Inhalt der Printausgabe
März 2006
500 Jahre Mohammed im Spiegel der abendländischen Kunst (Seite 5 von 7) |
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Sankt Petersburg, 1913. Kasimir Malewitsch lädt El Lissitzky in sein Atelier ein, um ihm ein Bild zu zeigen, das »bestimmt einen Riesenskandal auslöst, wirst sehen. Und jetzt: Tatata – taaaa!« Mit großer Gebärde zieht er ein Tuch von einer Leinwand, auf der nichts weiter zu sehen ist als ein schwarzes Quadrat auf weißem Grund. »Das Werk trägt den Titel: ›Blick in Mohammeds Hirnkastl‹«, verkündet er und erläutert: »Da ist nämlich nix drinnen in dem ollen Quadratschädel, verstehste, vacuum totalum, hehehe… Das wird die blöden Moslems echt geil schocken.« Er hätte wohl noch länger so haltlos weitergeredet, doch Lissitzky, der als der Besonnenere von beiden gilt, ergreift den Unterarm seines Künstlerfreundes, blickt ihm fest in die Augen und sagt sanft, aber bestimmt: »Kasimir, du bist ein genialer Künstler, aber glaube mir, es wäre klüger, das Bild ›Schwarzes Quadrat auf weißem Grund‹ zu nennen.« Malewitsch ist beleidigt, fügt sich aber. Der Skandal entfällt, das Bild bleibt so unbedeutend, wie es ja auch ist. |
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