Humorkritik | August 2012
August 2012
Strindbergs Satire
August Strindberg wird hierzulande vor allem als eine Art Vorläufer seines schwedischen Landsmanns Ingmar Bergman gesehen – einer, der viel Theater gemacht hat um das, was Bergmans Filme zeigen: Szenen vieler Ehen, deren Tragik – vor allem für den Betrachter – darin liegt, daß die Betroffenen einfach nicht voneinander lassen können.
Diese Quälereien sind nicht komisch.
Der Roman »Das Rote Zimmer«, den Strindberg 1879 als 30jähriger vorlegte, war dagegen durchaus komisch gemeint: eine klassische Satire, und als solche für mich insofern interessant, als deren Wirkung, allen guten Ansätzen und bewährten Sujets zum Trotz, für mich keine komische ist.
Liegt’s vielleicht an der zeitlichen und räumlichen Distanz, die uns als heutige deutsche Leser vom Schweden des ausgehenden 19. Jahrhunderts trennt? Und die auch dreihundert Fußnoten, die der Neuausgabe bei Manesse angefügt sind, nicht wesentlich zu verkürzen vermögen?
Liegt es am enormen Anspruch einer auf Vollständigkeit angelegten panoramiden Gesamtschau auf diese Gesellschaft? Oder vielmehr an der Haltung des Autors, der sich aus chronischer Gekränktheit und tiefer Verletztheit zu einer gottähnlichen Engelsperspektive aufschwingt, die es ihm erlaubt, alles, was er wahrnimmt, geradezu fanatisch karikierend darzustellen und gnadenlos abzuurteilen?
Für gewöhnlich stellt solche Fragen nur der, dem die Antwort schon auf der Zunge liegt; meine sind jedoch durchaus nicht rhetorisch gemeint. Ich weiß wirklich nicht, warum auch Strindbergs teilweise rasante Prosa so quälend ist. Daß der Mangel an Selbstironie uns auch in diesem Fall den Spaß verdirbt, halte ich indes für höchst wahrscheinlich.