Humorkritik | August 2012
August 2012
Bedingtes Muß
Für die Freunde des besonderen, abseitigen, man könnte schon sagen, seltsamen Films habe ich einen Tip, den ich nicht ohne Vorwarnung aussprechen möchte. Denn das fragliche Werk verlangt dem Betrachter neben einem gerüttelten Maß an Geduld auch eine großzügige Auslegung der Glaubwürdigkeitsgrenzen ab.
Der Film heißt »Cheyenne – This Must Be The Place«, ist kaum ein Jahr alt und so fern aller Erfolgsaussichten produziert, daß ich davon ausgehe, daß nur sehr wenige ihn gesehen haben, was ich in mancher Hinsicht bedauerlich finde.
Die erste halbe Stunde ist ganz der Vorstellung des Titelhelden gewidmet: Der ehemalige Rockstar Cheyenne hat sich aus dem Musikgeschäft in die Nähe von Dublin zurückgezogen, wo er mit seiner Frau ein Herrenhaus bewohnt. Er sieht noch aus wie in seiner aktiven Zeit (nur Jahrzehnte älter) und tut wenig (oder gar nichts).
Erst die Nachricht vom Tode seines Vaters, der in New York gelebt hat, setzt eine Art Handlung in Gang, von der ich nichts verraten möchte. Ich möchte nämlich jedem, der meiner Empfehlung bis hierher getraut hat, die Überraschung, ja Fassungslosigkeit gönnen, die mich beinah davon abhielt, die restlichen eineinhalb Stunden anzuschauen.
Nur wer ein ähnliches Vergnügen an Sean Penns Körpersprache (eine Art Johnny Depp ohne Augenklappe, dafür aber in Superzeitlupe) und den Dialogen (von simpsonesker Absurdität und mithin Folgerichtigkeit), den plakativ leuchtenden Tableaus und der mit leichter Hand und leiser Ironie eingestreuten Musik (nicht zufällig erinnern beide Elemente an David Byrnes Film »True Stories«) zu entwickeln vermag, wird nicht enttäuscht werden, seinen Spaß an der vordergründigen Komik haben, den Hintergrund nicht allzu ernst nehmen und mir am Ende gar dankbar sein für diesen Hinweis, für dessen Berechtigung ich natürlich in diesem sehr speziellen Fall keine Gewähr übernehmen möchte.