Humorkritik | September 2007
September 2007
… und was man kaufen soll
den neuen Glavinic doch gleich noch dazu. Er heißt »Das bin doch ich«, ist bei Hanser erschienen und besteht aus penetranten, hochneurotischen Selbstbespiegelungen des eitlen Autors. Glavinic wartet auf einen Verlag für sein Manuskript (»Arbeit der Nacht«), gleichzeitig foltert ihn sein Freund Daniel Kehlmann mit neiderregenden Verkaufszahlen, und die Mutter fragt den Sohn, wann denn er mal so was hinkriege. Verständlicherweise muß der Autor viel leiden, viel trinken und anschließend viele unverschämte E-Mails schreiben, an die er sich am nächsten Morgen nicht mehr erinnert.
Er leidet unter den ungeheuren, aber freilich banalen Zumutungen, die ihm seine Umgebung aufbürdet: Alle wahnsinnigen und durchgedrehten Mitbürger fühlen sich von ihm magisch angezogen und setzen sich im Zug, im Lokal, im Wartezimmer wie selbstverständlich neben ihn. Als begnadeter Hypochonder versucht Glavinic außerdem, beim Ausziehen niemals seine Hoden anzuschauen, aus Angst vor verdächtigen Schwellungen.
Einem von sich selbst besessenen Künstler beim Lamentieren zuhören? Etwas Überflüssigeres und Nichtsnutzigeres ist kaum denkbar, trotzdem wirkt der Text bezwingend charmant. Hier macht sich einer von der ersten bis zur letzten Seite rücksichtslos wichtig und hat auch noch allen Grund dazu, denn ihm ist ein sehr komisches und auf merkwürdige Weise fesselndes Buch gelungen.