Humorkritik | Oktober 2006
Oktober 2006
Straßenkomik
Aus Frechen schreibt mir Tim Wolff: »Weshalb das neue Album des britischen Musikprojektes ›The Streets‹ in den zahlreichen Rezensionen als Weiterentwicklung gefeiert wird, obwohl es mir musikalisch einfalls-ärmer und konventioneller als die beiden Vorgängeralben erscheint, weiß ich nicht so genau. Es muß wohl etwas mit den Texten von Ein-Mann-Bandmitglied Mike Skinner zu tun haben, die vor allem von dessen luzidem Witz leben.
Mir erscheint ›The Hardest Way To Make An Easy Living‹ (Wmi) ein Rückschritt gegenüber der vorherigen CD zu sein. Während auf ›A Grand Don’t Come For Free‹ die elf Songs sowohl jeweils für sich als auch als eine Art Hörspiel über eine gescheiterte Liebesbeziehung funktionieren, sind die neuen Lieder lose vom Grundthema der Reflexion über den neu gewonnen Starruhm des vermeintlich einfachen Kerls von der Straße zusammengehalten. Und darin liegt auch der Mangel: Das Thema ist nicht annähernd neu und wurde schon zu häufig komisch bearbeitet, als daß Aussagen wie etwa jene, daß es als Prominenter einfacher sei, Frauen rumzukriegen, es sei denn sie sind genauso berühmt wie man selbst, originell erscheinen könnten. Abgesehen von vereinzelten Wortspielen (›Those who get hammered won’t nail‹) und einem Refrain, bei dem lateinisches Sprichwort und Skinners schnoddriges Straßen-Englisch aufeinandertreffen, gibt es kaum Erheiterndes. Was einigermaßen schade ist, da ›The Streets‹ schon bewiesen haben, daß sie etwas zu leisten imstande sind, was Popmusik sonst höchst selten gelingt: nämlich einen zum Lachen zu bringen.«