Humorkritik | März 2008
März 2008
Luxus contra Hartz IV
Knud Kohr, an dessen taz- und Junge-Welt-Artikel ich mich gern erinnere, firmiert als Drehbuchautor der Kinokomödie »Der letzte macht das Licht aus«, und meine entsprechend freudigen Erwartungen wurden nicht enttäuscht. Sophie Rois produzierte eine brimboriumfreie realistische Schnurre, deren Hauptfiguren beiderlei Geschlechts um so eher für komische Effekte gut sind, als sie durchaus sympathische Züge mit sich rumtragen – geradezu beispielhaft versammelt die Drei-Mann-Reisevorbereitungsstory die Tugenden deutscher Low-budget-Produktionen.
So daß ich selbst erstaunt bin darüber, daß ein ungleich aufwendigerer Drei-Mann-Reisefilm mich sogar noch mehr gefreut hat. »Darjeeling Limited«, ein Film um drei mehr oder weniger dandyhaft-durchgeknallte Brüder, trägt seine ratternde Indien-Bahnirrfahrt derart unbeirrt vor, daß die teilweise vernichtenden Publikumsurteile in Internetforen meine Bewunderung nur bestätigen. Diverse stilistische Kinkerlitzchen – ein zu Werbezwecken wirkungsvoll inszenierter iPod etwa pfuscht Klassikklänge in den genuinen Country-Soundtrack – können Wes Andersons Track Movie letztlich nichts anhaben: Hier schlägt Luxus Hartz IV, jedenfalls diesmal.