne: Titanic

 Sie, Victoria Beckham,

Sie, Victoria Beckham,

behaupteten in der Netflix-Doku »Beckham«, Sie seien »working class« aufgewachsen. Auf die Frage Ihres Ehemanns, mit welchem Auto Sie zur Schule gefahren worden seien, gaben Sie nach einigem Herumdrucksen zu, es habe sich um einen Rolls-Royce gehandelt. Nun verkaufen Sie T-Shirts mit dem Aufdruck »My Dad had a Rolls-Royce« für um die 130 Euro und werden für Ihre Selbstironie gelobt. Wir persönlich fänden es sogar noch mutiger und erfrischender, wenn Sie augenzwinkernd Shirts mit der Aufschrift »My Husband was the Ambassador for the World Cup in Qatar« anbieten würden, um den Kritiker/innen so richtig den Wind aus den Segeln zu nehmen.

In der Selbstkritik ausschließlich ironisch: Titanic

 Hallo, faz.net!

»Seit dem Rückzug von Manfred Lamy«, behauptest Du, »zeigt der Trend bei dem Unternehmen aus Heidelberg nach unten. Jetzt verkaufen seine Kinder die Traditionsmarke für Füller und andere Schreibutensilien.« Aber, faz.net: Haben die Lamy-Kinder nicht gerade davon schon mehr als genug?

Schreibt dazu lieber nichts mehr: Titanic

Vom Fachmann für Kenner

 Wenn beim Delegieren

schon wieder was schiefgeht, bin ich mit meinen Lakaien am Ende.

Fabio Kühnemuth

 Teigiger Selfcaretipp

Wenn du etwas wirklich liebst, lass es gehen. Zum Beispiel dich selbst.

Sebastian Maschuw

 Treffer, versenkt

Neulich Jugendliche in der U-Bahn belauscht, Diskussion und gegenseitiges Überbieten in der Frage, wer von ihnen einen gemeinsamen Kumpel am längsten kennt, Siegerin: etwa 15jähriges Mädchen, Zitat: »Ey, ich kenn den schon, seit ich mir in die Hosen scheiße!«

Julia Mateus

 Dünnes Eis

Zwei Männer in Funktionsjacken draußen vor den Gemüsestiegen des türkischen Supermarkts. Der eine zeigt auf die Peperoni und kichert: »Hähä, willst du die nicht kaufen?« Der andere, begeistert: »Ja, hähä! Wenn der Esel dich juckt – oder nee, wie heißt noch mal der Spruch?«

Mark-Stefan Tietze

 Überraschung

Avocados sind auch nur Ü-Eier für Erwachsene.

Loreen Bauer

Vermischtes

Erweitern

Das schreiben die anderen

Titanic unterwegs
25.04.2024 Köln, Comedia Max Goldt
27.04.2024 Schwerin, Zenit Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
28.04.2024 Lübeck, Kolosseum Martin Sonneborn mit Sibylle Berg
29.04.2024 Berlin, Berliner Ensemble Martin Sonneborn mit Sibylle Berg