Humorkritik | März 2008
März 2008
Borges Erben
Die Karriere des holländischen Entertainers Hans Liberg war bisher an mir vorbeigegangen. Erstaunlich, denn Liberg feiert bereits sein 25jähriges Bühnenjubiläum und hat in den Niederlanden, den USA, Großbritannien und im deutschsprachigen Raum vom Grammy bis zur Rose in Montreux allerhand Preise abgeräumt.
Wie jeder klassische Pianist, der sich mit einem komisch gemeinten Programm auf die Bühne wagt, steht Liberg in der Tradition des großen Dänen Victor Borge, den er nicht nur kopiert, sondern auch ausdrücklich zitiert. Die ersten zwanzig Minuten seiner Show lassen allerdings die Hoffnung keimen, daß er mehr kann: Wie ein Sprinter legt er los, hechelt durchs Programm, verbraucht Material, das Borge mit seinem souverän verschleppten Timing bis zur Pause locker gereicht hätte. Doch der Abend ist um halb neun noch nicht zu Ende. Für die erste Runde reicht Libergs Repertoire, das er durch eine zwölfsaitige Gitarre und eine mittelmäßige Mezzosopranistin streckt. Die zweite Hälfte aber zieht sich, immer stärker wird der Eindruck, einem progressiven Musikpädadogen beizuwohnen, der seinen Schülern demonstrieren möchte, daß klassische Musik nicht langweilig sein muß. Sie wird es aber, und das merkt man den lauen Publikumsreaktionen auch an. Als sich am Ende herausstellt, daß die lange Rampe, die Liberg baut, letztlich zu nichts führt, macht sich Enttäuschung breit, die von der fulminanten Zugabe nur knapp kaschiert wird.
Ich muß schon sagen: Daß ein international erfolgreicher Musikkomiker die Dramaturgie eines »Best of«-Abends so ungeschickt anlegt, wundert mich sehr. Für solche Anfängerfehler war bislang nur Jango Edwards bekannt, doch der hatte, Gerüchten zufolge, nicht nur Energie geladen. Und daß Hans Liberg an diesem Abend die Nase so voll hatte, den Eindruck hatte ich eigentlich nicht.